Skip to main content

Viele setzen auf Doc Internet

Krankheits-Recherche im Netz ist ein zweischneidiges Schwert

61 Prozent recherchieren nach dem Arztbesuch im Internet ihre Diagnose. 53 Prozent bereiten sich im Netz auf einen Termin beim Mediziner vor. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Die Vertretung der Ärzteschaft sieht in der Selbstrecherche ein zweischneidiges Schwert.

 Ein Arzt hält ein Stethoskop in der Hand.
Vor dem Arztbesuch erst einmal ins Internet: 53 Prozent handeln so, das ergab eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Foto: Patrick Seeger/dpa

Doc Internet ist gefragt: Jeder Zweite recherchiert mehr oder wenig häufig im Internet zu Krankheitssymptomen, um sich so auf einen Besuch bei seinem Arzt vorzubereiten. Dies ergab eine repräsentative Befragung des Digitalverbandes Bitkom (Berlin) unter 1.193 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Frauen greifen dabei mit 61 Prozent häufiger als Männer (45) zum Smartphone, Tablet oder zur Computer-Tastatur.

„Es ist sicher gut, wenn man sich auf den Arztbesuch vorbereitet”, sagt Swantje Middeldorff. Sie ist stellvertretende Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (Stuttgart), die für die Organisation der ambulanten medizinischen Versorgung verantwortlich ist.

Oft vergesse der Patient die ein oder andere Frage, wenn er beim Arzt ist. „Also besser vorher aufschreiben”, gibt Middeldorff als Tipp.

Mit vorgefasster Meinung zum Arzt – das kann ein Problem sein

Die Selbst-Recherche kann aus Sicht der Expertin aber einen gravierenden Nachteil haben: wenn ein Patient mit einer vorgefassten Meinung zum Arzt kommt und diesem nicht mehr glaubt. Das weltweite Netz bietet in der Tat eine riesige Vielfalt – von einer wissenschaftlichen medizinischen Abhandlung bis hin zur Laien-Medizin.

Wer Symptome zu Kopfschmerzen sucht, ist manchmal nur wenige Klicks von einem Gehirntumor entfernt. „Auf die Quelle achten”, empfiehlt Middeldorff daher.

„Bei den Gesundheits-Apps gibt es Licht und Schatten”
Swantje Middeldorff, stellvertretende Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg

Ariane Schenk, Bitkom-Expertin für Gesundheit im Netz („E-Health”), weist auf Apps von Jungunternehmen hin, „mit denen sich Verbraucher mit hoher Genauigkeit über ihre Symptome und Therapien informieren können”. Middeldorff rät auch hier, genau hinzuschauen. „Bei den Apps gibt es Licht und Schatten.”

Zweitmeinung ist vielen Patienten wichtig

Laut der Bitkom-Studie ist jenen Patienten, die nach einem Arztbesuch im Netz oder in einer App zu ihrer Diagnose oder zu verschriebenen Medikamenten suchen, in erster Linie eine Zweitmeinung wichtig. 66 Prozent nennen dies als Grund. Eine Zweitmeinung lasse sich aber auch bei einem realen Arzt einholen, sagt Middeldorff. „Bei einem schwierigen Krankheitsbild ist das immer sinnvoll.”

Ein Resultat der Befragung lässt die Kassenärztliche Vereinigung aufhorchen: Nahezu jeder Dritte (31 Prozent) gab an, die Erläuterungen des Arztes nicht verstanden zu haben – und recherchiert deshalb im Internet. Es könne zwar nicht schaden, wenn ein Patient Fachbegriffe googelt, sagt Middeldorff im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Unser Anspruch ist aber, dass der Patient ausreichend in der Arztpraxis informiert wird .” Falls der Patient unsicher ist, solle er ruhig nachhaken. Dass so mancher diesen Erklärungsbedarf hat, sei dem Takt in vielen Arztpraxen geschuldet, räumt Middeldorff rein.

nach oben Zurück zum Seitenanfang