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Mehr als 30 Stände

Waldtag des Enzkreises thematisiert Folgen des Klimawandels

Im Schlettichwald bei Neulingen haben die Besucherinnen und Besucher am Wochenende viele Infos zu Bäumen, Wildtieren und Forstwirtschaft gehört. Dabei ging es auch um Waldbrände und Amphibienschutz.

Andreas Drost aus Königsbach ist ein Künstler an der Kettensäge. Mit ihr lässt er aus Baumstämmen unter anderem Tierfiguren entstehen.
Andreas Drost aus Königsbach ist ein Künstler an der Kettensäge. Mit ihr lässt er aus Baumstämmen unter anderem Tierfiguren entstehen. Foto: Nico Roller

Man hört Motorsägen und Jagdhörner, sieht große Maschinen und modernste Technik, man riecht Baumharz und frisches Holz. Es gibt viel zu entdecken und zu erleben, viel zu erfahren und zu bestaunen im Schlettichwald bei Neulingen. Vom Enzkreis in Kooperation mit zahlreichen Partnern und Vereinen auf die Beine gestellt, hat der Waldtag dort insgesamt sieben Stunden lang eine große Bandbreite gezeigt.

„Hier ist für jeden etwas dabei“, sagt Landrat Bastian Rosenau und spricht von einem „Riesen-Event“, dessen Vorbereitung mit viel Aufwand verbunden gewesen sei. Rosenau freut sich, dass die Veranstaltung nach 17 Jahren nun wieder stattgefunden hat. Und lobt die große Vielfalt, die sie geboten hat.

Neulinger Feuerwehr führt Rettungseinsatz im Wald vor

Insgesamt gibt es im Wald mehr als 30 spannende Stationen und Mitmachangebote, verteilt auf zwei verschiedene Rundwege: einen „wildromantischen“ abseits der geteerten Pfade und einen, der auch für Kinderwägen und gehbehinderte Menschen gut zu bewältigen ist. Denn beim Waldtag sollen laut Forstamtsleiter Andreas Roth alle dabei sein. Deswegen bietet man auch eine Führung in Gebärdensprache an.

Hier ist für jeden etwas dabei.
Bastian Rosenau
Landrat

Roth freut sich, dass es dank vieler Partner und Vereine gelungen ist, eine große Bandbreite abzudecken. Die meisten seien von der Idee sofort begeistert und „mit viel Herzblut“ dabei gewesen. Zu ihnen gehört auch die Neulinger Feuerwehr, die zeigt, wie sie im Ernstfall verunglückte Personen aus dem Wald rettet. In Neulingen kommt das laut Hauptbrandmeister Christian Wächter zwar zum Glück nur selten vor, aber landesweit relativ oft.

Deswegen verfügt jedes moderne Feuerwehr-Fahrzeug unter anderem über ein Hebekissen, eine Schere und einen Spreizer. In Neulingen üben die Kameraden zweimal im Jahr die Rettung im Wald. Damit dort erst gar nichts passiert, empfiehlt Wächter, möglichst nicht auf übereinandergestapelten Baumstämmen, sogenannten Poldern, herumzulaufen. Denn diese können dadurch instabil werden und einem im wahrsten Sinn des Wortes auf die Füße fallen.

Immer mehr Waldbrände: System „Pump and Roll“ ermöglicht Löschen aus dem fahrenden Fahrzeug

Ein ganz anderes Problem sind die Wald-, Feld- und Wiesenbrände, die laut Wächter auch im Enzkreis in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. Um darauf reagieren zu können, gibt es inzwischen geländegängige Allrad-Fahrzeuge und ein System namens „Pump and Roll“, das ein Löschen aus dem fahrenden Fahrzeug ermöglicht. Beim Waldtag geben Wächter und seine Feuerwehr-Kameraden den Besuchern gerne Auskunft – und sind damit nicht allein.

Der Illinger und Sternenfelser Förster Rolf Esslinger (rechts) begutachtet mit zwei Forstmitarbeitern die Schnittfläche eines frisch gefällten Baums.
Der Illinger und Sternenfelser Förster Rolf Esslinger (rechts) begutachtet mit zwei Forstmitarbeitern die Schnittfläche eines frisch gefällten Baums. Foto: Nico Roller

Auch der Landschaftserhaltungsverband (LEV) informiert gerne über seine Tätigkeit. Bei einem Memory und einem Quiz dreht sich alles um Amphibien. Viele von ihnen gelten als gefährdet und stehen inzwischen auf der Roten Liste.

Einige dieser Arten gibt es auch im Enzkreis, etwa die Erdkröte, die Gelbbauch-Unke, den Feuersalamander, den Spring- und den Seefrosch. Ihre Laichorte liegen in Tümpeln, von denen laut der stellvertretenden LEV-Geschäftsführerin Samantha Vincon allerdings durch den Klimawandel immer mehr austrocknen.

Um dem entgegenzuwirken, kümmert sich der LEV im Enzkreis zusammen mit den Kommunen darum, dass Tümpel saniert und neu angelegt werden. Dabei geht man laut Vincon inzwischen verstärkt in den Wald, weil es dort mehr Schatten und Feuchtigkeit gibt. Neben einem dieser Tümpel hat der LEV beim Waldtag seinen Stand aufgebaut. Er ist im vorigen Jahr angelegt worden und beheimatet schon eine beachtliche Anzahl an Tieren.

Kettensägenkünstler baut Waldbett aus Baumstämmen

Einige davon können die Kinder beim Waldtag unter der Lupe genauer betrachten. Bei Andreas Drost können die Besucher dagegen probeliegen – und zwar in einem Bett, das er aus Stämmen selbst gebaut hat. Drost ist Kettensägenkünstler, stellt aber auch Möbel aus Holz her und kümmert sich unter anderem um das Pflegen und Fällen von Bäumen, um Schnittholz und Gartenpflege.

Das Holz, das er verarbeitet, stammt aus den Wäldern des Enzkreises und ist damit „absolut regional“. Wegen ihres natürlichen Witterungsschutzes verwendet er Eiche, Douglasie und Lärche. Auch ohne Lasierung halten seine Figuren laut Drost im Freien problemlos bis zu 30 Jahre. Wie er sie herstellt, zeigt er beim Waldtag in mehreren Vorführungen. Immer wieder bleiben Besucher stehen, um ihm dabei zuzuschauen.

Fragt man sie nach ihrer Meinung, dann hört man oft ein großes Lob für die gute Organisation und für die große Vielfalt, die von der Brennholzversteigerung bis zum Holzrücken mit Pferden, von den Jägern bis zu den Imkern, von der Hackschnitzelproduktion bis zu forstlichen Ausbildungsberufen reicht.

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