Skip to main content

Nach Debatte um Kanzlerkandidaten

Was es mit dem Holzkreuz vor der Pforzheimer CDU-Geschäftsstelle auf sich hat

Seitdem die CDU-Führung Armin Laschet als Kanzlerkandidaten auserkoren hat, steht vor der Pforzheimer CDU-Geschäftsstelle ein Holzkreuz. Es ist das Zeichen einer tief gespaltenen Partei.

Ein Holzkreuz steht neben einem Stromkasten.
Kreative Kritik: Anfangs waren um das Protestkreuz noch Grablichter aufgestellt. Nun lehnt es neben einem Stromkasten mit Graffiti. Foto: Björn Fix

Marius Müller reicht es. Erst entscheidet sich die CDU gegen Friedrich Merz als Bundesvorsitzenden, und nun auch noch gegen Markus Söder als Kanzlerkandidaten. Zweimal hatte seine Junge Union (JU), hatte laut Umfragen die Basis den anderen Kandidaten favorisiert. Zweimal wurde es trotzdem Armin Laschet.

Und so fand er sich am Dienstag zusammen mit anderen Jung-Konservativen zu einem speziellen Begräbnis ein. Beerdigt wurde der Basisgedanke, so steht es auf dem Holzkreuz, das die Junge Union vor der Geschäftsstelle des Pforzheimer CDU-Kreisverbands in der Westlichen aufgestellt habt. Anfangs waren noch Grablichter darum aufgestellt, mittlerweile lehnt das Kreuz etwas lieblos an einer Wand.

„Die Idee ist spontan aus einer Diskussion mit JU-Mitgliedern heraus entstanden“, sagt der stellvertretende JU-Vorsitzende Müller. „Wir wollten nicht nur eine Pressemitteilung veröffentlichen, die untergeht.“ Also inszenierte man die Beerdigung. „R.I.P. Basisgedanke CDU“ steht auf dem Kreuz, „ein christliches Symbol“, wie Müller betont.

Parteibasis ist verärgert

Auf Instagram bekannte sich die Jugendorganisation zu der Aktion, und griff die Bundespartei mit deutlich schärferen Worten an als Müller im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die Basis ist es leid, durch die veralteten Satzungsstrukturen an echter Partizipation in den wichtigsten Entscheidungen der CDU nicht teilnehmen zu können“, heißt es da. Und: „Die Basis ist es leid, sich nicht über diese Zustände öffentlich beschweren zu dürfen, ohne den Vorwurf der Parteispalterei im Nacken zu spüren.“

https://www.instagram.com/p/CN5ndKbBZLD/

Die Entscheidung pro Laschet spaltet die Partei. Im Kreisverband Pforzheim waren laut einer internen Umfrage 93 Prozent für einen Kanzlerkandidaten Markus Söder. Insofern ist die Geschäftsstelle des Verbandes, aus dem heraus der Vorsitzende Gunther Krichbaum Unterschriften pro Söder sammelte, eigentlich der falsche Adressat. Das räumt auch Müller ein. „Passender wäre es vielleicht gewesen, das Kreuz in Berlin aufzustellen. Aber wir wollten auch das Zeichen setzen, dass es überall in Deutschland rumort.“

Es gibt Mitglieder, die sich fragen, ob das noch die richtige Organisation für sie ist.
Marius Müller, stellvertretender JU-Vorsitzender in Pforzheim

Dieser Protest droht auch, zum Aderlass für die Partei zu werden. „Es gibt Mitglieder, die sich fragen, ob das noch die richtige Organisation für sie ist.“ Man habe schon manches Gespräch führen müssen, in dem ein möglicher Parteiaustritt Thema war. „Da ging es vor allem um die mangelnde Partizipation.“

Schon der Pforzheimer JU-Vorsitzende und Ex-Landtagskandidat Philipp Dörflinger hatte am Montag vor einem Mitgliederschwund gewarnt und vor einem Mobilisierungsproblem an der Basis im Wahlkampf. Offizielle Zahlen hierzu konnte die Pforzheimer CDU-Geschäftsstelle spontan noch nicht vorlegen.

Nachahmer sind nicht willkommen

Und doch zieht Müller sogleich die Bremse an. Es gehe eben um die internen Prozesse. Um die Frage, ob immer Delegierte alles entscheiden müssen, und ob man nicht auch digitale Abstimmungsmöglichkeiten in der Partei nutzen könne. Gegen Laschet selbst zum Beispiel habe er ja gar nichts. Und dessen EU-Freundlichkeit spreche ihn sogar an. Aber Söder war eben der Wunschkandidat.

Dass es Nachahmer deutschlandweit geben wird, hofft er nicht, trotz vielfachen Zuspruchs auch von anderen Verbänden. „Das war der richtige Zeitpunkt, kurz nach der Kür. Ab jetzt gilt es, für Armin Laschet Wahlkampf zu machen“, sagt Müller. Eine Selbstzerfleischung „wie bei der SPD“ wolle niemand.

nach oben Zurück zum Seitenanfang