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Neues Bauen

Gestaltungsbeirat will dem Sozialrathaus in Pforzheim eine prägnantere Fassade geben

Der Pforzheimer Gestaltungsbeirat will für das künftige Sozialrathaus im Herzen der Stadt eine prägnantere Fassade. Zwei von den sieben diskutierten Neubauvorhaben überzeugen voll, eines fällt durch.

Richtig offen ist das Mehrfamilienhaus angelegt, das die Arlinger Baugenossenschaft in der Hohlohstraße plant. Architekt Fabian Berthold überzeugte seine Kollegen im Gestaltungsbeirat mit fünf Wohnungen in einem dreigliedrigen Holzhaus. Es ist ebenso an der umliegenden Gartenstadt der 1920er-Jahre wie an den benachbarten 50er-Jahre-Bauten sowie der noch jungen Geschäftsstelle und dem angrenzenden Hochhaus orientiert.
Richtig offen ist das Mehrfamilienhaus angelegt, das die Arlinger Baugenossenschaft in der Hohlohstraße plant. Architekt Fabian Berthold überzeugte seine Kollegen im Gestaltungsbeirat mit fünf Wohnungen in einem dreigliedrigen Holzhaus. Es ist ebenso an der umliegenden Gartenstadt der 1920er-Jahre wie an den benachbarten 50er-Jahre-Bauten sowie der noch jungen Geschäftsstelle und dem angrenzenden Hochhaus orientiert. Foto: Fabian Berthold

Denkmalschutz, Hanglagen und Vorbildcharakter im Guten wie im Schlechten sind Dauerthemen beim Bauen in Pforzheim. Dies zeigte sich wieder am Freitag im Gestaltungsbeirat. Wohnhäuser – eins im Arlinger, zwei im Rodgebiet –, Kitas im Arlinger und beim Hauptfriedhof sowie Geschäftshäuser in der Bahnhof- und in der Leopoldstraße standen zur Diskussion. Die Bilanz ist gemischt.

Am städtebaulich dicksten Brocken hämmerte die Architektenrunde unter Vorsitz von Ludwig Wappner am Schluss der gut sechsstündigen Sitzung: am Neubau an Stelle von Sinn-Leffers. Eine „Reaktion auf diesen wichtigen Punkt der Innenstadt“ sah Dorothea Voitländer in der Fassade, die das Büro Johann Böhm präsentierte, nicht.

Sie und ihre Kollegen kritisierten mangelnde Wiedererkennbarkeit und Prägnanz sowie die „sehr kleinteilig“ angelegte Fensterfront und erfuhren dann, dass der Entwurf nicht fertig sei.

„Es war der Wunsch der Stadt, jetzt schon in den Gestaltungsbeirat zu gehen“, sagte Böhm. Die, so Wappner, „Gralshüter der bauplastischen Gestaltung“ gaben ihm dazu mit, dass sie unter die Gesamtanlage einen Haken machen können. Sie sieht vor, dass der künftige Lebensmittelmarkt im Erdgeschoss wie bislang von der Leopold- und von der Lammstraße her zugänglich ist.

Darüber wird das Jugend- und Sozialamt einziehen. Der Planungsausschuss hat dafür in dieser Woche einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Architektonisch befinde man sich in der Feinabstimmung mit den Nutzern, erläuterte Böhm weiter und sichert zu, danach bei der Fassade auch die Umgebung zu berücksichtigen.

Nacharbeiten lohnt sich

Dass es sich lohnt, nachzuarbeiten, zeigte das Büro Lins und Koch Architekten bei seinem Entwurf für die Bahnhofstraße. Die Firma Isarkies will dort an Stelle eines Nachkriegsprovisoriums ein Wohn- und Geschäftshaus bauen.

Im Erdgeschoss plant die im Süden angrenzende Caritas eine Erweiterung mit einem Café. Entlang der Bahnhofstraße gibt es dazu jetzt ein durchgängiges Vordach sowie darüber ein Fensterband, das die repräsentativen Beletagen in den Häusern links und rechts spiegelt. Zu der aus Sicht von Christoph Felger „spannenden Weiterentwicklung“ gehören auch Gauben, größere Fenster und eine begrünte Hofsituation.

„Hier wird die Einfahrt fürs Auto gefeiert“, nahm Architekt Tolga Bursal mit zu seinem Entwurf für ein Dreifamilienhaus in der Bichlerstraße im Rodgebiet. Sie sei „breit rausgestanzt“ aus dem stark ansteigenden Gelände, der Eingang dagegen versteckt, sagte Voitländer.

Ein adäquates Gegenüber zur denkmalgeschützten Nachbarschaft sei nicht gelungen, erfuhr der Bauherr. Er hatte für das Gelände bereits mit einem anderen Planer einen Entwurf vorgelegt und nicht überzeugt.

Was es heißt, Bezüge zu setzen im historisch, gestalterisch und topografisch anspruchsvollen Rodgebiet, erläuterte Hans Klumpp zu einem Acht-Parteien-Haus in der Lameystraße. Auch hier sind 8,60 Meter Höhenunterschied sowie Denkmalschutz zu berücksichtigen.

Der Architekt präsentierte zwei über eine sogenannte Fuge verbundene Baukörper mit einer durchgängigen Wohnung im zurückgesetzten Dachgeschoss. Entstanden ist ein „recht massives Gebäude“. Wappner erläuterte seinem Kollegen, die „dominante Fuge biete nicht mehr so ganz die Zäsur, die man sich wünscht“.

Zur kritisierten Abschottung zur Straße hin erläuterte Klumpp, er strebe eine französische Atmosphäre mit offener Gitterstruktur an.

Wohnungen statt Büros

Richtig offen ist das Mehrfamilienhaus angelegt, das die Arlinger Baugenossenschaft in der Hohlohstraße plant. Digitalisierung und Corona bringen es mit sich, dass deren Geschäftsstellenerweiterung abgesagt ist und Wohnungen entstehen, sagte Geschäftsführer Carsten von Zepelin.

Architekt Fabian Berthold überzeugte seine Kollegen im Gestaltungsbeirat mit fünf Wohnungen in einem dreigliedrigen Holzhaus. Es ist ebenso an der umliegenden Gartenstadt der 1920er-Jahre wie an den benachbarten 50er-Jahre-Bauten sowie der noch jungen Geschäftsstelle und dem angrenzenden Hochhaus orientiert.

Auf Holz kombiniert mit Stahlbeton setzt Albrecht Hettich, der für die Stadt die Kita an der Habsburgerstraße beim Hauptfriedhof verdoppelt. Er nutzt das Gefälle, für ein separat zugängliches Untergeschoss, in dem größere Kinder spielen sollen. Darüber „schwebt“ eine Holzkonstruktion für die ganz Kleinen, die barrierefrei von der Karl-Bührer-Straße her zugänglich ist. „Sehr angetan davon“ zeigt sich Uta Stock-Gruber und nannte das Ergebnis „angenehm zurückhaltend, aber doch sehr klar“.

Nacharbeiten ist bei der zweiten Kita gefragt, die die Arlinger Baugenossenschaft in der Brendstraße baut. Der Gestaltungsbeirat regt an, die Parkplatzebene für Kinder und einen direkten Weg ins Freie zu nutzen Außerdem sollen „die Überfensterung“ und ausgeprägte Dachgauben zurück genommen werden.

Insgesamt sieht das Gremium aber das zum zweiten Mal präsentierte Bauvorhaben deutlich verbessert. Statt eines massiven Baus gibt es jetzt drei freistehende Häuser, die auch Platz für eine Tagespflege und betreute Wohnungen bieten.

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