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Vor 25 Jahren von ehrenamtlich Engagierten gegründet

Hospizdienst Westlicher Enzkreis unterstützt seit 25 Jahren Sterbende und ihre Angehörigen

Vor 25 Jahren war das Thema Sterben ein noch größeres Tabuthema als heute. Damals gründeten 16 ehrenamtlich engagierte Menschen den Verein Ambulanter Hospizdienst Westlicher Enzkreis, um Sterbenden und Angehörigen beizustehen.

Bei Fragen zum Thema Sterben „einfach anrufen“, ermutigt Heidi Kunz, Koordinatorin und Einsatzleiterin vom Ambulanten Hospizdienst Westlicher Enzkreis.
Bei Fragen zum Thema Sterben „einfach anrufen“, ermutigt Heidi Kunz, Koordinatorin und Einsatzleiterin vom Ambulanten Hospizdienst Westlicher Enzkreis. Foto: Birgit Metzbaur

Jeder Mensch und jedes Leben ist wertvoll und einzigartig – und so einzigartig ist auch das Sterben. „Jeder Mensch hat ein Recht auf ein würdevolles Ende. Jeder Mensch stirbt. Wir möchten, dass das gut gelingen kann. Da ist es gut, sich vorher mit dem Thema auseinanderzusetzen“, erklärte Heidi Kunz, Koordinatorin und Einsatzleiterin vom Ambulanten Hospizdienst Westlicher Enzkreis.

In diesem Jahr feiert der Verein Hospizdienst Westlicher Enzkreis sein 25-jähriges Bestehen. Mit vielen freiwilligen Stunden startete der ambulante Hospizdienst rein ehrenamtlich im Mai 1998 mit 16 Mitgliedern.

Bereits Ende des ersten Jahres stieg die Mitgliederzahl auf 55 und ein Jahr später konnte das hundertste Mitglied begrüßt werden. Heute hat der Verein 265 Mitglieder und neben dem ehrenamtlich tätigen Vorstand vierzig ehrenamtlich in der Hospizarbeit Aktive.

Neben Kunz, die seit 2006 für den Verein arbeitet, ist seit diesem Jahr auch Elke Bachteler für die Einsatzleitung zuständig. 2014 konnten dank einer Großspende von Lore und Wolfgang Kautz in Ellmendingen eigene Büro- und Schulungsräume bezogen werden, berichtet Kunz im Gespräch.

Ambulanter Hospizdienst sieht sich selbst als Anwalt für Sterbende

„Aus dem Samenkorn der Hospizbewegung ist in unserer Region ein ansehnlicher Baum gewachsen“, freut sich die Einsatzleiterin. Heute bezeichnet sich der Hospizdienst auch als „Verein für Lebensbeistand und Sterbebegleitung“. Schließlich lebt der Mensch bis zu seinem letzten Atemzug, erinnert Kunz.

Bei der Gründung war das Thema Sterben in weiten gesellschaftlichen Kreisen ein noch größeres Tabuthema als heute. Dabei ist auch das Sterben ein Teil des Lebens, der letzte Teil. Und auch in der Sterbezeit kann es fröhliche Momente geben, sie muss nicht nur eine Zeitspanne der Trauer sein.

Der ambulante Hospizdienst sieht sich ein Stück weit als Anwalt für Sterbende. Ziel sei es, dass die Sterbenden in Würde und schmerzfrei bis zum Tod leben können. Oft erhalten die Menschen eine Diagnose im Krankenhaus von der sie sich dann überrumpelt, alleine gelassen fühlen, weiß Kunz.

Deshalb ermutigt sie alle mit Fragen zum Umgang mit schwer kranken und sterbenden Menschen, zur Sterbebegleitung, zur Palliativberatung oder zur Trauerarbeit, Kontakt zum ambulanten Hospizdienst aufzunehmen. „Jeder darf hier jederzeit anrufen“, bekräftigt Kunz.

Den Angehörigen gebührt der Platz am Sterbebett

Manchmal ist es nicht der oder die Sterbende selbst, die Unterstützung vom Hospizdienst braucht, sondern die An- und Zugehörigen. „Das ist in Ordnung“, betont Kunz. Die Angehörigen sind schließlich diejenigen, denen der Platz am Sterbebett gebührt. Der ambulante Hospizdienst will ihnen helfen, dass sie es schaffen, den Weg gemeinsam zu gehen.

Die Mitarbeitenden vom ambulanten Hospizdienst nehmen sich Zeit. Sie versuchen Angehörige behutsam zu stärken und ihre Fragen zu beantworten. Die können ganz unterschiedlich sein.

Die Chemie muss stimmen.
Heidi Kunz
Koordinatorin und Einsatzleiterin vom Ambulanten Hospizdienst Westlicher Enzkreis

So tauchen bei jungen Familien mit einem sterbenden Elternteil andere Fragen auf, als bei einem hundertjährigen Menschen im Altenheim, der ein langes, gelebtes Leben hinter sich hat und vielleicht trotzdem noch Träumen aus jungen Jahren nachhängt.

Begleitung von Sterbenden erfolgt nur mit deren Einverständnis

Die Begleitung von Sterbenden erfolgt stets nur mit deren Einverständnis. Bei Erstgesprächen versuchen Kunz oder Bachteler herauszufinden, was die Menschen, Sterbende und Angehörige, brauchen, und wer von den ehrenamtlichen Mitarbeitern am besten passen könnte. Alle Ehrenamtlichen wurden ausgebildet, unterliegen der Schweigepflicht und erhalten Supervision. Wichtig für den Einsatz sei jedoch: „Die Chemie muss stimmen“, erklärt Kunz.

Manchmal reiche es, einfach da zu sein. Manchmal könne vielleicht sogar noch ein letzter Wunsch des Sterbenden erfüllt werden. Und manchmal könne Humor ein Ventil sein.

Die Ehrenamtlichen seien ganz fröhliche, lebensbejahende Menschen. „Vielleicht macht es uns ehrfürchtiger vor dem Leben, weil wir so viel mit unserer eigenen Endlichkeit zu tun haben. Dadurch erleben wir, wie kostbar die Zeit ist, die wir haben“, sinniert Kunz. In Kürze beginnt wieder eine Ausbildung von Ehrenamtlichen. „Einfach anrufen“, fordert Kunz Interessierte auf.

Sehr dankbar ist der Verein über die vielen Unterstützer, „durch Mitgliedschaft, Spenden, Weitersagen, Beten, manchmal helfen auch Kleinigkeiten“. Spenden tragen den Verein, betont Kunz. Sie ermöglichen die Trauerarbeit, die Anschaffung von Büchern, Fortbildungen oder auch die Finanzierung der Raumkosten.

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