„Wir sind seit Jahren dran“, sagt der Straubenhardter Bürgermeister Helge Viehweg (SPD). Das Thema Stadtbahn ist in seiner Gemeinde ein Dauerbrenner.
Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über die Verlängerung der Stadtbahn von Ittersbach in den Enzkreis diskutiert.
Die Trassenführung von Ittersbach über die Straubenhardter Ortsteile Conweiler und Schwann nach Neuenbürg (Wilhelmshöhe) und weiter durch Birkenfeld bis zur Enztalbahn wurde mehrmals untersucht.
Allerdings erwies sich die Variante als unwirtschaftlich, weil dem Nutzen zu hohe Kosten gegenüberstanden.
Über die Stadtbahn wird nicht zum ersten Mal diskutiert
Einen neuen Anlauf gab es 2010, als die Verlängerung der Trassenführung über den Pforzheimer Stadtteil Arlinger in das Stadtzentrum und weiter bis zum Haidach untersucht wurde.
Dabei ergab sich zwar ein deutlich besserer Nutzen-Kosten-Faktor als bisher, gereicht hat es aber auch dieses Mal nicht. Zwischen 2013 und 2017 standen weitere Trassenvarianten in der Diskussion.
Entscheidend für die Förderung durch Bund und Land sei der Nutzen-Kosten-Indikator. Der müsse über 1,0 liegen, erklärt das Landratsamt Enzkreis.
Die Rahmenbedingungen hätten sich durch die jüngste Fortschreibung der „Standardisierten Bewertung von Verkehrswege-Investitionen im öffentlichen Personennahverkehr“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr aber geändert.
Ich finde es wichtig, dass man sich auf das kurzfristig Machbare konzentriert.Helge Viehweg, Straubenhardter Bürgermeister
Die Fortschreibung könne zu positiveren Indikatoren führen, so Jürgen Hörstmann, Pressesprecher des Landratsamts. Unter anderem würden nun Aspekte wie Klimaschutz, Umweltschutz und Anschlüsse an Bahnverbindungen stärker gewichtet.
Der Enzkreis will daher gemeinsam mit der Stadt Pforzheim umfangreiche Untersuchungen zu möglichen neuen Stadtbahnlinien im gesamten Enzkreis in Auftrag geben.
Am Montag stimmt der Kreistag bei seiner Sitzung der Remchinger Kulturhalle über die Vergabe einer Machbarkeitsstudie ab.
Geprüft werden soll die Linie vom westlichen Enzkreis durch Pforzheim und den südöstlichen Enzkreis. Auch die Strecke Ittersbach–Straubenhardt könnte Teil der Untersuchung sein.
„Wir begrüßen, dass die große Lösung geprüft wird“, sagt Bürgermeister Viehweg. „Ich finde es wichtig, dass man sich auf das kurzfristig Machbare konzentriert.“
Das Realistische ist aus seiner Sicht die Verbindung Straubenhardt-Ittersbach. Hier sei die Gemeinde auch im Gespräch mit Karlsbad.
Der Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis würde die neue Stadtbahn begrüßen.Axel Hofsäß, VPE-Geschäftsführer
Auch der Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) würde die neue Stadtbahn begrüßen. „Der VPE steht neuen Schienenverbindungen grundsätzlich positiv gegenüber“, sagt Geschäftsführer Axel Hofsäß auf Nachfrage.
Voraussetzung sei aber die Nutzen-Kosten-Untersuchung, die einen möglichst hohen positiven Indikator aufweisen müsse, sonst sei eine Förderung und eine zeitlich realistische Umsetzung nicht möglich.
„Ohne Fördergelder ist ein solches Projekt nicht realisierbar“, so Hofsäß.
Die Rahmenbedingungen für eine standardisierte Bewertung hätten sich geändert. Ob diese Änderungen genügen, einen möglichst hohen Indikator zu erreichen, könne man aus heutiger Sicht nicht sagen. Dazu müsse es entsprechende Untersuchungen geben, so der VPE-Geschäftsführer.
Die Untersuchungen hatte die CDU-Kreistagsfraktion schon im November 2019 beantragt – „im Schulterschluss mit der CDU der Pforzheimer Stadtratsfraktion. Hier denken wir groß.
Gemeinsam können wir mehr erreichen“, sagte Kreisrat Heiko Genthner in seiner Haushaltsrede vor fast einem Jahr. Es gehe um eine durchgängige Stadtbahnstrecke vom westlichen zum südöstlichen Enzkreis quer durch Pforzheim und mit Anbindung an bestehende Bahnlinien.
So könnten die Oberzentren Karlsruhe, Pforzheim und Stuttgart zusätzlich miteinander verbunden werden, so Genthner.
Denn mit den neue Regeln für die standardisierte Bewertung seien die Anforderungen bewusst abgesenkt worden: „Diese Chance müssen wir nutzen.“
