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Bruchlandung bei Fußball-EM

Prozess gegen Greenpeace-Pilot aus Pforzheim startet: Das sind die Vorwürfe

Greenpeace-Pilot Kai S. verletzte bei der Fußball-EM in München zwei Menschen bei einer Notlandung mit Gleitschirm. Jetzt hat ein Gericht das Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Für den Arzt geht es um viel.

Ein Greenpeace-Aktivist landet mit einem Motorschirm-Flieger bei einer Protestaktion auf dem Spielfeld. Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Greenpeace-Aktivist aus Pforzheim landet nach seiner verunglückten Protestaktion bei der EM in München vor Gericht. Foto: Christian Charisius/dpa

Es war der Eklat bei der Fußball-EM 2021: Der Gleitschirm-Pilot und Greenpeace-Aktivist Kai S. aus Pforzheim wollte über der Allianz-Arena in München gegen Umweltverschmutzung demonstrieren. Dann geriet die Aktion aus dem Ruder. Bei einer Notlandung auf dem Rasen verletzte er zwei Menschen.

Zwei Jahre nach dem Vorfall steht dem Familienvater aus Pforzheim eine weitere unsanfte Landung bevor: Kai S. landet vor Gericht. Richter Martin Swoboda vom Amtsgericht München teilte am Donnerstag auf Anfrage mit: „Das Verfahren wurde vor dem Strafrichter eröffnet.“ Bereits am Dienstag, 11. Juli, soll den Gerichtsangaben zufolge die Verhandlung im Strafjustizzentrum München stattfinden.

Mit der Entscheidung für das Gerichtsverfahren entspricht das Amtsgericht einem Antrag der Staatsanwaltschaft München 1. Die Strafverfolgungsbehörde hatte im Januar Anklage gegen den Pforzheimer erhoben.

Gefährdung des Luftverkehrs und fahrlässige Körperverletzung durch Greenpeace-Pilot

Es geht um mehrere Straftatbestände: In dem Verfahren wird dem im Juni 2021 in der Allianz-Arena gelandeten Gleitschirmpiloten vorsätzliche Gefährdung des Luftverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen zur Last gelegt.

Den Ermittlungen zufolge war der Pilot Kai S., ein Arzt aus Pforzheim, trotz eines Flugverbots kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschlands gegen Frankreich in der Nähe der Allianz-Arena gestartet. Dabei sollen ihm weitere Menschen geholfen haben, die aber laut Staatsanwaltschaft nicht zu ermitteln waren.

Drei Minuten vor Spielbeginn warf der Pilot knapp über dem Dach des Stadions aus 52 Metern Höhe für eine Greenpeace-Aktion einen großen gelben Ball ab, der in der Nähe des Mittelkreises des Fußballplatzes landete.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hätte der Pilot erkennen müssen, dass ein derart knapper Überflug des Stadions zum Kontrollverlust über das Fluggerät führen kann. Die Gefährdung von Menschen hätte er demnach ebenfalls vorhersehen können und müssen. 

Pforzheimer Arzt bedauert den Vorfall sehr

Wie die Ermittler mitteilten, hätte wegen des Gewichts von Gleitschirmflieger und Pilot und der Geschwindigkeit eine deutlich größere Zahl an Zuschauern getroffen werden können. Wegen der damaligen Corona-Auflagen war das Stadion mit 14.500 Zuschauern nur zu einem Teil gefüllt.

Französischen Medien zufolge hat Kai S. bereits eine ähnlich gelagerte Vorstrafe. Denn der Aktivist stand 2013 schon einmal vor Gericht. Demnach wurde der Pforzheimer als 29-Jähriger von einem Strafgericht in Frankreich zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er mit einem Motorschirm-Fluggerät über das Kernkraftwerk Bugey im Département Ain geflogen war und dabei eine Rauchbombe auf einem Reaktor abgesetzt hatte, um auf Sicherheitsmängel hinzuweisen. 

Auch damals hatte Kai S. den Berichten zufolge ein ernstes Problem mit seinem Fluggerät und musste auf dem Kernkraftgelände notlanden. Der Angeklagte war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Wie Greenpeace in einem früheren Statement erklärte, bedauert der Pilot den Vorfall sehr.

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