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77. Jahrestag der Zerstörung

Friedenstauben leuchten über dem Gedenken an den 23. Februar 1945 in Pforzheim

Zwei Friedenstauben werden leuchten, wenn die Stadt Pforzheim den 77. Jahrestag der Zerstörung am 23. Februar 1945 begeht. Eine wird auf das Rathaus projiziert, die andere auf den Wartbergturm.

Die Hoffnung auf Frieden: Die von schülerinnen und schülern gestalteten Bildtafeln zum Pforzheimer Gedenktag sind nun an zahlreichen Stellen in der Stadt zu finden.
Die Hoffnung auf Frieden: Die von schülerinnen und schülern gestalteten Bildtafeln zum Pforzheimer Gedenktag sind nun an zahlreichen Stellen in der Stadt zu finden. Foto: Torsten Ochs

Von symbolträchtigem Ort, dem aus Kriegstrümmern aufgeschütteten Wallberg, wird Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) seine Ansprache an die Bevölkerung richten, wenn die Stadt Pforzheim an diesem Mittwoch der Zerstörung vor 77 Jahren gedenkt.

Bochs Rede ist Teil der großen Abendveranstaltung, die seit einigen Jahren, verbunden mit Lichtermeer, Ansprachen und dem interreligiösen Segen, auf dem Marktplatz stattfindet und traditionell mit dem Glockengeläut der Kirchen endet.

Wie im Vorjahr wird es wegen der Pandemie eine rein digitale Veranstaltung sein. Die Friedenstaube wird diesmal sowohl aufs Rathaus als auch auf den Wartbergturm projiziert. Also ganz in der Nähe von dem Fackelaufzug der Rechten.

Die von Schülern gestalteten Bildtafeln zum 23. Februar hängen schon, auch andere Aktionen zum Gedenktag gab es bereits. Die stellvertretende Kulturamtsleiterin Claudia Baumbusch stellte am Montag die gemeinsam mit zahlreichen Akteuren gestalteten übrigen Programmpunkte an und um den Gedenktag vor. In Teilen werden sie digital stattfinden.

So etwa die Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof um 15 Uhr, wenn der OB, Dekanin Christiane Quincke und der stellvertretende katholische Dekan Georg Lichtenberger Kränze niederlegen und der weit mehr als 17.000 Menschen gedenken werden, die bei dem Angriff auf Pforzheim starben. Die Öffentlichkeit kann die Feier per Livestream verfolgen.

Viele Programmpunkte mit der Jugend und für die Jugend

Von 28 Programmpunkten seien zwölf explizit an die Jugend gerichtet, verdeutlichte Baumbusch das Ziel der Stadt, über die Zeitzeugen hinaus auch jüngere Generationen aktiv einzubinden bei der Gestaltung. „Eine lebendige Erinnerungskultur ist wichtig“, erklärte Kulturamtsleiterin Angelika Drescher. Die Stadt sei froh, „den sehr aktiven Arbeitskreis“ zur Seite zu haben mit Vertretern aus Schulen, Kirchen, Jugendverbänden und Kultureinrichtungen.

Gemäß dem Motto „Erinnern, Gedenken, Gestalten“ wird es ökumenische Friedensgottesdienste geben, Filmvorführungen des Kommunalen Kinos und Klassenzimmerlesungen sowie Aktionen im Haus der Jugend. Rund um den 23. Februar bietet das „Trümmercafé“ im Stadtteilzentrum KF an der Kaiser-Friedrich-Straße 102 Gerichte zum Mitnehmen, wie es sie zu Kriegszeiten gab.

Wir wünschen uns ein noch deutlicheres Zeichen.
Christiane Quincke, Dekanin

Boch erinnerte daran, dass der Gedenktag Mahnung und Auftrag zugleich sei. Dekanin Quincke betonte, dass es nicht nur um Gedenken und Trauer, sondern darüber hinaus um Verantwortung der Zivilgesellschaft gehe, dafür zu sorgen, dass sich der von Deutschland entfesselte Krieg nicht wiederhole.

„Ich bin froh, dass wir in der vom Gemeinderat verabschiedeten Resolution noch deutlicher gemacht haben, worum es uns geht.“ Einen Meilenstein nannte sie die Resolution.

Quincke wies darauf hin, dass die Kundgebung der Initiative gegen Rechts (IgR) nicht im Programm steht. „Auch unser größter Wunsch wäre es, Demonstrationen zu verbieten.“ Da dies nicht gehe, sei die IgR-Kundgebung wichtig. Sie gehöre dazu. „Wir wünschten uns ein noch deutlicheres Zeichen“, sagte sie in Richtung Stadtspitze. Quincke will sich auch für eine sechste Stele auf dem Wallberg einsetzen, um die Zeitspanne rund um den Krieg zu dokumentieren.

Kritik an Fehlen der IgR-Kundgebung im Programm

Um 19.20 Uhr geht das „Abendgedenken für den Frieden“ online mit der Ansprache des OB, aufgezeichnet am Wallberg, und mit Friedensbotschaften des aus Syrien geflüchteten Taoufek Morad, sowie von Vertreterinnen und Vertreter des Rats der Religionen, aufgenommen in den jeweiligen Gemeinden. Und es gibt einen Songbeitrag Ben Salomos, dem Preisträger des ersten Pforzheimer Friedenspreises.

In der Zeit des Angriffs vor 77 Jahren läuten Pforzheims Kirchenglocken ab 19.50 Uhr für 20 Minuten zum Gedenken an die Opfer. Den virtuellen interreligiösen Segen werden die Glaubensgemeinschaften in Pforzheim spenden. Das Theater lädt nach dem Glockengeläut ab 20.10 Uhr zu den beiden Opern-Einaktern „Der Kaiser von Atlantis“ und „Das Wundertheater“ ein.

Gedenk-Programm im Netz

Die Live-Übertragungen der Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof, das Abendgedenken sowie das gesamte Programm zum 23. Februar ist abrufbar unter www.pforzheim.de/23februar.

Unter dem Motto „Lichter in der Stadt“ ist die Bevölkerung dazu eingeladen, Kerzen an Fenstern und vor den Häusern aufzustellen.

Die Polizei erwartet am Mittwoch „friedliche Kundgebungen und Aufzüge“, heißt es in einer Presseinformation. Rund um das Einsatzgeschehen könnten zum Zweck der Gefahrenabwehr oder Strafverfolgung Drohnen eingesetzt werden.

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