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Seit zwei Jahren hier

Philippinische Pflegekräfte sind in Neuenbürger Klinik bereits voll integriert

Sie haben in ihrem Heimatland, auf den Philippinen, vier Jahre studiert, danach deutsch gelernt und arbeiten jetzt als Pflegekräfte im Krankenhaus in Neuenbürg. Und sie fühlen sich wohl hier. Zwei Gesundheits- und Krankenpflegerinnen berichten.

Meghann Paula Dimaano und Goldi Canaguran (von links), zwei von 15 philippinischen Pflegekräften, die sich im RKH Krankenhaus in Neuenbürg eingelebt haben und wohl fühlen.
Meghann Paula Dimaano und Goldi Canaguran (von links), zwei von 15 philippinischen Pflegekräften, die sich sich im RKH Krankenhaus in Neuenbürg eingelebt haben und wohl fühlen. Foto: Birgit Metzbaur

Nein, dass sie zurück in ihre alte Heimat auf den Philippinen gehen, das können sich Meghann Paula Dimaano und Goldi Canaguran momentan überhaupt nicht vorstellen. Dazu fühlen sie sich viel zu wohl im RKH Krankenhaus in Neuenbürg, wie sie in einem Gespräch mit dieser Redaktion erklärten.

Im September 2021 nach Neuenbürg gekommen

Meghann und Goldi sind zwei von 15 am Klinikum Neuenbürg beschäftigten Gesundheits- und Krankenpflegern von den Philippinen. Sie gehörten zu der ersten Gruppe von philippinischen Fachkräften, die im September 2021 nach Neuenbürg kamen. Lächelnd berichten sie von kleinen Anfangsschwierigkeiten.

So mussten sie die erste Woche in Neuenbürg im Krankenhaus übernachten, weil ihre Wohnung noch nicht bezugsfertig war. Aber „seither läuft alles gut“, betont Meghann. Und Goldi lobt die Kolleginnen und Kollegen, von denen sie viel Unterstützung erhielten und die „alle sehr lieb und sehr nett“ sind.

Meghann arbeitete in Saudi-Arabien, Goldi in Dubai

Die philippinischen Pflegekräfte, die an den RKH-Kliniken arbeiten, studierten vier Jahre an der Universität. Danach lernten sie zehn Monate lang deutsch. Die beiden Frauen haben zudem bereits Auslandserfahrungen. Meghann arbeitete in Saudi-Arabien und Goldi in Dubai.

Der auffälligste Unterschied bei ihrer Arbeit sei, dass in ihrem Heimatland bei den Fachkräften die medizinische Arbeit im Vordergrund steht. Sie nehmen auch Blut ab, was hier den Ärzten vorbehalten ist. Die Grundpflege. auch die Versorgung mit Essen, übernimmt auf den Philippinen, wie in vielen anderen Ländern, die Verwandtschaft.

Auf den Philippinen bleiben 70-Jährige zuhause.
Meghann Paula Dimaano 
Pflegerin aus den Philippinen

Bevor sie nach Deutschland kamen, hatten die Filipinas ein eher verzerrtes Bild von Deutschen, das von Hitler-Deutschland geprägt war. Umso erfreuter waren sie, dass sogar die Patienten sehr nett und geduldig waren. Überrascht hat sie, dass auch alte Menschen noch aktiv und sportlich sind. „Auf den Philippinen bleiben die 70-Jährigen zuhause“, erzählt Meghann.

Hier erlebten sie, als sie mit Kollegen wandern gingen, wie schnell der 80-jährige Onkel einer Kollegin auf den Beinen war: „Da hatten wir schon Atemnot“. Überhaupt fiel ihnen auf, dass in Deutschland viel mehr zu Fuß gegangen wird. In ihrer Heimat sei es üblich, mit Scootern zu fahren oder einfach den Arm zu heben, um ein Taxi anzuhalten. Hier muss man ein Taxi erst bestellen, staunen die Frauen.

Essen spielt eine große Rolle

Noch eines war in den ersten Wochen gewöhnungsbedürftig: das Essen. Für einen an philippinisches Essen gewohnten Gaumen hat es keinen Geschmack, zu wenig Würze, aber inzwischen mögen sie schwäbisches Essen, Maultaschen, Käsespätzle, Gulasch, Wurst. Und vom Bier schwärmt Goldie gar mit einem Luftkuss. Überhaupt spielt das Essen bei Meghann, Goldi und ihren Landsleuten eine wichtige Rolle.

Gerne kochen und essen sie in ihrer Freizeit zusammen und gehen sehr oft auch in die Natur raus. Als sie neulich im Park ihr Picknick auspackten, seien andere erstaunt über die Menge an Essen gewesen, und hätten gefragt, ob sie ein großes Geburtstagsfest feiern, sagt Goldi lachend. Und dann war da zu Beginn noch das Sprachproblem. Deutsch hatten sie ja gelernt. Aber als eine alte Frau „alles mit ...le am Ende“ aussprach, da verstand Meghann nichts mehr. Inzwischen versteht sie aber sogar Dialekt.

Work-Life-Balance schätzen gelernt

Einiges haben die philippinischen Pflegekräfte in Neuenbürg schätzen gelernt: die Sicherheit vor Kriminalität, die Sozialversicherung, das Gesundheitssystem, das Schulsystem und die Work-Life-Balance, zählen sie auf. Letztere hat Meghann und Goldi in den letzten Monaten viele Reisen ermöglicht.

Sie waren in der Schweiz, in Mailand, Paris und Amsterdam. Die nächste Reise soll nach Spanien gehen. Nur eines vermissen sie: ihre Familie. Doch die Klinik versucht auch hier zu helfen. Der Anfang wurde den Fachkräften durch die Unterstützung bei der Wohnungsbeschaffung, dem Abschluss von Versicherungen und Gehaltskonten sowie bei Fragen des Ausländeramtes erleichtert. Jetzt stehen Fragen der Familienzusammenführung an.

„Die Kolleginnen und Kollegen aus den Philippinen sind voll und sehr gut integriert“, schwärmt Lisa Willers, stellvertretende Direktorin für Pflege- und Prozessmanagement der RKH Enzkreis-Kliniken. Sie kündigt an, dass die philippinischen Pflegekräfte nicht die einzigen Nationalitäten bleiben werden, die nach ihrem Studium nach Mühlacker und Neuenbürg kommen. Im nächsten Jahr werden 25 „hoch motivierte Pflegekräfte“ aus Usbekistan kommen. Sie lernen bereits die deutsche Sprache.

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