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Abitur und Deutsch-Prüfung in der Tasche

Auszubildende aus Kamerun beginnen eine Ausbildung bei der Caritas Pforzheim

Sie sind jung und weltoffen. Und sie wollen einen Berufsabschluss machen und alles Notwendige dafür tun: Elf Männer und Frauen aus Kamerun werden bei der Caritas Pforzheim zur Altenpflegefachkraft oder zum Heilerziehungspfleger ausgebildet.

Caritasdirektor Frank Johannes Lemke (vorn), seine Stellvertreterin Gabriele Weber (links dahinter) und Stabsstellenleiterin Personal, Verena Fix (rotes Oberteil), stellten die elf neuen Auszubildenden aus Kamerun der Presse vor.
Caritasdirektor Frank Johannes Lemke (vorn), seine Stellvertreterin Gabriele Weber (links dahinter) und Stabsstellenleiterin Personal, Verena Fix (rotes Oberteil), stellen die elf Auszubildenden aus Kamerun vor. Foto: Birgit Metzbaur

Sie haben die weite Reise auf sich genommen, um hier eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft oder zum Heilerziehungspfleger zu machen. Die elf jungen Menschen im Alter von 21 bis 28 Jahren haben alle eine in Kamerun abgeschlossene Schulausbildung mit französischem Abitur in der Tasche und ihre Deutsch-Prüfungen am Goethe-Institut in Kamerun erfolgreich abgelegt.

Am Dienstag stellten Caritasdirektor Frank Johannes Lemke, seine Stellvertreterin Gabriele Weber und Verena Fix, Stabsstellenleiterin Personalentwicklung im Caritasverband, die neuen Auszubildenden vor.

Die Menschen aus Kamerun kamen aus Eigeninitiative zu ihrer Ausbildungsstelle in Pforzheim

Die Auszubildenden aus Kamerun kamen alle aus Eigeninitiative zu ihrer Ausbildungsstelle. Wie sie auf Pforzheim kamen? Einige haben Familie oder Freunde hier, aber viele kamen „über das Internet“, über Online-Ausbildungsbörsen, berichten zwei Auszubildende.

Sie kannten sich vorher nicht, haben sich in Pforzheim zum ersten Mal gesehen. Auf Nachfrage berichten sie, dass viele ihrer gleichaltrigen Bekannten nach dem Schulabschluss ins Ausland gehen: nach Deutschland, Frankreich, in die USA oder nach Kanada.

Wir sind nicht in Kamerun auf die Suche gegangen. Sie haben uns gefunden.
Gabriele Weber
stellvertretende Caritasdirektorin

„Wir sind nicht in Kamerun auf die Suche gegangen. Sie haben uns gefunden“, sagt Weber und staunt noch immer über die vielen Bewerbungen aus dem zentralafrikanischen Land. Die ersten Bewerbungsgespräche fanden per Zoom-Konferenz statt.

Eigentlich habe man drei Auszubildende aus Kenia einstellen wollen, aber dann habe man es „nicht fertiggebracht“, den qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern abzusagen, so Weber.

Was die jungen Leute aus Kamerun auf sich nehmen, um ihre Ausbildung in Pforzheim machen zu können, „hat uns sehr beeindruckt“, sagt Fix mit großem Respekt.

Sie haben sich durch den Erwerb der deutschen Sprache in Privatschulen jahrelang auf die Reise vorbereitet, kümmerten sich um die Formalitäten bei der deutschen Botschaft in Kamerun und haben auch die Reisekosten selbst getragen.

Sie sind gut informiert über das duale Ausbildungssystem in Deutschland und haben herausgefunden, dass „jede Stadt ihre eigene Kultur“ hat, so Fix.

Patenprogramm der Caritas Pforzheim soll berufliche und soziale Integration erleichtern

Die Caritas hat ein Patenprogramm in den Einrichtungen aufgelegt. 20 Kolleginnen und Kollegen werden sich mit den Auszubildenden aus Kamerun beschäftigen, um ihnen die berufliche und soziale Integration zu erleichtern.

„Einiges ist schon geschafft“, berichtet Fix. Gemeinsam sei man bei der Bank gewesen, habe Krankenversicherungen abgeschlossen und den Wohnsitz angemeldet. Die Caritas stellt den Auszubildenden Wohnraum zur Untermiete zur Verfügung.

Die größte Herausforderung für die jungen Afrikanerinnen und Afrikaner ist das deutsche Essen, verriet Fix unter beifälligem Gelächter der Auszubildenden. Worauf Lemke versprach, dass sie nach der Probezeit alle zusammen italienisch essen gehen werden.

Wie bei allen Branchen geht auch an dem katholischen Wohlfahrtsverband in Pforzheim der Fachkräftemangel nicht unbemerkt vorüber. Die neuen Auszubildenden aus Afrika sollen helfen, die Not zu lindern.

Wir beschäftigen über 50 Nationen.
Frank Johannes Lemke
Caritasdirektor

Mit seinen über 1.000 hauptamtlich Beschäftigten und rund 400 ehrenamtlich Mitarbeitenden sowie über 230 Menschen mit Handicap, die in Werkstätten oder Inklusionsbetrieben beschäftigt sind, ist die Caritas Pforzheim nach eigenen Angaben der größte soziale Träger in der Region Pforzheim Enzkreis.

„Wir beschäftigen über 50 Nationen“, konstatiert Lemke. In über 35, über die Stadt und den Enzkreis verteilten Dienststellen wird die Arbeit für rund 10.000 Klienten geleistet.

Insgesamt 90 Auszubildende beginnen am 1. September ihre Ausbildung bei der Caritas Pforzheim

Zum 1. September wird Caritas Pforzheim insgesamt 90 Auszubildende haben. „Das ist ein neuer Rekord“, berichtet Lemke stolz. Im vergangenen Jahr waren es 66 Personen.

„Sehr positiv überrascht“ zeigte sich Lemke vom Regierungspräsidium Stuttgart, das „in Windeseile alle Zeugnisse überprüft hat“. Beim Genehmigungsverfahren habe ihn auch die Pforzheimer Ausländerbehörde „ausgesprochen positiv überrascht“. Im Hintergrund habe man zwar schon „politisch den Boden bereitet“, aber der Einsatz der Abgeordneten sei gar nicht nötig gewesen.

Das Zusammenspiel mit den Ausländerbehörden, dem Regierungspräsidium und der Deutschen Botschaft in Kamerun habe „wunderbar geklappt“, berichtet Lemke. Binnen kürzester Zeit konnten alle Prüfungen abgeschlossen und die notwendigen Visa erteilt werden.

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