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Sanierung ist möglich

Bekenntnis zu Pforzheims Nagoldfreibad: Geplante Beckenaufteilung verärgert aktive Schwimmer

Die Stadtwerke Pforzheim würden die Sanierung und künftig auch den Betrieb des Nagoldfreibads in Dillweißenstein übernehmen, wenn der Gemeinderat zustimmt. Noch sind viele Details zu klären.

Sonnenschein, blauer Himmel und ein kühles Getränk in der Hand. Rund 180 Besucher folgten der Einladung des Fördervereins Nagoldfreibad ins gleichnamige Freibad.
„Kultur am Beckenrand“ zählt zu den beliebten Veranstaltungen, mit denen der Förderverein viele Besucherinnen und Besucher ins Nagoldfreibad nach Dillweißenstein lockt. Foto: Björn Fix

Es geht um die Zukunft des 85 Jahre alten Traditionsfreibads an der Nagold: Die Stadtwerke Pforzheim (SWP) wollen bei einer Übernahme Synergieeffekte im Zusammenhang mit einem geplanten Nahwärmekonzept in Dillweißenstein nutzen. Der Förderverein hofft, ein Wörtchen mitreden zu können – sollten die SWP ab Herbst zuständig sein für Sanierung und späteren Betrieb des Bads. SWP-Vertreter Bernd Hagenbuch nahm am Montag aus dem Werkeausschuss jedenfalls ein klares Bekenntnis für den Erhalt des Nagoldfreibads mit. Das Gremium hatte mit großer Mehrheit einem Grundsatzbeschluss zugestimmt.

Schließt sich dem der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 23. Mai, an, so wird der Eigenbetrieb Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe (EPVB) das Bad zum 1. Oktober an die SWP übertragen. Derartige Pläne stehen seit längerem im Raum.

Becken und Technikgebäude im Pforzheimer Freibad müssen abgerissen werden

Am Montag nun präsentierte Hagenbuch das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie: „Eine Sanierung ist möglich“, fasste er zusammen. CDU-Stadtrat Jörg Augenstein brachte die Erleichterung im Gremium darüber auf den Punkt, dass „das Schmuckkästchen Nagoldfreibad“ Pforzheim damit erhalten bleiben könnte.

Der EPVB hatte die Studie inklusive Bodengutachten im vergangenen Jahr veranlasst. Da eine Sanierung im Bestand nicht möglich ist, müssen Becken und Technikgebäude abgerissen und neu gebaut werden bei einem geschätzten Kostenrahmen von insgesamt rund neun Millionen Euro.

Die Stadt wollte damals nicht mehr investieren.
Jörg Müller, Förderverein Nagoldfreibad

Der Vorsitzende des Fördervereins Nagoldfreibad, Jörg Müller, würde eine Übernahme durch die Stadtwerke befürworten, wie er vor der Sitzung dieser Redaktion sagte. Ihm und seinen Mitstreitern ist es eine Herzensangelegenheit, dass das Bad überhaupt eine Perspektive hat. Die sieht er endlich gegeben. „Vor Jahren stand das Bad auf der Kippe, die Stadt wollte damals nicht mehr investieren“, sagte er. Daraufhin gründeten engagierte Bürger 2019 den Förderverein.

Diesem sei es gelungen, das Potenzial des Bads aufzuzeigen. Müller erinnerte an das breite Spektrum an Veranstaltungen, durch die das Bad regelmäßig auf sich aufmerksam macht: Im vergangenen Sommer unter anderem durch den Poetry Slam – im Reuchlinjahr 2022 sei dies der einzige Programmpunkt gewesen, über den das SWR-Fernsehen berichtet habe. Müller verwies zudem auf die hohe Akzeptanz des Bads in der Bevölkerung.

Dafür sprächen allein die 530 Menschen, die sich heute im Förderverein engagierten. „Das sind alle Nutzer des Bads“, betonte Müller. Deshalb ist er überzeugt davon, dass beide Seiten profitieren würden, wenn die Stadtwerke den Verein bei Planung und Gestaltung des neuen Bads mit einbeziehen. Dies zu tun kündigte Hagenbuch in der Sitzung an.

Mehr Wasserfläche für Nichtschwimmer und Kinder vorgesehen

Mit der Sanierung soll die Wasserfläche neu aufgeteilt werden. Bei unveränderten rund 900 Quadratmetern Gesamtfläche soll sie „bedarsfgerecht“ gestaltet werden, heißt es in der Studie, die sich auch an anderen Bädern im Enzkreis orientiert. Ausgegangen wird von einem Schnitt von 50.000 Jahresbesuchern, darunter zwei Drittel Nichtschwimmer und Kinder.

Das Gros an 64 Prozent der Wasserfläche soll künftig diesen Gruppen vorbehalten sein, die restlichen 36 Prozent Schwimmern. Bislang ist es umgekehrt. Das bestehende Freibad sei deshalb „weit vom Bedarf entfernt zugunsten der Schwimmer und zulasten besonders der Nichtschwimmer“.

Die geplante Umverteilung stößt auf Kritik etwa beim Pforzheimer Gunter Roser. Er sei „leidenschaftlicher Schwimmer“ und Mitglied im Verein, teilt er in einem Schreiben an diese Redaktion mit und fragt, ob die Stadt sich den „Luxus“ leisten könne, den Nichtschwimmerbereich auszuweiten. „Wenn man bedenkt, dass es die Kinder nur bei höheren Temperaturen in die Freibäder treibt, so verwundert es nicht, dass häufig im Mai und auch Juni und oft ab Mitte August der Nichtschwimmerbereich ziemlich verwaist ist“, merkt er an.

Schwimmer wären für sich alleine

Währenddessen zögen auch zu diesen Zeiten Dauerkartenbesitzer und andere Schwimmhungrige zahlreich ihre Bahnen im Schwimmerbecken.

Einem Entwurf der Studie zufolge würde das Schwimmerbecken zwar nur 25 Meter Länge aufweisen, während es bisher 33 Meter waren. Aber die Schwimmer wären dort für sich. In einem zweiten, größeren Becken könnten sich Nichtschwimmer und Kinder tummeln. Ebenso geplant sind Planschbecken und eine Wasserspielfläche.

Stimmt der Gemeinderat dem Grundsatzbeschluss zu, sollen die SWP nach dem Ende der Saison mit der Sanierung beginnen. Bis dahin sind Details zu klären: Etwa zur genauen Höhe der Sanierungskosten sowie vertragliche Aspekte. Die SWP, die sich zu Teilen im Besitz der Thüga befinden, wollen für das Bad eine eigene Sparte einrichten, damit der Thüga kein Nachteil entsteht. Auch die Themen Personal, Öffnungszeiten und Eintrittspreise gilt es zu regeln. Die Thüga ist das größte kooperative Netzwerk kommunaler Energie- und Wasserdienstleister in Deutschland.

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