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Wetterexperte zieht Bilanz

Sommer in Pforzheim und Enzkreis war zu warm und zu trocken

Viel zu warm und viel zu trocken – so war der Sommer 2022 in Pforzheim und Enzkreis. Darüber hinaus gab es in der Region einige Rekorde und Raritäten.

Ein Thermometer zeigt am 19.06.2013 in Stuttgart (Baden-Württemberg) 36 Grad Celsius an. Foto: Franziska Kraufmann/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Schwitzen ist angesagt: Doch die ganz heißen Tage dürften vorbei sein. Der Sommer 2022 hat Rekorde aufgestellt und gilt schon jetzt als einer der trockensten. Foto: Franziska Kraufmann

Der Kontrast zum Sommer 2021 könnte fast nicht größer sein. Vor einem Jahr war es in der Region gefühlt zu kalt und zu nass. „Dieses Jahr ist es genau umgekehrt: viel zu warm und so trocken wie noch nie“, bilanziert Michael Gutwein, der beim Deutschen Wetterdienst (DWD) Leiter der regionalen Messnetzgruppe in Stuttgart ist.

Zwischen dem 29. Juli und dem 25. August habe es im Enzkreis so gut wie keinen Regen gegeben – „das ist eine Rarität“, sagt Gutwein. Anders sei das noch im Juni gewesen: Die gemessenen 98,2 Liter pro Quadratmeter hätten noch über dem langjährigen Mittelwert gelegen.

Knochentrocken waren dagegen der Juli und August: Hier fiel zum Teil nur die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Die Temperaturen dagegen lagen im Schnitt drei bis vier Grad über dem langjährigen Mittelwert, der sich an den Messungen der vergangenen 70 Jahren orientiert.

Im Trend lag auch die Zahl der Sonnentage mit über 25 Grad: 43 wurden in Pforzheim und Enzkreis gezählt – im vergangenen Jahr waren es 31. Heiße Tage mit mehr als 30 Grad waren es bisher 21 – „das ist deutlich zu viel“, so Gutwein. Normal seien fünf bis sieben Tage. Und obwohl es sich vielleicht nicht so anfühlt: Der Rekordsommer 2018 war noch heißer mit insgesamt 64 Sonnentagen und 19 heißen Tagen, weiß der Wetterexperte.

Sonnenreichster Sommer stellt Rekord auf

Was die Zahl der Sonnenstunden angehe, so habe der Sommer 2022 als der sonnenreichste in vielen Teilen Baden-Württembergs einen Rekord aufgestellt, bilanziert Gutwein. U

nd mit einer Mitteltemperatur von durchschnittlich 21,2 Grad liege er auf Platz 2 der Ewigenliste. „Es war ein schöner Sommer, aber nicht für alle“, fasst Gutwein zusammen. Während sich beispielsweise die Freibäder über Wärme und Trockenheit gefreut haben, seien in der Forstwirtschaft die Schäden nach mehreren heißen Sommern deutlich zu sehen.

Der Ausnahmesommer hänge mit dem Azorenhoch zusammen, das in diesem Sommer heiße Luft aus Afrika gesammelt und nach Westeuropa transportiert hat. Der Prozess habe sich sechs oder sieben Mal wiederholt, daher das extrem beständige Hochdruckwetter, erklärt Gutwein.

Es war ein schöner Sommer, aber nicht für alle.
Michael Gutwein, Deutscher Wetterdienst

Die Beobachtungen des Deutschen Wetterdienstes bestätigt Wetterbeobachter Norbert Nentwig aus Schwann. Er misst für den DWD täglich die Regenmenge vor seinem Haus – falls es etwas zu messen gibt. Niederschlag war in den vergangenen Wochen auch hier Mangelware. Heiß und trocken, mit kurzen Gewittern und kurzen Abkühlungen: So beschreibt auch Nentwig den Sommer.

Im August hat der Straubenhardter weniger als acht Liter pro Quadratmeter gemessen statt der im Schnitt üblichen 90 bis 100 Liter. Die größten Regenmengen konnte er am 1. Juli mit 25,7 Litern pro Quadratmeter und am 27. Juni mit 19,4 Litern in Straubenhardt verzeichnen.

Keine Engpässe bei der Wasserversorgung

Trotz des geringen Niederschlags habe es im Sommer zu keinem Zeitpunkt Engpässe in der Wasserversorgung gegeben, sagt Reinhold Varwig, Geschäftsführer des Zweckverbands Mannenbach Wasserversorgung. Die Quellschüttung, also das Wasservolumen aus den Quellen im hinteren Eyachtal, liege derzeit bei 100 Litern pro Sekunde – „für die Sommermonate ist das normal“, so Varwig.

Dem stehe derzeit ein Verbrauch von 80 Litern pro Sekunde in den sechs Verbandsgemeinden Birkenfeld, Straubenhardt, Neuenbürg, Dobel, Bad Herrenalb und Langensteinbach gegenüber. Falls das Wasser doch mal knapp werden sollte, könne Mannenbach beim Zweckverband Albgau 30 Liter pro Sekunde entnehmen, so Varwig.

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