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Jung verstorbene Komponisten

Im Kloster Maulbronn beginnen die Kammermusikwochen

Der Pianist Bernd Glemser und die Geigerin Mirijam Contzen eröffnen im Laienrefektorium mit ausdruckstarken Werken die Klosterkonzerte.

Eine Frau spielt Geige, ein Mann spielt Klavier, es ist der Auftakt zur Kammermusikwochen im Kloster in Maulbronn.
Mit beeindruckender Virtuosität gestalten Mirijam Contzen und Bernd Glemser den Auftakt der Kammermusikwochen. Foto: Eva Filitz

Seit nunmehr 17 Jahren zählen die Kammermusikwochen „Bernd Glemser und Freunde“ zu den Höhepunkten in dem stets höchst anspruchsvollen Programm der Klosterkonzerte. Der „Artist in Residence“, hochrangiger Pianist, lädt regelmäßig befreundete renommierte Solisten ein und bietet so im gemeinsamen Musizieren Konzertstunden mit jeweils ganz persönlicher Prägung.

Keine Unbekannte war sein erster Gast im Laienrefektorium. Wiederholt schon war Glemser mit der prominenten Geigerin Mirijam Contzen dort aufgetreten. Mit ihrem Programm „Entdeckungen“ waren sie Garanten für einen gelungenen Auftakt. Beeindruckend interpretierten sie abwechslungsreiche Sonaten für Klavier und Violine von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), Felix Mendelssohn (1809 bis 1847) und Camille Saint-Saёns (1835 bis 1921) sowie zwei Stücke von Lili Boulanger (1893 bis 1918). Alle vier gelten als Wunderkinder, die schon im frühen Alter durch ihre außergewöhnliche musikalische Begabung auffielen. Doch nur Saint-Saёns durfte in Ehren alt werden. Mozart, Mendelssohn und Boulanger ereilte ein früher Tod, der ihrem Schaffen ein abruptes Ende setzte.

Tragisches Ereignis überschattet Mozart-Sonate

Mozarts Sonate KV 304, die einzige Moll-Sonate unter seinen sechs „Kurfürstin-Sonaten“, ist von einem tragischen Ereignis überschattet. 1778 weilte Mozart in Paris mit seiner Mutter, die dort unerwartet starb. Vermutlich hat der Komponist in dieser Zeit die Sonate vollendet, denn etliche Trauer ausdrückende Klangfolgen sind unüberhörbar. Ausdrucksstark, mit stiller Melancholie, aber auch wuchtigen Ausbrüchen folgten beide Künstler im Dialog den Intentionen des Komponisten.

Im nächsten Werk, der Mendelssohn-Sonate in F-Dur, brillierten Klavier und Violine kongenial. Bereits 1838 komponiert, geriet das Werk in Vergessenheit und wurde erst 1953 von Yehudi Menuhin aus der Versenkung geholt. Er machte es bekannt. Wuchtig, mit rasanten Läufen begann das Klavier, hauchzarter Violinenklang antwortete. Ergreifend schön das Adagio, in dem die Feinheit des Violinspiels transparent zur Geltung kam. In schnellen Tempi strebten Klavier und Violine im Allegro vivace dann einem glanzvollen Schluss zu. 

Die Schönheit der französischen Musik, mit Elan und Schmelz und Lieblichkeit, wie im Begleitheft zu lesen war, setzte Saint-Saёns in seiner Sonate d-Moll, op. 75 um. Die Künstler konnten in stürmischen Allegretti, in gefühlvollem Adagio alle Facetten und Nuancen ihrer Instrumente ausspielen – es wurde eine faszinierende Interpretation.

Einfühlungsvermögen in unterschiedliche Musikwelten

Obwohl lebenslang schwer krank, errang die französische Komponistin Lili Boulanger schon in jungen Jahren in einer damals noch frauenfeindlichen Musikszene höchste Auszeichnungen. Über 50 Werke hat sie komponiert. Daraus hatten Glemser und Contzen „Nocturne“ und „Cortège“, zwei ausdrucksstarke Stücke, gewählt, sie emotional berührend interpretiert und dabei erneut ihre Virtuosität und ihr tiefgreifendes Einfühlungsvermögen in ganz unterschiedliche Musikwelten unterstrichen. Die Zuhörer dankten mit anhaltendem Applaus. Ein wunderbarer Ausklang war die Fauré-Zugabe. Erst nach einem kurzen Moment der Stille setzte nochmals restlos begeisterter Beifall ein.

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