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DRK rätselt über Gründe

Deutsches Rotes Kreuz schlägt Alarm: In Pforzheim wird immer weniger Blut gespendet

Der Lebenssaft Blut könnte knapp werden im Fall einer Katastrophe. Davor warnt das DRK. Kommt ein Engpass auf die Pforzheimer Kliniken zu?

Männer, die nach einer Corona-Infektion wieder geheilt sind, spenden Blutplasma im Nationalen Zentrum für Bluttransfusion (NBTC).
Blutspender gesucht: Das DRK klagt über mangelnde Bereitschaft, Blut zu spenden. Auch in Pforzheim und dem Enzkreis sinken die Zahlen der Spender. Foto: Ameer Al Mohammedaw picture alliance/dpa

Das Deutsche Rote Kreuz schlägt Alarm: Weil nicht mehr so viele Menschen zur Blutspende kämen, sei die Lage derzeit sehr angespannt, berichtet Michael Molitor vom Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen, dem der DRK Kreisverband Pforzheim-Enzkreis angegliedert ist.

Warum die Spendebereitschaft in Pforzheim und dem Enzkreis ebenso wie andernorts seit einigen Monaten stark rückläufig sei, „darüber rätseln wir auch“, sagt Molitor. „Um das herauszufinden, müsste man jeden Spender, der nicht mehr kommt, fragen.“ Dass die Lagerbestände gerade einmal 1,5 Tage betrügen, wo ansonsten drei bis vier Tage Standard gewesen seien, könne nicht nur an Corona liegen, meint er.

„Während der Pandemie konnten wir uns allerdings auf unsere Spender und deren Hilfe verlassen und waren bei sehr hohem Bedarf seitens der Krankenhäuser immer in der Lage, diesen zu decken.“

Grund für den Rückgang ist nicht allein Corona

Das bestätigen die beiden großen Pforzheimer Kliniken Helios und Siloah St. Trudpert, die ihre Blutkonserven vom DRK erhalten. Auf Anfrage teilen sie mit, auch jetzt über eine ausreichende Menge zu verfügen. „Die angesprochenen Engpässe machen sich bei uns aktuell nicht bemerkbar“, erklärt die Ärztin Sofia Beckmann, die im Siloah St. Trudpert Transfusionen verantwortet.

Weil das Helios während der Pandemie insgesamt weniger Patienten gehabt habe, sei der Verbrauch an Blutkonserven sogar um 25 bis 30 Prozent zurückgegangen, berichtet Britt Schwenz, Chefärztin der Labor- und Transfusionsmedizin am Helios. Daher habe man die Vorhaltung reduziert. Seit Jahren werde im Helios Blut nur nach strenger Indikationsstellung übertragen.

Während Pandemie ging der Verbrauch an Konserven am Helios zurück

„Wir haben aktuell ausreichend Blutkonserven im Klinikum, sowohl im Rahmen einer Notfallversorgung als auch für geplante Eingriffe für Patienten im Haus, bei denen eine Transfusion notwendig wird“, sagt Beckmann vom Siloah St. Trudpert. Die gelieferten Präparate werden im hauseigenen Labor gelagert. Bestellt werde nach Bedarf. „Was wir bestellen, wird in der Regel auch zeitnah transfundiert.“ Dadurch reduziere man das Verfallsrisiko, erläutert Beckmann.

Wir müssen hoffen, dass nichts passiert.
Michael Molitor, DRK Blutspendedienst

Alles schön und gut, meint sinngemäß Michael Molitor vom DRK-Blutspendendienst. Er gibt zu bedenken, dass das DRK nicht nur die Pforzheimer Kliniken, sondern auch fast alle anderen in Baden-Württemberg bediene. Aktuell sei die Versorgung zwar sichergestellt. Was aber, wenn es zu einer Katastrophe mit mehreren Verletzten komme? „Wir müssen hoffen, dass nichts passiert.“

„Ich gehe davon aus, dass wir aufgrund unseres umfangreichen Depots mit allen Blutgruppen die Bereitstellung weiterhin individuell gewährleisten können“, erklärt Helios-Ärztin Schwenz.

Die Pforzheimerin Silke F. war über viele Jahre leidenschaftliche Blutspenderin – bis die Blutspendezentrale am Helios vor fünf Jahren schloss. Die mit der Blutgabe verbundene Kontrolle mancher Werte gab der 63-Jährigen, die eigentlich anders heißt, ein Gefühl von Sicherheit.

„Es war schön nah, man bekam ein Vesper und konnte sich so nett mit anderen Spendern unterhalten.“ All das würde sie auch in einer der Hallen bekommen, wohin das DRK regelmäßig zu Terminen einlädt. Aber sie mag die Atmosphäre dort nicht. Sollte die Versorgung von Patienten mit bestimmten Blutgruppen plötzlich nicht mehr sichergestellt sein, müsste man laut Helios-Ärztin Schwenz auf die sogenannte Universalblutgruppe 0 zurückgreifen.

Allerdings haben nur rund sechs Prozent der Bevölkerung diese Blutgruppe, weshalb sie etwas schwieriger zu beschaffen sei, erläutert Beckmann. Patienten, die klinisch stabil seien, könne man aber in der Regel durch eine intravenöse oder medikamentöse Eisengabe „sehr gut behandeln, so dass eine Transfusion nicht notwendig sei oder werde“.

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