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Jubiläumsfeier in Vaihingen

Vereine im Enzkreis schließen sich neuem Chorverband an

Nicht allen war bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen des Chorverbands Enz festlich zumute, denn der Verband löst sich auf. Gesangvereine aus dem Enzkreis werden sich im neuen Chorverband Nordschwarzwald organisieren.

Menschen auf einer Bühne
Als Höhepunkt des Jubiläumsjahrs „100 Jahre Chorverband Enz“ bezeichnet Peter Heinke das Musical „Fritz Bauer“. Foto: Stefan Friedrich

100 Jahre Chorverband Enz: Für die einen ist es ein Grund zum Feiern, für andere wiederum ein Grund zum Trauern, denn der 1923 gegründete Zusammenschluss von Gesangvereinen aus dem Enzkreis sowie den Landkreisen Calw und Ludwigsburg wird sich mit dem Chorverbandstag im kommenden Frühjahr auflösen. Insofern hat der Festakt zum Jubiläumsjahr am Samstagnachmittag in der Stadthalle Vaihingen unter besonderen Vorzeichen gestanden, zumal auch Corona wieder eine Rolle gespielt hat.

Eigentlich hätte der Frauenchor des Chorverbands den Festakt musikalisch umrahmen sollen, doch das Virus hat einen Strich durch die musikalische Rechnung gemacht, bedauerte der Verbandsvorsitzende Peter Heinke. „Es sind zu viele krank geworden“, deshalb übernahm kurzerhand der Männerchor aus Vaihingen.

„Corona hat schon manches verändert und wir spüren immer noch die Auswirkungen“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete des Enzkreises, Stefanie Seemann, deshalb im Rahmen ihres Grußwortes. „Es war ein riesiger Einschnitt für alle, die ehrenamtlich tätig waren.“ Ganz besonders gilt dies für die Gesangvereine der Region, die mit großen Herausforderungen zu kämpfen hatten.

„Deshalb freut es mich umso mehr, dass der Chorverband Enz trotzdem weiter versucht hat, die Menschen zu aktivieren und junge Menschen in die Chöre zu holen“, denn das Singen in den Chören sei nicht nur gesund, sondern belebe auch den Geist und die Gemeinschaft, so Seemann.

Chöre aus dem Enzkreis und dem Kreis Calw gehören künftig zum Verband Nordschwarzwald

Für die Vereine, die im Chorverband Enz organisiert sind – sie sind unter anderem aus Neuenbürg, Birkenfeld, Engelsbrand, Gräfenhausen oder Feldrennach – heißt es zum nächsten Jahr dennoch, dass sie sich neu organisieren müssen. Soweit sie aus dem Enzkreis und dem Landkreis Calw kommen, werden sie eine neue Heimat im Chorverband Nordschwarzwald finden, dessen erster Präsident der frühere Bürgermeister von Maulbronn, Andreas Felchle, werden soll.

Die Erfolgsgeschichte, die 100 Jahre lang im Chorverband Enz geschrieben wurde, sollen sie auf jeden Fall weiterschreiben, zeigte sich der aus Pforzheim stammende Präsident des Schwäbischen Chorverbands, Jörg Schmidt, zuversichtlich. Die Chorverbände selbst seien nicht zuletzt ein wichtiges Bindeglied zwischen den Vereinen und zudem auch der Seismograf, was die einzelnen Vereine bewegt.

„Ihr seid die Ratgeber für uns“, dankte er den Vertretern des Chorverbands Enz für die gute Arbeit, die nun an anderer Stelle fortgesetzt werden muss. Der Festakt zum 100-jährigen Bestehen sei in diesem Sinne auch „wirklich ein historischer Tag“, weil das Jubiläum eben im Wissen um die Auflösung gefeiert werde.

Ich habe auch Verständnis, wenn einer sagt, heute ist eine Trauerfeier.
Jörg Schmidt
Präsident Schwäbischer Chorverband

„Das macht melancholisch und ich habe auch Verständnis, wenn einer sagt, heute ist eine Trauerfeier“, doch letztlich sei der Wandel nun mal die einzige Konstante im Zeitablauf – und das gelte auch für den Chorverband Enz, dessen Gründung am 10. September 1922 vorbereitet worden ist.

Damals, erzählte Heinke, hätten sich in Mühlacker im Uhlandbau 22 Vereine mit rund 1.100 Sängern getroffen und sich zum Enzgau zusammengeschlossen. Erstmals ist man am 13. Juni 1923 in Pinache öffentlich aufgetreten. Ein Jahr später fand das erste Gauliederfest in Birkenfeld statt, mit etwa 5.000 Gästen damals ein erster großer Erfolg.

„Es folgten viele Sängerfeste in unregelmäßigen Abständen“, so Heinke. Die Chortage in Mühlacker anlässlich des 75-jährigen Bestehens seien dabei einer der Höhepunkte gewesen. Von den damals 69 aktiven Vereinen sind heute zwar nur noch 59 übrig geblieben, darunter der Liederkranz Hohenhaslach, der 1831 gegründet wurde und damit der älteste Verein im Chorverband Enz ist.

Trotzdem sei die Jugendarbeit im Verband großgeschrieben worden, sagte Heinke im Rahmen des Festakts. Es gab sogar ein selbstständiges Jugendgremium, das allerdings mangels Bereitschaft von Ehrenamtlichen eingestellt werden musste.

Dass der Chorgesang ein Auslaufmodell ist, das bezweifelte der Verbandsvorsitzende dennoch. „Ich meine, Totgesagte leben oft länger, und wir werden nicht nachlassen, für unser schönes Hobby zu werben.“ Das haben die Sängerinnen und Sänger mit einem Musical über den früheren Generalstaatsanwalt Fritz Bauer bewiesen, der die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt gegen große Widerstände initiierte und mit zahlreichen Anfeindungen und Todesdrohungen konfrontiert war. Heinke bezeichnete das Musical als „Höhepunkt des Jubiläumsjahres“.

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