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Nachwuchs an der Pfeife

Junge Handball-Schiedsrichter vom TSV Knittlingen träumen von der Bundesliga

Obwohl Frederik Fischer und Felix Hotz erst seit wenigen Monaten gemeinsam als Schiedsrichter unterwegs sind, können sie bereits auf einige einschneidende Erlebnisse zurückblicken. Und der Weg soll weitergehen, bestenfalls bis zur nationalen Elite.

Die beiden Nachwuchsschiedsrichter Frederik Fischer und Felix Hotz
Frederik Fischer (links) und Felix Hotz pfeifen seit dieser Saison gemeinsam Handballspiele und träumen davon, eines Tages in der Bundesliga aktiv zu sein. Foto: Petra Hotz-Rachel

Gleich in ihrem ersten gemeinsamen Einsatz mussten Frederik Fischer und Felix Hotz eine Situation meistern, die auch gestandene Handball-Schiedsrichter ins Schwitzen bringt: ein Spielabbruch aufgrund eines medizinischen Notfalls.

„Das war zweieinhalb Minuten vor Schluss“, erinnert sich Hotz noch genau an die Situation bei einem Spiel der A-Jugend in Ettlingen. Fischer hatte ihn plötzlich herangerufen und auf einen auf dem Boden liegenden Spieler aufmerksam gemacht.

„Das war wirklich prägend“, führt Hotz weiter aus. Denn plötzlich mussten die beiden Nachwuchsschiedsrichter genau die Regeln für einen Spielabbruch befolgen, die sie wenige Monate zuvor im Lehrgang als trockene Theorie gelernt hatten.

Junges Schiedsrichter-Duo träumt von der Bundesliga

Zwar war ein Schiedsrichterbeobachter ebenfalls in der Halle, hielt sich aber zurück, um genau zu beobachten, wie gut die beiden Teenager die Situation meistern.

Abgeschreckt hat diese Erfahrung Fischer und Hotz definitiv nicht. Vielmehr verdeutlichen die 16 und 17 Jahre alten Schiedsrichter, wie viel Spaß ihnen ihr Hobby macht. Beide spielen selbst aktiv in der B-Jugend des TSV Knittlingen, doch Fischer macht klar: Pfeifen hat für ihn Priorität.

Wir wollen hier noch einiges erreichen.
Felix Hotz
Nachwuchsschiedsrichter träumt von Einsätzen in der Bundesliga

Auch Hotz sieht es ähnlich: „Wir wollen hier noch einiges erreichen“, betont der 17-Jährige. Der große Traum von ihm und seinem 16-jährigen Partner: irgendwann in der Bundesliga pfeifen.

Erste Einsätze bei den Junglöwen und der SG Pforzheim/Eutingen

So ein klein bisschen Profi-Luft durfte das Schiedsrichter-Duo aus Bretten bereits schnuppern, leitete Trainingsspiele im Nachwuchsbereich der Rhein-Neckar-Löwen. „Das war bei der C-Jugend. Dort spielt mein kleiner Bruder“, berichtet Hotz.

Und auch die „Grüne Hölle“, die Bertha-Benz-Halle in Pforzheim, Heimspielstätte von Drittligist SG Pforzheim/Eutingen, kennen Fischer und Hotz durch ihre Einsätze bereits.

Leidenschaft für das Schiedsrichterwesen früh erkennbar

Aber wie kamen die beiden Handballer eigentlich dazu, mit 15 Jahren die Schiedsrichterausbildung beim Badischen Handball-Verband (BHV) abzulegen?

Bei Fischer war der Weg eigentlich schon früh zu erkennen. „Wenn ich früher Spiele sah, habe ich – warum auch immer – auf den Schiedsrichter geschaut. Einfach, weil er alles entschieden hat und der Chef war. Da habe ich gedacht, das würde ich auch gerne machen.“

Bei Hotz war es dagegen eine Begegnung mit einem Schiedsrichter in der C-Jugend, als er noch beim TV Bretten spielte. „Ich bin am Ende mit einer Blauen Karte vom Platz gegangen, weil ich ihm versucht habe zu erklären, wie es richtig geht mit der Pfeiferei“, kann er sich im Nachhinein ein Grinsen nicht verkneifen.

Schiedsrichter-Duo kann auf Unterstützung der Familien zählen

Da ist es fast schon klar, dass bei einem Besuch eines Spiels der Rhein-Neckar Löwen kein Bild mit einem Lieblingsspieler, sondern mit dem Schiedsrichtergespann gemacht wurde.

Und auch bei der Europameisterschaft wurden die Partien im TV genutzt, um sich bei den deutlich erfahreneren Kollegen etwas abzuschauen. Da konnte es dann auch durchaus mal passieren, dass eine Auszeit im Spiel genutzt wurde, um sich gegenseitig anzurufen und die ein oder andere Situation durchzusprechen.

Bei dieser Erzählung lacht auch Mutter Petra Hotz-Rachel auf. Die Familien müssen das Hobby der Söhne mittragen. Das war nicht nur beim Lernen während der Ausbildung so. Auch heute kann es sein, dass Frederik Fischer am Sonntagmorgen das Haus verlässt, zwei Spiele pfeift und erst am späten Nachmittag wieder daheim ist. „Dann ist der Tag natürlich vorbei“, weiß er.

TSV Knittlingen stattete Schiedsrichter professionell aus

Als man in Knittlingen mitbekam, dass gleich zwei Nachwuchsspieler gerne Schiedsrichter werden wollen, erfuhren Hotz und Fischer viel Unterstützung. So wurden sie unter anderem Anfang der Saison mit Headsets ausgestattet.

Das erleichtert die Kommunikation, da man nicht mehr mit einem Auge auf den Partner achten muss, sondern sich dank der „Stimme im Ohr“ ganz dem Geschehen widmen kann.

Sind eigentlich weibliche oder männliche Nachwuchsmannschaften einfacher zu pfeifen? Hier sind sich Hotz und Fischer schnell einig: Jungs.

„Da weiß man oft schon, was die machen und kann sich besser auf die Situationen und Entscheidungen vorbereiten. Bei Mädchen kommen manchmal Sachen, da frage ich mich, wie sie da jetzt darauf kommen“, sagt Fischer und lacht.

Zwei Einsätze bei „Jugend trainiert für Olympia“

Zu langfristigen Diskussionen oder Ärger im Bekanntenkreis hat das Hobby bislang aber bisher nicht geführt. Vielmehr durften die beiden Nachwuchsschiedsrichter zuletzt auch zweimal bei „Jugend trainiert für Olympia“-Qualifikationsturnieren in Bruchsal und Schwetzingen pfeifen.

Olympia ist ein gutes Stichwort. Wäre das ein Ziel für die beiden Schiedsrichter? Aktuell leiten sie zusammen Spiele bis in die Badenliga der A- und B-Jugend. „Das ist überhaupt kein Problem“, so Hotz und schiebt nach: „Also wir sind offen für alles.“

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