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1,6 Millionen sind schon weg

Ein Ende mit Schrecken beim Königsbacher Bildungszentrum?

Der Königsbach-Steiner Gemeinderat will einen Neustart bei der Erweiterung des Königsbacher Bildungszentrums. Dabei mahnen einige Ratsmitglieder an, Lehren aus dem gescheiterten Planungsverfahren zu ziehen. Vor allem eine steht im Vordergrund.

Seit 2021 steht vor der Sporthalle des Königsbacher Bildungszentrums ein Modulbau, der auf 400 Quadratmetern sechs Klassenzimmer bietet.
Seit 2021 steht vor der Sporthalle des Königsbacher Bildungszentrums ein Modulbau, der auf 400 Quadratmetern sechs Klassenzimmer bietet. Foto: Nico Roller

Mit deutlichen Worten und mit scharfer Kritik, aber auch mit einem klaren Bekenntnis zum Schulstandort, zu den Schülern und zu den Lehrern haben sie einen Schlussstrich unter ein Projekt gezogen, an dessen finanzieller Realisierbarkeit es schon länger erhebliche Zweifel gegeben hatte: Nach immens gestiegenen Kosten können und wollen auch die Königsbach-Steiner Ratsmitglieder die bisherigen Planungen zur baulichen Erweiterung des Königsbacher Bildungszentrums nicht länger fortführen.

Einstimmig hat der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung am Dienstagabend die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Dabei votierte das Gremium auch für die Beauftragung einer Alternativplanung – allerdings nicht einhellig, sondern bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung.

Zuvor hatte Rolf Engelmann (parteilos) erfolgreich beantragt, dass über die entsprechenden Punkte des Beschlussvorschlags getrennt abgestimmt wird.

Kosten sollen künftig früher zentrale Rolle spielen

Nach dem bisher Geschehenen geht es ihm um das Vertrauen in die Prozesssicherheit: „Wir haben 1,6 Millionen versemmelt – für absolut nichts“, sagte Engelmann und meinte damit die Kosten, die für die bisherigen Planungen bereits entstanden sind und von den vier zum Schulverband gehörenden Gemeinden Königsbach-Stein, Eisingen, Ispringen und Kämpfelbach beglichen werden müssen.

Wir haben 1,6 Millionen versemmelt – für absolut nichts.
Rolf Engelmann
parteiloses Ratsmitglied der Grünen

„Was hier abgelaufen ist, kann man nicht in Worte fassen“, sagte Engelmann und betonte: „Unser Vertrauen ist aufgebraucht.“ Mehrmals machte er deutlich, dass er einen Neuanfang will. Allerdings einen, der für alle vier Kommunen finanziell tragbar ist.

Engelmann ging mit dem Verwaltungsrat hart ins Gericht und forderte, das Thema künftig von der Etat-Seite aus anzugehen – und zwar so, dass die Kommunen sich im Vorfeld im Klaren darüber sind, was sie sich tatsächlich leisten können.

Denn Engelmann hat Angst, dass sich die aktuelle Situation wiederholen könnte. „Was nützt uns der schönste Plan, wenn er zehn Millionen kostet und die Kommunen nur sechs bringen können?“ Tatsächlich kostet die vom Schulverband vorgeschlagene Alternativplanung rund 10,1 Millionen Euro. 11,8 Millionen, wenn man zusätzlich die Kosten für die sechs Klassenzimmer berücksichtigt, die 2021 in Modulbauweise vor der Sporthalle hergestellt wurden.

Für die bisherige Planung waren die Gesamtkosten zuletzt auf mehr als 16 Millionen Euro geschätzt worden. Davon wären rund 13,4 Millionen Euro auf den Erweiterungsbau entfallen, in dem neue Fachräume entstehen sollten.

Und rund 2,7 Millionen Euro auf den Rückbau der alten, nicht mehr zeitgemäßen Fachräume im Hauptgebäude in normale Klassenzimmer. Die kostengünstigere Alternativplanung sieht im Wesentlichen vor, die alten Fachräume im Hauptgebäude zu sanieren und weitere Räume in Modulbauweise in direktem Anschluss an das Bestandsgebäude zu errichten.

Einigkeit im Königsbach-Steiner Gemeinderat

Im Königsbach-Steiner Gemeinderat war man sich einig, dass es dringend einen Neustart braucht. Pia Bräuer (SPD) sprach von einem „grandios gescheiterten Bauprojekt“ und sagte, man wäre schlecht beraten, wenn man keine Lehren daraus ziehen würde.

Unter anderem forderte sie, künftig den wirtschaftlich darstellbaren Rahmen zu definieren und erst dann in die Planung zu gehen – auch, wenn die Entwürfe dadurch architektonisch vielleicht nicht so anspruchsvoll seien.

Bräuer sagte, es wäre besser, vor Beschlüssen den Konsens aller Beteiligten zu suchen. Denn kein Mitglied des Schulverbands dürfe über Gebühr belastet werden. „Das sprengt den Verband auf lange Sicht.“ Auch Sascha Leonhard (FDP) will, dass man künftige Verfahren anders angeht. Einen von Engelmann geforderten baubegleitenden Ausschuss hielt er im aktuellen Stand des Verfahrens allerdings nicht mehr für praktikabel.

FWV ist skeptisch bei Alternative

Dominique Schünhof (FWV) bedauerte, dass so viel Zeit ins Land gegangen ist. Im Interesse der Schüler und der Lehrer brauche es eine Vorgehensweise, die in Königsbach eine den aktuellen Standards entsprechende Bildung ermögliche. Das sei mit den aktuell vorhandenen Räumen definitiv nicht der Fall. Etwa, weil es zu wenig Möglichkeiten für praktisches Arbeiten gebe.

Die Alternativplanung ist für Schünhof mit der bisherigen nicht vergleichbar, denn Letztere habe unter anderem freies Arbeiten, Lerninseln und die Aufsplittung von Gruppen ermöglicht. Schünhof will, dass die Qualität am Bildungszentrum erhalten bleibt und wünscht sich, dass der beauftragte Architekt mit den Schulleitungen in Kontakt tritt, damit ihr Bedarf einfließen kann.

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