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Kreativität zu 50 Jahren Fusion

Bemalt, geschnitzt, mit Ornamenten: Stelen in Niefern-Öschelbronn zum Fusions-Jubiläum

Sie sind bemalt, geschnitzt oder mit Ornamenten versehen. Die Stelen, die seit kurzem an verschiedenen Standorten in der Gemeinde Niefern-Öschelbronn zu sehen sind, finden schon jetzt viel Beachtung. Was es damit auf sich hat, erklärt eine Bildtafel.

Stelenweg in Niefern-Öschelbronn
Touristische Attraktion: Entlang des Radwegs zwischen Niefern und Öschelbronn haben Vereine, Firmen und Privatpersonen Stelen bearbeitet, die die Gemeinde kostenlos ausgegeben hat. Anlass ist die vor 50 Jahren vollzogene Fusion. Foto: Herbert Ehmann

Sie sind bemalt, geschnitzt, mit Ornamenten versehen oder mit Applikationen verziert: die farbenfrohen, fantasie- und kunstvoll gestalteten 1,20 Meter hohen Stelen, die seit kurzem den Radweg zwischen Niefern und Öschelbronn säumen, ziehen an diesem kalten Apriltag junge Familien und Spaziergänger gleichermaßen an.

Die Hingucker haben eine konkrete Aussage. Alexandra Zimmer begreift den Sinn sofort, nachdem sie mit ihren fünf und drei Jahre alten Töchtern Nora und Hanna die vielleicht 800 Meter lange Strecke abgelaufen ist. „Wir wohnen seit einem Jahr hier und haben gar nicht richtig gemerkt, dass Niefern und Öschelbronn eine Gemeinde sind“, sagt die junge Mutter.

Anfangs lief es etwas zäh, aber dann machten immer mehr mit

Das von Bürgermeisterin Birgit Förster (parteilos) und dem Künstler Ralf Krause angestoßene Projekt zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde soll genau das zum Ausdruck bringen: Die Ortsteile gehören zusammen – nicht entweder Niefern oder Öschelbronn, sondern sowohl als auch.

„Gegensätze verbinden“ heißt das Motto dieser Aktion, zu der die Gemeinde im vergangenen Herbst die Bevölkerung aufgerufen hat, rund 290 kostenlos ausgegebene Stelen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es bedurfte zunächst mehrfacher Aufforderung im Gemeindeblatt. „Es lief anfangs zäh“, erinnert sich Martin Rescheleit, der an der Volkshochschule Töpferkurse anbietet und mit seiner Frau Gabi mehrere Stelen gestaltet hat.

Johanneshaus hat 20 Stelen bearbeitet

Aber inzwischen haben sich viele Vereine, Firmen, Kindergärten, die Realschule und Einzelpersonen beteiligt und so einen eindrucksvollen Skulpturenweg geschaffen, der schon bald zur touristischen Attraktion werden dürfte. Weitere Stelen stehen bei der Gärtnerei Geiger und zwischen der Enzbrücke und der Bundesstraße 10. Etliche sind auch noch in der Mache.

Silke Engelsberger, bei der Gemeinde für Vereine und Veranstaltungen zuständig, freut sich darüber, dass die Aufforderung, ein „bildhaftes Zeichen zu setzen“, mittlerweile großen Zuspruch gefunden hat. Auch die Mitarbeiter des Bauhofs, die kürzlich die Fundamente der Stelen 70 Zentimeter tief im Boden verankerten, seien nach anfänglicher Skepsis begeistert von dem Gemeinschaftswerk.

Eine Aktion zum Gemeindejubiläum

Nachdem die Pandemie eine große Jubiläumsfeier wohl nicht zulässt, dient der Skulpturenweg als eine von mehreren Aktionen, um an den 1. August 1971 zu erinnern, als sich die beiden einst selbstständigen Gemeinden – hier das ländliche Öschelbronn, dort das eher städtische Niefern – freiwillig zusammenschlossen.

Eine Stele zeigt einen lilafarbenen Mond, jene daneben wird von einer Sonne gekrönt. In unmittelbarer Nähe stehen die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft auf ihren Vierkanthölzern – alles Werke des Johanneshauses. In den Ortsfarben hat Bürgermeisterin Förster ihre Stele in grün und gelb gestaltet mit blauen Händen, die beide Teile umschließen und ineinander greifen.

Das Johanneshaus hatte gleich 20 Stelen bestellt. Dessen Bewohner gingen unter Anleitung der Kunsttherapeutin Gisela Krieger und der Leiterin des Betreuten Wohnen, Marta Glowiak, ans Werk. „Menschen aus allen Bereichen haben mitgemacht – leicht und schwer demente sowie“, berichtet Krieger das Besondere dabei. Wegen Corona hätte sie nur mit zwei Bewohnern gleichzeitig arbeiten können. Doch seien alle begeistert bei der Sache gewesen. Glowiak spaziert mit den Bewohner nun gerne den Stelenweg entlang und stellt regelmäßig fest, wie stolz diese auf ihre Arbeiten sind.

Bauamtsleiter Uwe Engelsberger steuert unter anderem eine Kasperle-Stele bei und spielt damit auf seine ehrenamtliche Nebentätigkeit als Puppenspieler an. Eine Stele mit Ritter und Drachen aus Ton hat Martin Rescheleit gestaltet und Vorlagen für die vier Abteilungen des Gesangverein Freundschaft Öschelbronn hergestellt. „Es war nicht einfach, die Leute zur gemeinsamen Arbeit zu motivieren“, erklärt der Hobbykünstler mit Blick auf das brachliegende Vereinsleben wegen Corona. „Wenn sich dann aber doch Leute treffen, wird es immer kreativ.“

Wenn sich dann doch Leute treffen, wird es kreativ.
Martin Rescheleit, Hobbykünstler

Die Feuerwehr spielt mit ihrer Stele auf ein Kapitel Ortsgeschichte an, als schwäbische (Öschelbronn) und badische (Niefern) Wehren nicht zusammenarbeiten konnten, weil die Kupplungen nicht passten. „Eine Kupplung verbindet“ haben die Feuerwehrleute unter ihr Werk geschrieben. Der Verein Alte Schmiede präsentiert Werke. Künstler Ralf Krause hat drei Stelen hergestellt.

Ebenso viele stammen auch von Joachim Kilian, der eine kleine Galerie betreibt. Eine seiner Skulpturen, eine Verbindung aus Holz und Metall, zeigt eine große eiserne Blüte, die auseinandergerissen und wieder zusammengesetzt ist. Er findet das Gemeindeprojekt „super“. „Es beweist wieder einmal, dass unter der Bevölkerung viel verdecktes Engagement und Kreativität steckt, das man nur manchmal herauskitzeln muss.“

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