Skip to main content

Friedrich hat „Schwein gehabt“

Weshalb sich Jäger Dennis Renschler aus Birkenfeld um einen Wildschweinkeiler kümmert

Was passiert mit einem Wildschwein, das von seiner Mutter zurückgelassen wurde? In Birkenfeld hat Keiler Friedrich bei Jäger Dennis Renschler ein neues Zuhause gefunden.

Dennis Renschler aus Birkenfeld mit Friedrich
Dennis Renschler aus Birkenfeld mit Friedrich Foto: Herbert Ehmann

„Schwein muss der Mensch haben“, sagt der Volksmund, wenn jemand mal so richtig Glück hatte. Ein Schwein hat auch Dennis Renschler aus Birkenfeld. Genauer gesagt hat er eine kleine Wildsau. „Friedrich“ heißt sie, beziehungsweise er, es ist ein Keiler, der mal ziemlich groß werden kann.

Renschler ist Jäger, der eigentlich Wildschweine erlegt. Mit Friedrich passiert das aber nicht. Friedrich kam als höchstens vier Tage altes Bündel über den Umweg der Wildtierauffangstation zu Renschler.

Eine Familie hatte den Kleinen noch schlafend im Kessel, also in der Kuhle gefunden, die Wildschweine buddeln, um sich und die Nachkommen zu beherbergen. „Heutzutage laufen die Leute ja wirklich überall ‘rum“, seufzt Renschler. So auch diese Familie, die nichtsahnend, querwaldein gelaufen war.

Friedrich wurde von seiner Mutter auf der Flucht vermutlich zurückgelassen

Wildschweine mit ihren spitzen Ohren und hochempfindlichen Nasen hören und riechen Menschen und andere Gefahren lange, bevor sie zu sehen sind. Mutter Schwein hatte also vermutlich ihre Kleinen geweckt und war mit ihnen losgezogen. Gezählt hatte sie ihren Nachwuchs offensichtlich nicht, denn Friedrich fehlte.

 Wildschweine suchen in einem Waldgebiet den Boden nach Futter ab.
Wildschweine mit Nachwuchs können mitunter besonders aggressiv auf Menschen reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen. Foto: Gregor Fischer / dpa

Den fand dann die Familie und nahm das „arme verlassene Tierchen“ mit nach Hause. In welcher wirklich großen Gefahr sie sich befunden hätten, wenn Mutter Wildsau das Fehlen eines Frischlings bemerkt hätte, wussten sie nicht, so Renschler.

Keilerchen hört wie Hunde auf Kommandos, nicht immer will er aber, wie sein Herrchen sagt

Kurzum, der Winzling landete bei Renschler. Alle zwei Stunden musste er mit Milch vom Lamm aus der Flasche gefüttert werden, tags und nachts. Ob das wirklich „Schwein gehabt“ sein kann? „Irgendwie schon“, lacht der Jäger.

Er ist jung und gesund, die kurzen Nächte steckte er so weg. „Man konnte zugucken, wie Friedrich immer größer und kräftiger geworden ist. Und er ist so gescheit“, freut er sich. Friedrich hört schon auf etliche Kommandos. „Sitz“ und „Platz“ werden prompt befolgt.

Schnitzel wird er nie, das ist bloß ein Spitzname für Friedrich.
Dennis Renschler
Jäger

„Komm her“, und „weg von der Tür“ nimmt das Keilerchen allerdings eher als Vorschläge. Kann man machen, muss man vielleicht nicht machen? Wie Renschler weiß, können Schweine etwa doppelt so viele Kommandos wie Hunde lernen.

Friedrich, der noch weitere Namen hat, nämlich „Hannibal“ und „Schnitzel“, liebt die Menschen. Darum kann er auch nicht mehr ausgewildert werden. „Schnitzel wird er nie“, sagt sein stolzer Besitzer bestimmt. „Das ist bloß ein Spitzname.“ Der Keiler begrüßt Besucher herzlich, beißt aber auch gern mal in Lederschuhe oder Schreibmappen.

Friedrich hat eine eigene kleine Hütte mit Schwimmbassin im Garten

Friedrich kann ein tolles Zuhause sein eigen nennen. Eine kleine Hütte, eine Art „Tiny-Haus“ mit großem Garten drum herum, mit etlichen Lastwagenreifen, die an Seilen von Bäumen baumeln.

In jedem davon sind andere Leckerbissen versteckt, und ein Schwimmbassin, in dem er sich bei Hitze herzhaft suhlen kann. Nicht zur unbedingten Freude von Besuchern, die euphorisch begrüßt werden, wenn Friedrich gerade gebadet hat.

Inzwischen ist Friedrich viereinhalb Monate alt. Am Tag frisst er etwa 20 Äpfel, altes Brot „ohne Ende“, und abends Hundenassfutter. Man könnte sagen, Friedrich hat richtig „Schwein gehabt“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang