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Energiehandelsverband VEH

Hohe Gas- und Heizöl-Preise: Welche Heizungsanlage ist für Immobilienbesitzer jetzt die richtige?

Ein neues Haus soll gebaut werden oder die Heizungsanlage im bestehenden Gebäude streikt – was tun, fragen sich da Verbraucher. Nur auf Wärmepumpen zu setzen, so einfach sei das nicht, sagt der Mannheimer Energiehandelsverband VEH.

Ein Schlauch mit Stutzen liegt für die Heizöllieferung in der Auffahrt eines Kunden.
Öl fürs Wohnhaus: 35 Prozent des Bestandes werden in Baden-Württemberg noch mit Öl beheizt. Das betrifft 3,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Der Branchenverband VEH fordert Future-Brennstoffe auch für bestehende Ölheizungen. Foto: David Inderlied/dpa

Alles nicht gut: Scharenweise haben Gasversorger die Preise erhöht. Heizöl ist so teuer wie zuletzt 2018. Zur steigenden Kohlendioxid-Abgabe gibt es Missverständnisse.

Und irrtümlicherweise meinen auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher, dass gesetzlich ab 2026 der Einbau von neuen Ölheizungen verboten ist. „Natürlich ist der Verbraucher verunsichert“, sagt Hans-Jürgen Funke.

Funke ist Geschäftsführer des Energiehandelsverbandes VEH (Mannheim), hinter dem 400 Brennstoff- und Mineralölhändler in fünf Bundesländern stehen – etliche waren früher Kohle-Händler, haben also schon den zurückliegenden Wandel gemeistert.

Welche Zukunft haben synthetische Brennstoffe?

Funke fordert als Lobbyist einmal mehr, für eine erfolgreiche Energiewende auch klimaneutrale synthetische Brennstoffe zu nutzen. Hier sieht er sich von der neuesten Studie der Deutschen Energieagentur (dena) bestätigt, die die Politik berät. „Wir können nicht nur auf ein Pferd setzen“, sagt Funke – er meint damit die Elektrifizierung.

An den vom VEH propagierten Future-Fuels sind beispielsweise die Karlsruher Raffinerie MiRO und das KIT dran. Das Start-up Ineratec, ebenfalls in Karlsruhe beheimatet, baut beispielsweise in Frankfurt eine entsprechende Anlage. Es sei einiges in Bewegung, auch im Ausland. Das reiche aber nicht. Funke: „Uns fehlen Mengen, wir brauchen weitere Investoren. Wir brauchen den Markthochlauf.“

Die bislang teuren Future-Fuels haben, neben dem Umweltaspekt, einen großen Vorteil: Sie können von vorhandenen Tanklastern transportiert und in bestehenden Brennern eingesetzt werden.

Doch diese synthetischen Brennstoffe sind – zumindest für den Masseneinsatz – eben noch Zukunftsmusik. Was soll also der Verbraucher tun, der sich aktuell entscheiden muss? „Es hängt vom Einzelfall ab“, sagt Funke. Bei einem Neubau sei in den meisten Fällen eine Wärmepumpe sinnvoll. „Das kann man nicht mehr wegdiskutieren.“

Missverständnisse bei der Kohlendioxid-Abgabe

Und in Altbauten? Ersetzen durch eine moderne Gas-Brennwert-Heizung, wenn eh der Gasanschluss vorhanden ist, meint Funke. „Das gleiche gilt meiner Meinung nach auch für die Ölheizung.“ Er selbst habe seine Ölheizung vor zwei Jahren erneuert. Aus seiner Sicht werden alle Energieträger teurer. „Bei Strom wird es nicht anders sein“, vermutet Funke.

Mit einem Irrtum – konkret zur Kohlendioxid-Abgabe auf fossile Brennstoffe – will er aufräumen: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher meinen, dass nach einem Aufschlag von 7,9 Cent pro Liter Heizöl in diesem Jahr noch weitere 9,5 Cent im folgenden Jahr oben drauf kämen. Dabei sind diese 9,5 Cent der Aufschlag gegenüber dem Basisjahr 2020.

Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Energieverbandes VEH.
Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Energieverbandes VEH. Foto: VEH

Die Investition in eine neue Heizungsanlage ist eine langfristige Sache. Beim Auto hingegen kann ein Verbraucher für zwei, drei Jahre einen Neuwagen mit Verbrennungsmotor leasen, wenn er in Sachen E-Mobilität flexibel bleiben will. Viele machen das auch.

Bei einer fest installierten Heizung funktioniert das nicht so einfach. Der Markt sei träge, auch weil das Handwerk nur begrenzte Kapazitäten hat. „Öl und Gas werden auch künftig eine gewisse Rolle spielen müssen, wenn wir die Häuser warm haben wollen“, sagt Funke. Für ihn dabei ein Argument: In Baden-Württemberg werden 35 Prozent des Wohnhausbestandes mit Öl beheizt – das betrifft 3,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

Hybridheizung nutzt Strom und Heizöl

Innovationen begrüße er, sagt Jörg Lenk, der Technik-Experte beim VEH. Er nennt dafür ein Beispiel: So wird in Wolfhagen bei Kassel Hybridtechnik eingesetzt. Das Gerät im Haus prüft, ob die Wärme günstiger mit Strom oder mit Heizöl produziert werden kann. Hinzu kommen ein Stromspeicher und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Zurück zur aktuellen Preissituation bei Erdgas und Heizöl: Beim Gas könne der Verbraucher versuchen, einen günstigeren Anbieter zu finden, sagt Funke. Nach seiner Meinung sollte die Politik zwar nicht in den Markt eingreifen. Wenn es aber zu finanziellen Engpässen kommt, müsse sie Bedürftigen helfen.

Beim Heizöl verweist er auf die Niedrigpreise aus dem Jahr 2020, als zahlreiche Hauseigentümer die Tanks bis zur Oberkante füllen ließen. „Viele haben bis heute nicht die Notwendigkeit nachzutanken. Sie profitieren von den hohen Beständen.“

VEH-Chef rechnet mit sinkenden Heizölpreisen

Wer also gut über den Winter kommt, könne sich mit einer Bestellung zurückhalten – Funke geht davon aus, dass die Heizölpreise im Laufe des kommenden Jahres wieder sinken, wenn ein größeres Angebot auf den Markt kommt. Wer nicht mehr genügend Vorrat hat, solle jedoch wegen der relativ langen Lieferzeiten rechtzeitig ordern. Funke: „Ich muss den Tank ja nicht randvoll füllen.“

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