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Rund 300 Kerzen leuchten

Rundgang im Unesco-Weltkulturerbe: Wie Mönche im Kloster Maulbronn lebten

Der Alltag der Mönche im Kloster Maulbronn war entbehrungsreich. Die Abendführung „Bei Kerzenschein und Glühwein“ nimmt Besucher mit in diese längst vergangene Zeit. Welche Rolle Maultaschen spielen.

Gregorianische Mönchsgesänge und flackernde Kerzen entführen die Gäste in der Klosterkirche Maulbronn ins Mittelalter. Die romanische Basilika hat trotz ihrer Schlichtheit einige Schätze zu bieten.
Gregorianische Mönchsgesänge und flackernde Kerzen entführen die Gäste in der Klosterkirche Maulbronn ins Mittelalter. Foto: Alina DiSannio

Die Sonne ist gerade untergegangen, als Uta Eich die Türe zur Klosterkirche öffnet. Ein dunkler Innenraum wird sichtbar, nur erleuchtet von einer Handvoll Kerzen.

Gregorianische Mönchsgesänge erfüllen die Kirche. Spätestens jetzt sind alle im mittelalterlichen Kloster Maulbronn angekommen. „Mitte des 12. Jahrhunderts haben Zisterziensermönche dieses Kloster erbaut“, erzählt Uta Eich.

Sie führt an diesem Winterabend nicht nur durch die kalten Räumlichkeiten, sondern auch durch längst vergangene Zeiten. Über eine Stunde hat sie gebraucht, um die 300 Kerzen im Kloster und der Klausur anzuzünden, in der einst die Mönche lebten – ohne Strom, ohne Heizung. Diese Lebensumstände werden bei der Sonderführung „Bei Kerzenschein und Glühwein“ spürbar.

Maulbronner Mönch Jakob erfand die Maultasche

Die Zisterzienser hatten keinen Kontakt zur Außenwelt. Private Gespräche waren ausnahmslos im sogenannten Parlatorium, einem Sprechzimmer, erlaubt und auch nur für eine halbe Stunde am Tag.

„Das Leben der Mönche war geprägt von Einfachheit und Schlichtheit“, sagt Eich. Auf den Stationen durch die Anlage erzählt sie, welche Rolle ein Maulesel bei der Gründung des Klosters spielte, warum die Mönche ihre Holzlöffel mit ins Grab nahmen und warum Johannes Kepler und Hermann Hesse eine Zeit lang zu Gast im Kloster waren.

Die vielen Kerzen bringen die Aura des Klosters zum Leuchten.
Uta Eich, Klosterverwaltung

Im ehemaligen Speisesaal kommt sie auch auf die Legende über Bruder Jakob zu sprechen. Der Maulbronner Laienmönch soll gegen Ende der Fastenzeit ein Stück Fleisch auf dem Heimweg gefunden haben. Während der Fastenzeit war es verboten, Fleisch zu essen.

Um es dennoch nicht wegwerfen zu müssen, soll Jakob das Fleisch in kleine Stücke geschnitten, mit Gemüse und Kräutern gemischt und in einer Teigtasche versteckt haben. Aus den Maulbronner Nudeltaschen wurden später Maultaschen.

Eich führt mit Leidenschaft durch die Klosteranlage, die seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die Führung bei Kerzenschein mag sie besonders: „Das Licht macht den Reiz dieser Führung aus. Die vielen Kerzen bringen die Aura des Klosters zum Leuchten.“

Etwa 1.000 Besucher sind jährlich bei Sonderführung dabei

Seit mehr als 15 Jahren wird die Sonderführung angeboten und bei jährlich rund 1.000 Teilnehmern ist sie noch immer ein Erfolg. „Es ist schon ein besonderes Ambiente mit dem flackernden Kerzenlicht.

Die Leute sind von der außergewöhnlichen Winterführung sehr begeistert“, reflektiert Muriel Lauersdorf von der Klosterverwaltung. Auch an diesem Abend ist die Führung, wie so oft, ausgebucht.

„Die Besucherinnen und Besucher kommen aus dem ganzen Enzkreis, Karlsruher Kreis oder Heilbronner Kreis – einige sogar von ganz weit weg“, sagt Lauersdorf. So wie eine Familie aus Stuttgart, die samt Kind und Großeltern angereist ist. Ihre Meinung: Es hat sich gelohnt.

Das bestätigt auch Sonja, die mit ihren drei Freundinnen gekommen ist. Die Führung war ein Geburtstagsgeschenk, denn bisher kannte sie das Kloster nur von außen. Auf die Frage, ob ihnen die Führung gefallen hat, nicken die Freundinnen einstimmig.

Unter den Teilnehmern ist auch ein Ehepaar aus Bretten: „Es war sehr schön, aber kalt.“ Und damit verabschieden sich die beiden zum Maultaschenessen im angrenzenden Klosterrestaurant.

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