Ihre Liebe zu Tieren hat Felicia Ruhland schon als Kind gespürt. Mit sechs Jahren bekam sie ein Pony – als Trost dafür, dass ihr alleinerziehender Vater wegen seiner Schichtdienste wenig Zeit für sie hatte, und weil sie sich nach dem Umzug von Freiburg nach Niefern im Dorf und an der Schule von den anderen Kindern ausgeschlossen fühlte.
Der Vierbeiner namens Charlie wuchs in ihr schnell ans Herz. „Ich habe gesehen, Tiere sind meine Familie. Sie nehmen mich so an, wie ich bin. Das war meine Rettung“, sagt die 50-Jährige.
Tiere sind meine Familie.Felicia Ruhland, Gründerin des Gnadenhofs
Nach ihrer Lehre als Landschaftsgärtnerin übernahm sie einen Hof in der Bauschlotter Straße in Pforzheim und betrieb hier eine Tierpension. 1999 ergab sich dann die Gelegenheit, den Heidehof in Illingen zu pachten, um hier eine letzte Anlaufstelle für alte und kranke Tiere einzurichten.
Was folgte, waren jahrelange Differenzen mit dem Besitzer. „Ich hatte einen Pakt mit dem Beelzebub geschlossen“, urteilte Ruhland. Er habe ihre Not ausgenutzt und im Folgevertrag die Pacht um 500 Euro pro Monat erhöht. Der Hof sei dennoch immer weiter verfallen, weil sich der Besitzer geweigert habe, Geld in die Instandsetzung zu investieren. Sie selbst sei aber finanziell stark in die Pflicht genommen worden, so Ruhland.
Veranstaltungen und Feste als Einkommensmöglichkeit fielen aus Sicherheitsgründen weg. Bei der Gründerin des Gnadenhofs stieg die Verzweiflung wegen der Perspektivlosigkeit und der Angst vor einer Zwangsräumung immer mehr, denn seit sechs Jahren war sie ohne neuen Pachtvertrag und auf dem Hof nur geduldet.
Sie schaute sich „in ganz Baden-Württemberg“ nach einer neuen Bleibe für sich und ihre Tiere um, doch die Suche gestaltete sich schwierig. Zumal die Tiere, die in ihrem früheren Leben traumatische und traurige Erlebnisse verkraften mussten, nicht so ohne weiteres verfrachtet werden konnten.
2019 änderte sich dank einer Erbschaft alles
Das alles änderte sich 2019 schlagartig: Eine Frau aus dem Raum Ludwigsburg, die den Illinger Gnadenhof und den von Ruhland gegründeten Verein für Tiere in Not „Animal Hope“ unterstützte, vererbte Ruhland eine größere Summe. „Jetzt haben wir eine Zukunft“, war der Tierschützerin sofort klar. Gemeinsam mit ihren Helfern entdeckte sie kurz danach im Internet eine Ausschreibung, in der ein Hof in Rosenberg nahe Osterburken zum Kauf angeboten wurde.
„Ein Wunder. Eine Verkettung glücklicher Umstände“, beschreibt die 50-Jährige den Glücksfall. Sie fuhr hin und wusste sofort: „Hier kann ich mit meinem Tieren leben. Mir ist das Herz aufgegangen.“ Der ehemalige Schweinemastbetrieb wird seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet, ist aber von Wiesen und Wäldern umgeben.
„Es ist das Paradies“, schwärmt Ruhland. Und perfekt, um hier ihren Traum zu verwirklichen: ein Gnadenhof ohne Gitter. Ein dauerhaftes Zuhause, wo sich Tiere in Not geborgen fühlen können.
Traum vom Gnadenhof ohne Gitter in greifbarer Nähe
Immer komplett in der Herde sind die Tiere vor ein paar Wochen von einem Tiertransportunternehmen per Lkw zum 100 Kilometer entfernt liegenden Hof gefahren worden – jeweils zehn Pferde, Esel und Hunde sowie sieben Wildkatzen, sechs Ponys, fünf Schweine, fünf Ziegen und ein Maultier. „Die Tiere haben den Transport gut überstanden. Das war meine Hauptsorge“, sagt Ruhland.
Bis Ende Dezember will sie mit ihren Helfern die letzten Stallungen in Illingen abgebaut haben. Ihr Hofhelfer ist mit nach Rosenberg gezogen; außerdem wollen ihre 19-jährige Tochter und eine Tierpflegerin ebenfalls im Gnadenhof einsteigen. „Das ist, was ich immer wollte: Den Gnadenhof übergeben und damit seine Zukunft sichern“, freut sich Ruhland, deren Tagesablauf durchgetaktet ist mit Füttern, Hunde ausführen, Ställe ausmisten und Unterkünfte reinigen.
Viele Umbauarbeiten müssen noch gemacht werden
Ruhland will am neuen Standort einen geschützten Ort für Tiere schaffen und einen, an dem Kinder und Jugendliche den Umgang mit Tieren lernen. Zunächst stehen aber noch einige Umbaumaßnahmen auf dem neuen drei Hektar großen Hof an. Unter anderem muss das undichte Dach gedeckt, ein offener Stall gebaut und Stallungen für die Schweine gebaut werden.
Außerdem sollen Ausläufe und Weideflächen angelegt werden und statt Zwinger große Räume für die Hunde entstehen. Rund 100.000 Euro für die Umbauarbeiten fehlen, daher ist Ruhland und ihr Verein „Animal Hope“ weiterhin auf Spenden angewiesen. „Aber hier hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
Die Tiere haben den Transport gut überstanden.Felicia Ruhland, Tierschützerin
Auch wenn der Kampf um den Erhalt des Gnadenhofs vorläufig ein Happy End hat, geht er für das Team im neuen Jahr weiter. Ruhland hofft, dass Hoffeste im neuen Jahr bald wieder möglich sind. Eines hat sie auf jeden Fall gelernt: weitermachen und nicht aufgeben. „Ich habe aus Schwierigkeiten immer gelernt, das hat mich stärker gemacht.“
Service
Wer für den Gnadenhof beziehungsweise den Verein Animal Hope spenden möchte, kann das über die Sparkasse Pforzheim-Calw über die IBAN: DE76 666500 85000 1707 388 tun.