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Eisenbahnfreunde

Wegen Ukraine-Krieg: Höhere Essenspreise auf dem Pforzheimer Bahnhofsfest

Die Eisenbahnfreunde Pforzheim wollen mit dem Bahnhofsfest und den Eisenbahntagen am Wochenende viele Besucher anlocken. Doch auch sie spüren die Auswirkungen des Krieges.

Besucher des Bahnhofsfest in Weißenstein konnten ihre Runden auf einer Miniatur-Dampfeisenbahn der Pforzheimer Eisenbahnfreunde drehen.
Besucher des Bahnhofsfest in Weißenstein konnten ihre Runden auf einer Miniatur-Dampfeisenbahn der Pforzheimer Eisenbahnfreunde drehen. Foto: Dominic Körner

Eine schwierige Vorbereitung, weniger Besucher und höhere Preise: Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges waren am Donnerstag auch auf dem Bahnhofsfest in Weißenstein spürbar.

In den vergangenen Jahren waren bis zu 2.500 Menschen gekommen. „So viele werden es diesmal nicht sein“, sagte Andreas Richter, Schriftführer der Eisenbahnfreunde Pforzheim, zum verhaltenen Festauftakt.

„Gut möglich, dass einige wegbleiben, weil sie sparen müssen“, vermutete Richter mit Blick auf die gestiegenen Lebensmittelpreise und Energiekosten.

Auch die Eisenbahnfreunde haben auf die Entwicklung reagiert. „Wir mussten die Essenspreise um 20 Prozent erhöhen“, sagte Richter. „Anders geht es nicht.“ Man habe „große Probleme gehabt, überhaupt Frittierfett für die Pommes zu bekommen“.

Historische Traktoren ziehen beim Bahnhofsfest in Weißenstein viele Blicke auf sich

Am Mittag war der Biergarten vor dem Bahnhofsgebäude, der bis zu 500 Menschen Platz bietet, noch mäßig gefüllt. Bei zünftiger Blasmusik durch den Musikverein Unterreichenbach drehten Kinder ihre Runden auf der kleinen Dampfeisenbahn.

Anita Barth aus Ötisheim auf ihrem historischen Traktor der Firma Hürlimann beim Bahnhofsfest der Eisenbahnfreunde Pforzheim.
Anita Barth aus Ötisheim auf ihrem historischen Traktor der Firma Hürlimann. Foto: Dominic Körner

Besitzer historischer Traktoren stellten ihre Schmuckstücke aus. Zu den Gästen zählten auch Anita Barth und ihr Mann Peter. Das Ehepaar aus Ötisheim zog bei der Ankunft mit seinen beide knallroten Traktoren Marke Hürlimann viele Blicke auf sich.

Die beiden Hunde Emma und Daisy fuhren mit. „Auf den Traktoren kann man einfach runterkommen und entspannen“, sagte Anita Barth.

Mit einer Modelleisenbahn kann man in der Schule niemanden mehr beeindrucken.
Andreas Richter, Schriftführer der Eisenbahnfreunde Pforzheim

Mit seinen Gefährten verreist das Ehepaar sogar – etwa an die Mosel. Das erfordert Geduld: Die Höchstgeschwindigkeit der Traktoren im Wert von rund 10.000 Euro liegt bei 25 Stundenkilometern.

Auch am Wochenende sind die Pforzheimer Eisenbahnfreunde in Feierstimmung. Bei den Eisenbahntagen am Samstag von 14 bis 19.30 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr steht das Vereinsheim Besuchern offen.

„Normalerweise findet die Veranstaltung im Januar statt“, erklärte Richter. „Wegen Corona haben wir sie auf dieses Wochenende gelegt.“

Auf rund 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche können Gäste den Bahnhof so bewundern, wie er zu seiner Blütezeit in den 1920er Jahren einmal ausgesehen hat.

Eisenbahnfreunde Pforzheim zeigen am Wochenende ihre Modelleisenbahnen

Die Eisenbahnfreunde hatten das 150 Jahre alte und teilweise durch einen Brand zerstörte Gebäude vor 30 Jahren gekauft und liebevoll wieder aufgebaut. Auch die Festeinnahmen sollen laut Richter in die Bahnhofssanierung fließen.

Hinter den dicken Gebäudemauern lassen die von Vereinsmitgliedern gebauten Modelleisenbahnen Liebhaber-Herzen höherschlagen. Das Prunkstück: ein Nachbau des eigenen Bahnhofs. „Daran haben fünf Leute mehrere Jahre gearbeitet“, sagte Richter.

Allein mehr als 2.000 Miniatur-Nadelbäume mussten für die Bahn gebastelt werden. „Das war eine Fleißarbeit“, sagte der Schriftführer schmunzelnd.

Das Hobby ist nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv. Laut Richter verlangt ein professioneller Modelleisenbahn-Bauer rund 1.000 Euro pro Quadratmeter. In Weißenstein basteln die Mitglieder selbst, aber auch für das Material liegt der Quadratmeterpreis bei rund 200 bis 300 Euro.

Die größte Modelleisenbahn steht im Untergeschoss: Dort fahren Miniatur-Dampfloks über 250 Meter Gleisstrecke. Bauzeit: 2.000 Stunden, bei elf Personen. „Eine Lok kostet einen mittleren vierstelligen Betrag“, erklärte Richter.

In seine Begeisterung mischen sich indes auch sorgenvolle Töne. „Leider haben wir nur wenig Nachwuchs“, sagte er. „Mit einer Modelleisenbahn kann man spätestens ab der Pubertät in der Schule niemanden mehr beeindrucken“.

Richter sieht aber auch ein gesellschaftliches Problem: „Heute kümmern sich viele Menschen vor allem um sich, das Vereinsengagement hat nachgelassen.“

Immerhin – zumindest bei den ganz jungen Besuchern wie beim neunjährigen Leon aus Mühlacker war die Freude über die Bahnen groß: „Ich finde sie super und will auch eine für zu Hause!“

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