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Gefährliche Brandstiftung

Müllsäcke angezündet: Pforzheimer steht wegen Brandstiftung vor Gericht

Ein 34-jähriger Pforzheimer steht wegen versuchter schwerer Brandstiftung vor Gericht. Er soll in einer Nacht an drei Stellen Müll angezündet haben. Wie sich der Angeklagte rechtfertigt.

Das Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Einsatzfahrzeugs der Feuerwehr.
Schnell am Einsatzort: Die Feuerwehr löschte am 22. März brennende Müllsäcke in der Baumstraße. Wegen Brandstiftung steht seit Freitag ein 34-Jähriger Pforzheimer vor dem Landgericht. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild

Er sei verzweifelt, durcheinander und wütend gewesen, schilderte der Angeklagte seinen Gemütszustand am Abend des 22. März 2022.

Warum er gegen 22 Uhr mit seinem Feuerzeug Müllsäcke in der Zerrennerstraße angezündet habe, könne er nicht erklären, sagte er am Freitag zum Prozessauftakt vor der Pforzheimer Außenstelle des Landgerichts Karlsruhe unter Vorsitz von Richter Daniel Jehser.

Er habe in allen drei Fällen billigend in Kauf genommen, dass das Feuer von den brennenden Müllsäcken auf das Gebäude übergreift, warf ihm Staatsanwalt Fabian Weisse vor.

Mehr noch: Der 34-Jährige habe auf seinem Streifzug durch die Stadt 20 Minuten später auch Müll vor einem Modeladen in der Baumstraße angezündet.

Dabei seien die Schaufenster kaputtgegangen und durch Ruß und Feuer Kleider und Schuhe zerstört worden. Der Schaden liegt bei rund 40.000 Euro.

Wäre die Feuerwehr nicht so schnell da gewesen, „hätte sich das Feuer auf das ganze Gebäude ausgebreitet“, so Weisse, der den Angeklagten als Gefahr für die Allgemeinheit bezeichnete. Kurz vor Mitternacht zündete der Beschuldigte Müll in der Holzgartenstraße an – unweit von zwei Stromkästen.

Das Feuer hätte sich auf das ganze Gebäude ausgebreitet.
Fabian Weisse, Staatsanwalt

Am ersten Verhandlungstag stand zunächst die Biografie des Angeklagten im Mittelpunkt. Ängste, Depressionen, Panikattacken, Verfolgungswahn – darunter habe er schon mit 13 Jahren gelitten, erzählte der Angeklagte.

Irgendwann wurde bei ihm eine bipolare Störung festgestellt. Bis ins Erwachsenenalter war er immer wieder in der psychiatrischen Klinik in Hirsau, acht oder neun Mal insgesamt.

Dazwischen versuchte er, die Schule zu beenden und verbrachte anderthalb Jahre im christlichen Jugendwerk, einem Internat in Altensteig. Dazwischen gab es immer wieder Rückfälle. Ab 2017 lebte er wieder zu Hause bei seinen Eltern und Geschwistern.

Angeklagter litt schon mit 13 unter Verfolgungswahn

Bis kurz vor den Bränden habe er regelmäßig seine Medikamente genommen und sei stabil gewesen, sagte der Pforzheimer aus. Dann habe er aber weniger genommen, weil die Nebenwirkungen zu stark gewesen seien.

Er wollte versuchen, ohne die Tabletten auszukommen. Damit setzten aber die manisch-depressiven Phasen wieder ein. „Die Taten sind im Wahn passiert“, sagte ein Sachverständiger vor Gericht.

Hinzu kam die Aufregung über einen neuen Job, den der 34-Jährige antreten sollte. Er übernachtete in Pforzheimer Hotels, weil sein Vater nicht wollte, dass er in dem Zustand nach Hause kam.

Am späten Abend des 22. März habe er ihn vor der Haustür weggeschickt, erzählte der 34-Jährige. Er sei „verzweifelt und fix und fertig“ durch die Stadt gelaufen: „Ich war wütend, hatte Angst, es ging mir schlecht“, beschrieb der Angeklagte seinen Gemütszustand.

Auf dem Weg nach Hause zündete er den Müll in der Holzgartenstraße an und wurde hierbei von der Polizei festgenommen. Ein Zeuge hatte die ersten beiden Brände gemeldet. Dass das Feuer auf Mehrfamilienhäuser übergreifen könnte, habe er nicht bedacht: „Ich wollte niemandem etwas antun.“

Vor der Tat setzte der 34-Jährige seine Medikamente ab

Der Angeklagte, der nach seiner Festnahme in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wurde, sei psychisch auffällig gewesen, sagten zwei Polizeibeamte vor Gericht aus.

Er sei wenig gesprächsbereit gewesen, habe eindeutig unter dem Eindruck der Tat gestanden und von „schwarzen Männern“ geredet. Hätte die Feuerwehr den Brand in der Baumstraße nicht schnell gelöscht, „hätte es dramatisch enden können“, sagte der Sachbearbeiter.

Verteidigerin Julia Eckert stellte in Aussicht, dass der Angeklagte bereit wäre, in ein betreutes Wohnen umzuziehen. Die Zeit bis dahin würde er in der Klinik in Hirsau überbrücken und regelmäßig seine Medikamente nehmen. Der Prozess wird am 26. September fortgesetzt.

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