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Schwimmbad-Bilanz

Der Sommer ist manchem Pforzheimer zu heiß fürs Freibad

Hitze allein bringt noch keine gute Schwimmbadsaison. Diese Erfahrung machen in diesem Jahr zum Beispiel Pforzheim und Remchingen. Dabei spielen auch Corona-Effekte wie Reiselust und private Planschbecken eine Rolle.

Sommerzeit ist auch Badezeit. Im Nagoldbad suchen die Gäste Abkühlung.
Sommer im Nagoldbad: Gemessen an den zeitweise tropischen Temperaturen bleibt das Besucherinteresse am öffentlichen Angebot zur Abkühlung hinter dem Durchschnittsjahr 2019. Foto: Wacker

Wegen Überfüllung schließen musste Georg Busch das Wartbergbad nicht. Aber der 19. Juni hielt, was nicht nur der Fachbereichsleiter der Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe kommen sah.

Er geht als der Top-Tag schlechthin in die Bäderbilanz 2022 ein. Das zeichnet sich bereits jetzt zum meteorologischen Herbstbeginn am Donnerstag dieser Woche ab.

Mit 4.000 Besuchern im Wartbergbad und 1.000 im Nagoldbad ist der Samstag im Juni einsame Spitze in einer „guten“, mit bislang 103.000 Besuchern aber nicht beeindruckenden Badesaison. Daran werden auch die kommenden zwei Wochen bis zum Ende nichts ändern.

Schwimmbadbetreiber erwarten noch einmal Badewetter

Die Tage bis zum 11. September sollen zwar bis mindestens Mitte der nächsten Woche noch ordentliches Badewetter bringen. Die 138.000 Besucher aus dem Jahr 2018 oder die 135.000 im Jahr 2019 in Pforzheim „holen wir aber nicht mehr auf“, meint Busch.

Vielen ist die Hitze zu aggressiv gewesen.
Georg Busch, Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe

Das Corona-Urlaubsphänomen lässt die Bäderbilanz ins Mittelfeld rutschen. „Die Leute sind mehr als sonst in den Urlaub gefahren“, sagt Busch. Auch Andreas Ebel, Betriebsleiter im Schlossbad Remchingen, hat das „Gefühl, dass viele Leute hungrig nach einer Urlaubsreise“ waren nach zwei sehr eingeschränkten Pandemiejahren.

Unbeschwertes Badevergnügen erwartet man ab Mai unter anderem im Schlossbad in Remchingen. Es wird keine Einschränkungen mehr geben, wie noch im letzten Jahr der Fall. Jahreskarten sind zudem seit dieser Woche im Vorverkauf erhältlich.
Unbeschwertes Badevergnügen: Die Saison im Schlossbad in Remchingen endet am 11. September mit einem Seepferdchentag für Schwimmanfänger. Foto: Stefan Friedrich

Für den Schwimmmeister selbst brachte der Sommer die erste „richtige“ Freibadsaison mit weit über 85.000 zahlenden Gästen und über 100.000, wenn Kinder bis sechs Jahren mitgerechnet werden. Ebel war bis 2019 fürs Emma-Jaeger-Bad in Pforzheim zuständig und startet dann 2020 in Remchingen unter Pandemiebedingungen, die die Jahre 2020 und 2021 untauglich machen für jeglichen Bilanzvergleich.

Wenn Matthias Schüle, Remchingens Mann der Zahlen, stattdessen auf das Jahr 2019 blickt, bestätigt sich, was auch schon in Pforzheim feststeht. Es sind geschätzt 150.000 Besucher ausgewiesen. An diesen Supersommer – bilanztechnisch betrachtet – wird der stellvertretende Rechnungsamtsleiter in diesem Jahr nicht anknüpfen können.

Die Leute sind mehr als sonst in den Urlaub gefahren.
Georg Busch, Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe

„Vielen ist die Hitze zu aggressiv gewesen“, macht Busch deutlich, dass die vergangenen drei Monate womöglich ganz und gar nicht ideal waren für die Bäderbilanz. Spontane Bestätigung dafür bekommt er vom Privatmenschen Schüle. „Wenn es mal 35 plus hat, hab’ ich auch nicht so Lust, ins Freie zu gehen.“ Außerdem wärme sich das Wasser dann auch zu sehr auf, vor allem wenn es in Edelstahlbecken ist.

Trend zum Privat-Planschbecken: Angebote in Baumärkten sprechen Bände

Das gilt auch für all die Becken, die seit Auftreten der Corona-Viren in den Gärten der Region aufgebaut wurden. Für den Pforzheimer Fachbereichsleiter ist dieses Zusatzangebot ein dritter Grund dafür, dass weniger Leute ins Wartberg- oder ins Nagoldbad kommen als während des „eher normalen Jahres 2019“. Das Angebot in den Baumärkten spreche Bände, was die Entwicklung in Richtung privates Planschbecken anbelangt.

Dass sich Dinge geändert haben, die einmal für selbstverständlichen gehalten wurden, zeigt sich am Ende des öffentlichen Freibadbetriebs: „Wir werden nicht verlängern“, sagt Busch. Die Nächte seien bereits so kalt, dass die Wassertemperaturen in den Becken beträchtlich sinken. Mit Solarerwärmung alleine lasse sich das nicht mehr ausgleichen, wenn der Herbst dann auch kalendarisch da ist.

Kalte Nächte: Wasserheizung anwerfen ist dieses Jahr keine Option

Frühere Bäderchefs hätten an dieser Stelle bei hinreichend gutem Septemberwetter die Wasserheizung angeworfen. Aber das ist angesichts von Energieknappheit und Preisexplosionen keine Option mehr.

Sommer sei Dank, konnte das Freibadfreunde hierzulande kalt lassen – egal wie vorausschauend Gemeinden auf die Gaskrise reagierten. Die Sonne brachte ohnehin die hohen Wassertemperaturen in die Planschbecken, die laut Busch inzwischen als Standard gelten.

26 bis 27 Grad Celsius waren bei Tagestemperaturen von um die 35 Grad und nachts bis zu 28 Grad locker zu erreichen. Wäre es anders gewesen und das Wasser wäre nur 23/24 Grad warm geworden, hätte Pforzheim noch im vergangenen Jahr nachgeholfen.

Mit einem Ausblick auf künftige Freibaderlebnisse verknüpfen die Schwimmmeister in Remchingen das Ende der Saison am 11. September. Künftige „Seepferdchen“ sind ganz besonders gefragt, noch einmal ins Becken zu springen. „Wir haben den Seepferdchen-Tag als Motivation gedacht und hoffen, dass viele Kinder kommen, die über den Sommer schwimmen gelernt haben“, sagt Ebel. Das sei auch ein Angebot an die Region, weil Schwimmkurse sehr rar sind – seit Corona sowieso.

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