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Amphibien wandern wieder

Naturschützerinnen aus dem Enzkreis kämpfen weiter gegen das Leid wild lebender Katzen – aber nicht nur

Sie wandern wieder: Die Mönsheimer Tierschützerin Simone Reusch und ihre Mitstreiter sorgen dafür, dass Amphibien sicher über die Straße kommen. Außerdem kämpft sie dafür, das Leid wild lebender Katzen zu verringern.

Drei Frauen bauen an einer Straße Schutzvorrichtungen für Amphibien auf
Tierschützerin Simone Reusch (von rechts) mit Sabine Wagner und Petra Gerter kümmert sich am Ortsausgang von Mönsheim in Richtung Wimsheim um Amphibien, die wieder auf Wanderschaft zum Gewässer sind. Foto: Torsten Ochs

Katzen, Kröten, Fledermäuse: Tiere und Natur liegen Simone Reusch am Herzen. Die Mönsheimer Gemeinderätin (Unabhängige Bürgerliste) betreut unter anderem rund 30 verwilderte und herrenlose Katzen und kümmert sich um die Fledermäuse, die im Frühjahr in ihr Sommerquartier in der örtlichen Nikolauskirche zurückkehren.

Akut hat sie gemeinsam mit anderen Tier- und Naturschützern aber die Amphibien im Blick, die sich auf Wanderschaft gemacht haben. Am Erhardsberg beim Mönsheimer Freibad zeigt sie den beiden Katzenbeauftragten ihrer Gemeinden, Petra Gerter (Wurmberg) und Sabine Wagner (Wiernsheim), die Stellen, an denen die Kröten und Molche die Straße überqueren wollen.

Auf 650 Metern haben die Tierschützer auf beiden Straßenseiten einen Krötenzaun angebracht. 46 Eimer werden zwei Mal pro Tag kontrolliert. Rund 100 Tiere haben die Freiwilligen in den vergangenen Wochen eingesammelt und zu nah gelegenen Gewässern gebracht.

Die Amphibien sind die Verlierer des Klimawandels.
Simone Reusch, Tierschützerin

„Die Amphibien sind die Verlierer des Klimawandels“, sagt Reusch. „Der ist neben dem Auto der größte Feind dieser Tiere.“

Stichwort Trockenheit: Wenn es lange nicht regnet, trocknen die Laichgewässer aus und im Sommer fehlt ohne Wasser auch im Wald der Lebensraum für die Tiere. Hinzu kommt, dass besonders Gemeinden, die von Muschelkalk geprägt sind – wie Mönsheim, Wurmberg und Wiernsheim – das Problem haben, dass der Lehm rissig wird und das Wasser schnell versickert.

Um das zu verhindern, könnte man in Teichen und Tümpeln Folien anbringen. Das hält Reusch für eine gute Lösung. Zumindest während der Laichzeit und bis sich die Kröten entwickelt haben. Sonst bestehe die Gefahr, dass Laichballen vertrocknen. Daher setzen manche Landkreise wie etwa der Böblinger Folien ein. Das Landratsamt des Enzkreises verbiete das allerdings, bedauert Reusch.

Darauf antwortet das Amt für Baurecht und Naturschutz im Landratsamt Enzkreis: „Folien in Laichgewässern einzusetzen, ist grundsätzlich nicht verboten, aber wir fördern es nicht. Davon abgesehen, dass die Folien kostspielig sind, bringen wir auch im Interesse der Nachhaltigkeit kein Plastik in der Landschaft aus und heißen das auch nicht gut. Vielmehr setzen wir auf die natürliche Speicherfähigkeit der vorhandenen Böden.“

Vier Enzkreis-Gemeinden haben Katzenschutzverordnung eingeführt

Nach wie vor kämpft die Mönsheimerin Simone Reusch zusammen mit Petra Gerter und Sabine Wagner auch gegen das Leid wild lebender Hauskatzen. Eine Maßnahme ist aus Sicht der Tierschützerinnen die Katzenschutzverordnung, die inzwischen vier Gemeinden im Enzkreis umgesetzt haben: außer Mönsheim, Wurmberg und Heimsheim vor kurzem auch Wiernsheim.

Mit der Verordnung soll die Katzenpopulation kontrolliert und verhindert werden, dass sich oft kranke Streuner und wild lebende Katzen ungehindert vermehren und Krankheiten weitertragen. Die Verordnung ist ein Appell an Halter, ihre Freigängertiere kastrieren und in ein Haustierregister eintragen zu lassen.

Die drei Frauen sind ehrenamtliche Katzenbeauftragte ihrer Gemeinden und betreuen Futterstellen. Sie fangen wild lebende Katzen mit Lebendfallen ein und klären ab, ob das Tier gechippt oder registriert ist. Erst wenn feststeht, dass die Samtpfote keinen Halter hat, wird sie vom Tierarzt kastriert und danach wieder freigelassen. „Vom Leid verwilderter Hauskatzen wissen nur wenige“, betonen die Tierschützerinnen.

Schrebergärten beim Pforzheimer Hauptfriedhof sind ein Hotspot wild lebender Katzen

Ein Hotspot seien in Pforzheim beispielsweise die Schrebergärten beim Hauptfriedhof. „Aber das interessiert die Stadtverwaltung nicht“, kritisiert Reusch.

Das Problem sei die Umsetzbarkeit und Überwachbarkeit der Verordnung, antwortet Siegfried Rempfer, Abteilungsleiter des Veterinärdienstes, auf Nachfrage. Stattdessen zahle die Stadt dem Tierheim einen Zuschuss für die Kastration herrenloser Freigänger-Katzen. Das habe sich bisher gut bewährt, so Rempfer.

Nach Corona gibt es viele ausgesetzte Tiere

Das Problem habe sich mit den gestiegenen Tierarztkosten und Lebenskosten noch verschärft. Viele, die sich in Corona-Zeiten ein Tier zugelegt haben, hätten es aus finanziellen Gründen an das Tierheim abgegeben oder schlimmer: unkastriert ausgesetzt, empört sich Petra Gerter. Sie befürchtet, dass sich die Lage verschlimmert, wenn im Frühling der erste Schwung Kitten auf die Welt kommt.

Ein Ansatz wäre aus ihrer Sicht eine gemeinsame Aktion von Ehrenamtlichen mehrerer Gemeinden – mit Unterstützung von Tierheimen, Tierärzten und Gemeindeverwaltungen, so Gerter, der eines klar ist: „Der Kampf gegen das Tierleid geht immer weiter.“

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