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Moderne Gedenkstätte

Bestattungswald in Niefern-Öschelbronn eröffnet

Der Bestattungswald liegt hinter dem neuen Friedhof am Streiflingsweg, wo Schilder auf den Ruheort hinweisen. Bei der Einweihung gab es auch kritische Töne.

Menschen im Wald
Zahlreiche Besucher kommen zur Einweihung des Bestattungswaldes. Rechts im Bild der evangelische Pfarrer Michael Schaan und die katholische Gemeindereferentin Simone Hering. Foto: Harald Bott

Die Art der Bestattung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Dem trägt die Gemeinde Niefern-Öschelbronn nun mit der Einrichtung eines Bestattungswaldes Rechnung. Am Freitagnachmittag wurde dieser offiziell eingeweiht.

„Das Projekt ist etwas ganz Besonderes“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Erik Schweickert (FDP) zur Begrüßung der rund 90 Gäste, darunter auch viele Gemeinderäte. Als er vor rund 25 Jahren in den Gemeinderat gewählt worden sei, habe das Verhältnis von Feuer- zu Erdbestattungen noch bei 50/50 gelegen. Heute seien 70 Prozent Urnenbestattungen. Aber nicht nur dieser Entwicklung, so Schweickert weiter, auch geänderten Wünschen der Menschen wolle man mit dem Bestattungswald Rechnung tragen.

Grabschmuck ist im Bestattungswald Niefern-Öschelbronn nicht gestattet

Allerdings greifen strenge Regulierungen. So könnten sich dort nur Menschen beerdigen lassen, die einen engen Bezug zur Gemeinde hätten, so Schweickert. Auch das Aufstellen von Kerzen, das Ablegen von Blumen oder anderen Gegenständen sei nicht erlaubt. Lediglich eine schlichte schwarze Tafel soll daran erinnern, dass dort ein Mensch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Diese bleibt dann 15 Jahre erhalten; eine Verlängerung ist nicht möglich. Die Urnen selbst verrotten bereits nach zwei Jahren.

Der Bestattungswald liegt hinter dem neuen Friedhof am Streiflingsweg, wo Schilder auf den Ruheort hinweisen. Von dort führt eine Forststraße rund 100 Meter zu einer kleinen Lichtung, auf der sich ein Stehpult aus Holz und Bänke finden. Dort soll künftig zudem ein spezielles Regenbogensymbol auf die Bestimmung des Ortes hinweisen. Im Umfeld dieses Platzes, auf einer Fläche von derzeit rund 1,5 Hektar, sind 50 Bäume für die Bestattung ausgewiesen. Dabei handelt es sich um Buchen, Eichen, Linden und Kirschbäume im Alter von 50 bis 100 Jahren. Die Bäume selbst sind nicht über Wege erreichbar. Für die Reinigung schmutziger Schuhe, scherzte Schweickert, sei im Haushalt der Gemeinde kein Etat vorgesehen.

Anschließend las die katholische Gemeindereferentin Simone Hering aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther. Der evangelische Pfarrer Michael Schaan wies darauf hin, dass es sich bei der Bestattung um keine dezidiert christliche Form handele. Dennoch sei die Kirche bereit, auch diese zu begleiten.

Gründe für die Wahl einer Baumbestattung sieht er in dem Wegfall der Grabpflege, geringeren Kosten und einer Natursehnsucht. Dennoch bedauere er, dass Menschen auf diese Art „wie Tiere“ beigesetzt würden. Er betonte die Wichtigkeit eines Ortes für die Trauerarbeit der Hinterbliebenen. Selbst auf den anonymen Gräbern auf den Friedhöfen fänden sich immer zahlreiche Kerzen und andere Gegenstände.

Bestattungswälder gibt es seit 1999 in der Schweiz unter dem geschützten Namen Friedwald. Seit 2000 finden sich diese auch in wachsender Zahl unter den Bezeichnungen Bestattungswald, Urnen-, Begräbnis-, Ruhe- oder Friedwald auch in Deutschland.

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