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Zahl fast halbiert

2.500 Kröten überqueren jährlich Landesstraße in Neuhausen zu den Layer-Seen

Früher als sonst hat schon im Februar die Wanderung der Kröten zu ihren Laichgewässern begonnen, etwa den Layer-Seen bei Neuhausen. Doch ihre Zahlen sind in den vergangenen Jahren stark geschrumpft.

Nachtarbeit für Reiner und Susanne Brückner von der NaBu-Ortsgruppe Neuhausen beim Einsammeln der Kröten, die dann sicher über die Straße gebracht werden.
Nachtarbeit für Reiner und Susanne Brückner von der Nabu-Ortsgruppe Neuhausen beim Einsammeln der Kröten, die dann sicher über die Straße gebracht werden. Foto: Heinz Richter

Nach einem Kälteeinbruch mussten die Kröten eine Pause einlegen, doch jetzt sind sie wieder unterwegs. Die meisten Kröten im Landkreis suchen ihren Weg zu den Layer-Seen nahe der Landesstraße von Neuhausen nach Schellbronn.

Auch wenn es dort schon einmal 5.000 Kröten durchschnittlich im Frühjahr waren, die sich auf die Reise machten, hat sich die Zahl bis heute fast halbiert. Damit die Tiere nicht überfahren werden, sind schon seit Ende Februar Folienzäune montiert und zum Schutz der Helferinnen und Helfer Geschwindigkeitsbegrenzungen angeordnet worden.

Etwas Nässe und Temperaturen von mindestens acht Grad sollten es schon sein, damit die Kröten ihre Wanderung antreten. Die Folienzäune und Eimer, in die die Kröten fallen sollen, müssen zwischenzeitlich nicht mehr von den Helferinnen und Helfern des Naturschutzbund (Nabu) aufgestellt werden, der Landkreis beauftragt damit eine Firma.

Eimer zum Sammeln der Kröten an der Landesstraße bei Neuhausen

Alle 50 Meter entlang des Folienzaunes befinden sich Eimer zum Sammeln der Kröten. „Wir warten bis es dunkel wird, und sammeln auch morgens in der Dämmerung mit bis zu neun Helfern die Kröten ein und bringen sie sicher über die Straße“, erklärt Susanne Brückner von der Nabu-Ortsgruppe Neuhausen.

Eine Erklärung für den zahlenmäßigen Rückgang der Kröten findet Susanne Brückner in den Neubaugebieten, durch die die Kröten ihren Lebensraum verlören. Mitten im Gebiet der Krötenwanderung liegt aktuell das neue Gewerbegebiet West II in Neuhausen.

Bis zu drei Kilometer legen die Amphibien auf ihrem Weg zu den Laichgewässern zurück. In den vergangenen Jahren waren es in Neuhausen meist nur noch um die 2.500 Kröten. Vereinzelt werden auch Bergmolche in den Eimern gefunden.

In Neuhausen sind auf beiden Seiten der Landesstraße die Folienzäune insgesamt knapp eineinhalb Kilometer lang. Dauert die Kältepause den Kröten zu lange, kann es auch sein, dass sie schon ab einer Temperatur von nur fünf Grad weiterziehen. „An einem regennassen Tag Ende Februar hatten wir schon mal hundert Kröten in den Eimern“, erzählt Susanne Brückner. Meist endet die Krötenwanderung Anfang April.

Dort wo der Zaun durch Wind und Wetter undicht wird, kriechen die Tiere auch unten durch. Dann erwartet sie auf der Landesstraße oftmals der Tod, weil die Kröten nicht schnell genug sind und von Fahrzeugen erfasst werden. Die Kröte braucht für die Überquerung der Straße bis zu acht Minuten.

Meistens sitzt Buffo buffo im Eimer

In Neuhausen findet sich fast nur die Erdkröte (Buffo buffo) in den Eimern. Die wenigen Bergmolche, die auch gefunden werden, sind etwa drei Zentimeter lang und haben eine orangefarbene Bauchseite.

Die Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten zwischen 19 und 8 Uhr und bremsen den Verkehr je nach Stelle auf 30 bis 70 Stundenkilometer ab. Die Einschränkungen für den Verkehr werden nach Rücksprache mit der Polizei angeordnet.

Ganz für den Verkehr gesperrt sind die Gemeindeverbindungsstraßen zwischen Bilfingen und Stein, von Ellmendingen nach Nöttingen, die Kreisstraße von Maulbronn Richtung Freudenstein und von Neuhausen ins Monbachtal.

Monbachtalstrecke erstmals für Verkehr gesperrt

Die Monbachtalstrecke kam in diesem Jahr neu dazu. Wie lange die Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten, wird jedes Jahr neu festgelegt. Manche Schilder standen auch schon bis in den Mai hinein. Im Enzkreis werden jedes Jahr bis zu 35.000 Tiere durch diese Schutzmaßnahmen vor dem Verkehrstod bewahrt.

Die gefährlichste Strecke für die Helferinnen und Helfer befindet sich zwischen Unterreichenbach und Kapfenhardt: Eine enge, schmale Straße mit abfallendem und aufsteigendem Gefälle auf beiden Seiten.

„Bitte respektieren sie die jeweiligen Tempolimits“, appelliert die zuständige Sachgebietsleiterin Bettina Kopietz beim Enzkreis an die Verkehrsteilnehmer. „Die vielen Helferinnen und Helfer machen den Job nachts, auch bei Wind und Wetter, zudem ehrenamtlich. Dabei sollen sie so gut wie möglich geschützt werden.“

Wenn Wärme und Nässe vorhanden sind, kriechen die Kröten aus ihren Erdlöchern und laufen in der Dämmerung los. Wenn sie die gesamte Strecke bis es hell wird nicht schaffen, graben sie sich ein und warten auf die nächste Nacht.

Ööök, Ööök, Ööök wird zu Ük, Ük, Ük

Bis ins Mittelalter hinein galt die Kröte als hässlichstes Tier der Schöpfung. In Grimms Märchen kommen Kröten und Unken in 105 Erzählungen nicht gerade gut weg.

Aber wenn die Erdkröte ihr Ööök, Ööök, Ööök ausstößt werden die Helfer hellhörig. Wird daraus ein Ük, Ük, Ük, ist es der Befreiungsruf einer männlichen Kröte, die von einem anderen Männchen als Weibchen verwechselt und geklammert wird.

Schon auf dem Weg zum Laichgewässer erobern die paarungsbereiten Männchen die Weibchen und klettern auf deren Rücken. Dann lässt sich das Männchen huckepack zum Gewässer tragen.

Bis in den Mai hinein kommen die Kröten vom Laichen wieder zurück, dann geht es von den Seen zurück Richtung Wald. Auch hier werden die Tiere durch Fangzäune gesammelt. Der Zeitraum ist allerdings wesentlich länger als der beim Hinweg.

Service

Wer helfen möchte ist jederzeit willkommen. Interessierte können sich beim Amt für Naturschutz beim Enzkreis unter der Telefonnummer 07231/308-9522 oder per E-Mail an naturschutzamt@enzkreis.de melden.

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