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In historischem Gewand

Karlsruher Studenten überprüfen mit historischem Gerät Messungen der Maulbronner Mönche

Studenten der Hochschule Karlsruhe haben die Messmethoden der Zisterzienser-Mönche in Maulbronn nachgestellt und überprüft. Die ersten Ergebnisse überraschen sogar ihren Professor.

Mit einer historischen Chorobat, ein Messinstrument bestehend aus Setzlatte und Setzwaage, ermitteln Studenten mit Heinz Saler das Gefälle in einem früheren Wassergraben
Mit einer historischen Chorobat, ein Messinstrument bestehend aus Setzlatte und Setzwaage, ermitteln Studenten mit Heinz Saler das Gefälle in einem früheren Wassergraben Foto: Stefan Friedrich

Ein Feldweg im Maulbronner Westen als Forschungsstätte: Studenten des Studiengangs Geodäsie und Navigation der Hochschule Karlsruhe haben am Mittwoch genau dort begonnen, das Wassersystem des Klosters Maulbronn zu vermessen.

Trotz der Hitze stilecht in Gewänder gekleidet, wie sie auch die damaligen Mönche getragen haben. Für die Vermessung verwendeten die Studenten den Nachbau eines historischen Messgeräts, während parallel dazu auch moderne Technik eingesetzt wurde. Am Ende kann so überprüft werden, wie genau die Vermessungen vor fast 900 Jahren abliefen.

Kloster Maulbronn brauchte das Wasser

„Das Kloster Maulbronn ist ja unter Unesco-Schutz“, betont Heinz Saler, Professor für Geodäsie an der Fakultät für Informationsmanagement und Medien. „Das beinhaltet nicht nur die Gebäude, sondern auch das historische Wassermanagement, das ja ganz wichtig war für die Zisterzienser-Mönche.“

Die Idee der Gräben sei damals gewesen, das Einzugsgebiet der Salzach zu vergrößern und zugleich das Oberflächenwasser zu den Seen zu bringen. „Das waren die Wasserspeicher, mit denen man die Klostermühle betrieben oder die Fäkalien abgeführt hat“, so Saler. Und auch die Fischteiche hätten natürlich eine wichtige Funktion im Klosterleben gehabt.

Vom Graben, den die Studenten am Dienstag ausgemessen haben, sieht man im Gelände nur noch wenig. Saler hat den Verlauf als Orientierungshilfe deshalb abgesteckt. Die Studenten, die in diesem Bereich mit einem historischen Chorobat als Messinstrument gearbeitet haben hatten originalgetreue Gewänder an, die Saler über Freunde beim Gesangverein Knittlingen bekommen hat.

Messungen der Zisterzienser: Hohe Präzision mit einfachen Mitteln

Im Prinzip funktioniert die historische Messung so, dass der Höhenunterschied über die Pflöcke unter dem Chorobat ermittelt werden kann. „Und daraus bekommen wir dann das Gefälle“, erklärt Saler, der selbst begeistert ist, mit welch vergleichsweise einfachen Mitteln schon damals eine hohe Präzision möglich war. Wie stark die Messungen, von denen aus heutiger Zeit am Ende abweichen, das muss im Nachgang noch ausgewertet werden, wenn alle Daten vorliegen.

Parallel zu dem Team, das mit dem Chorobat gearbeitet hat, waren zeitgleich nämlich andere Studenten an selber Stelle mit einem elektronischen Entfernungsmesser beschäftigt. Zudem wurde eine Drohne eingesetzt und eine weiße Antenne aufgestellt, die als GPS-Empfänger diente.

„Das ist ein Online-Positionierungssystem. Das setzen wir ein, um die Referenzpunkte noch einmal auszumessen“, erklärt Saler, der spontan nur eines zu dem erwarteten Ergebnis des Vergleichs sagen kann: Vieles deute darauf hin, dass sich die Abweichungen lediglich in einem Bereich von drei bis neun Millimetern auf einer Länge von insgesamt vier Metern bewegen.

Sie hatten damals ja schon die Kenntnisse der Römer, weil sie sich mit der antiken Literatur beschäftigt haben.
Heinz Saler, Professor für Geodäsie

Ein erstaunlich guter Wert, so der Professor, der das Wissen der Mönche von damals anerkennt. „Sie hatten damals ja schon die Kenntnisse der Römer, weil sie sich mit der antiken Literatur beschäftigt haben.“ Das gilt übrigens nicht nur für die Vermessung von Gräben, sondern beispielsweise auch beim Bau der Kirche.

Karlsruher Professor von Maulbronner Mönchen beeindruckt

„Was mich sehr beeindruckt hat, ist, dass sie damals einen Kirchenboden wirklich eben machen konnten, obwohl es keinen Digitallaser oder irgend so etwas gegeben hat.“ Auch hier haben sich die Mönche das Wasser zunutze gemacht, indem sie die Bodenfläche geflutet und die Wasseroberfläche markiert haben. „Dadurch haben sie die Ebene gehabt“, an der sich ein ebener Boden dann orientieren konnte.

Entsprechend wichtig waren auch hierfür die Wassergräben rund ums Kloster, die dementsprechend regelmäßig gewartet werden mussten, erklärt Saler. War Erde nachgerutscht, habe man das „dann wieder herausgeholt, damit das Wassersammelsystem auch funktioniert“, so Saler. In der Regel hätten sich die Mönche einmal im Jahr um diese Wartung gekümmert.

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