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Dritter Standort für Sprachkurse in Mühlacker

Pforzheimer Initiative Golden Hearts wächst

2016 startete Frauke Janßen mit ihrer Familie die Initiative Golden Hearts. Durch nachhaltiges Wachstum gibt es nun nach Pforzheim und Ulm in Mühlacker einen dritten Standort für Sprachkurse für Migranten.

Frauke Janßen, Geschäftsführerin von GoldenHearts, Michael Craiss 1. Vorsitzender von KiJu e.V. , Gerhard Fischer, 2. Vorsitzender von KiJu e.V., Barbara Winkler-Kuhn, Leiterin der Sprachvorbereitungsklasse an der Schiller Gemeinschaftsschule, Mühlacker
Frauke Janßen, Geschäftsführerin von Golden Hearts, Michael Craiss, Vorsitzender des Vereins KiJu, Gerhard Fischer, stellvertretender Vorsitzender von KiJu, und Barbara Winkler-Kuhn, Leiterin der Sprachvorbereitungsklasse an der Schiller Gemeinschaftsschule in Mühlacker, freuen sich über die vollen Kurse. Foto: Frauke Janssen

Es geht um die Sprache als allerersten Schritt in die Integration: „Dafür können wir gar nicht genug tun“, konstatiert Frauke Janßen, Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Initiative Golden Hearts in einem Gespräch mit dieser Zeitung.

Sie sieht die Sprachkurse als Überbrückungsangebot, mit dem das Vakuum sprachlicher Untätigkeit gefüllt werde, bis die Kursteilnehmenden in weiterführende Angebote wechseln können.

Zwei Kurstage pro Woche mit eineinhalb Stunden Unterricht und Kinderbetreuung, das schafft jeder.
Frauke Janßen
Gründerin und Geschäftsführerin von Golden Hearts

Nicht alle Menschen, die bei uns leben, können Deutsch. Manchen, insbesondere Frauen in Migrantenfamilien, fehlt häufig die Gelegenheit, Deutschkurse zu besuchen, weil sie kleine Kinder zu versorgen haben. „Aber zwei Kurstage pro Woche mit jeweils eineinhalb Stunden Sprachunterricht und Kinderbetreuung, das schafft jeder“, erklärt Janßen den Erfolg von Golden Hearts.

2016 startete sie mit ihrer Familie ein Programm zur Unterstützung von Flüchtlingen, damals aus Syrien und dem Nahen Osten. Inzwischen gibt es flächendeckend Golden-Hearts-Sprachkurse an Pforzheimer Grundschulen. In Ulm existiert eine Kooperation mit der Beurer-Stiftung.

Und seit November unterhält die Initiative mit der Schillerschule in Mühlacker einen dritten Golden-Hearts-Standort mit 37 Teilnehmerinnen in zwei A1-Sprachkursen, „typischen Anfängerkursen“. 20 Kinder werden während der Kurszeit betreut.

Der Bedarf in Mühlacker sei enorm. Seit 2016 habe sie so etwas noch nicht erlebt, staunt Janßen. Bereits am ersten Tag waren die Sprachkurse voll. Die Initiative für das Angebot in Mühlacker kam vom Kiju-Förderverein Enzkreis, in dem sich namhafte Unternehmen und Personen aus Mühlacker und dem Enzkreis gezielt für Kinder und Jugendliche der Stadt und des östlichen Enzkreises engagieren.

Anfangs sei sie erschrocken, erzählt Janßen, dass es Frauen gab, die seit 30 Jahren in Pforzheim lebten, aber kein Wort Deutsch sprachen, oder Frauen, die nicht alphabetisiert sind, beim Einkaufen kein Preisschild lesen können. Andere absolvierten 1.200 Förderstunden und konnten danach noch kein Wort Deutsch sprechen. Seit 2017 kümmert sich Janßen um die Nischenzielgruppe, die durch das staatliche Förderraster gefallen sei: Frauen mit Kindern.

Kurse für irakische Frauen und ukrainische Kriegsflüchtlinge

In der ersten Zeit kamen in der Mehrzahl irakische Frauen in die Kurse. Als der Ukrainekrieg begann, haben Kurse für ukrainische Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Gruppe irakischer Frauen abgelöst. Und jetzt in Mühlacker überraschte Janßen, dass ein Drittel der Kursteilnehmerinnen aus der Türkei stammt, unter ihnen auch Analphabetinnen – „aus einem Land mit Schulpflicht“.

Ein weiteres Drittel der Teilnehmerinnen sind Frauen aus Afrika, vor allem aus Gambia und Nigeria, „mit wenig Bleibeperspektive“. Darunter „tragische Geschichten“ wie die der alleinerziehenden Mutter, die alleine von Afrika nach Europa kam, in der Schweiz ihre jüngste, fünfte Tochter zur Welt brachte und jahrelang darum kämpfen musste, dass ihre vier Mädchen nachkommen durften.

2.500 Frauen und Kinder profitierten schon von den Kursen

In den vergangenen Jahren besuchten 2.500 Frauen und Kinder Golden-Hearts-Kurse. Momentan werden 600 Frauen und ihre Kinder pro Jahr gefördert. Sobald sich neue Finanzierungsmöglichkeiten ergeben, werde aufgestockt. Janßens Ziel ist ein nachhaltiges Aufstocken. Sie freut sich über alle, die nach einem Kurs ein Sprachdiplom ablegen konnten, weiterlernen wollten, durch Golden Hearts einen Job oder eine Ausbildungsstelle bekamen und über jede Frau, die aus der Isolation kam.

Das Angebot von Golden Hearts wurde inzwischen, auch dank zahlreicher Kooperationspartner vom Hauptstandbein „Sprachschule“ mit Deutschkursen für Mütter mit Kinderbetreuung um fünf weitere Angebote erweitert. Mit Stipendien werden Mädchen unterstützt, „die begabt sind und Biss haben“ – fördern und fordern ist Golden Hearts ein wichtiges Anliegen.

Die in Corona-Zeiten entstandene Online Akademie als niedrigschwelliges, reines Online-Sprachkursangebot stattet Frauen „elektronisch voll aus“, damit sie an den Sprachkursen teilnehmen können.

Das vielleicht wichtigste Anliegen, wofür die Sprachkurse als Vorbereitung dienen können, ist Janßen die Integration in den Arbeitsmarkt, wo echte Integration stattfindet. Ein Erfolgsmodell ist auch „das jüngste Baby“ von Golden Hearts, die Sommerakademie für Kinder, mit der Grundschüler mit Förderbedarf an der Inselschule erfolgreich unterstützt werden.

Und schließlich gibt es noch die Fahrradkurse, mit denen die Mobilität, aber auch das Selbstbewusstsein geflüchteter Frauen gefördert wird.

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