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In Stuttgart

Uwe Hück boxt wieder: Gott will es

60 Jahre ist Pforzheims Stadtrat Uwe Hück mittlerweile alt. Im Ring fordert er am Samstag Ex-Profi Francois Botha in Stuttgart heraus. Alles das für den guten Zweck.

Noch gut gelaunt: Der ehemalige Porsche-Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück (links) und Francois Botha aus Südafrika steigen für den guten Zweck gemeinsam in den Ring.
Noch gut gelaunt: Der ehemalige Porsche-Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück (links) und Francois Botha aus Südafrika steigen für den guten Zweck gemeinsam in den Ring. Foto: Marijan Murat/dpa

Ein Mann besonders bescheidener Worte war der Pforzheimer Tausendsassa Uwe Hück noch nie. Vor seinem Charity-Boxkampf mit Francois Botha allerdings verlässt er nun sprachlich die physischen Fesseln des menschlichen Körpers. „Wenn Gott nicht mehr will, dass ich kämpfe, dann wird er mir das schon zeigen“, sagt der bekennende Gläubige.

Am Samstag jedenfalls, ob nun mit oder ohne Hilfe von oben, hagelt es wieder einmal „blaue Flecke für soziale Zwecke“, als Vorkampf des Fights zwischen Felix Sturm und Sükrü Altay gegen 20 Uhr. In der Stuttgarter Porsche-Arena möchte der einstige Betriebsratschef des Sportwagenbauers Geld für sein Charity-Programm sammeln.

Gegner ist der 54-jährige südafrikanische Ex-Profi Botha, der in seiner Karriere mehrere WM-Kämpfe absolvierte, sich aber nur in der weniger bedeutsamen World Boxing Foundation (WBF) den Sieg sichern konnte und seinen letzten Profikampf 2015 absolvierte.

Dopingskandal überschattet Bothas Box-Karriere

Ein Titel im deutlich höherwertigen IBF-Schwergewicht wurde ihm aberkannt, weil er 1995 beim WM-Kampf gegen Axel Schulz eines Dopingvergehens überführt wurde. Es folgten Niederlagen unter anderem gegen Mike Tyson oder Lennox Lewis und schließlich beim WBF gegen den gealterten Evander Holyfield.

Mit diesem Kaliber jedenfalls will sich der „Häuptling“, wie der 60-jährige Ex-Kickboxer Hück von den Schützlingen seiner Lernstiftung genannt wird, im Ring messen. Er verspricht „einen ehrlichen Kampf, keine Show. Er wird blaue Flecken kriegen, ich werde blaue Flecken kriegen“.

Es gibt in Deutschland noch eine Mauer, die steht. Das bin ich.
Uwe Hück, Pforzheimer Kampfsportler

Dass das mit 60 nicht mehr so leicht ist, das weiß der einstige Profi-Thaiboxer selbst. Umso markiger kämpft er mit flotten Sprüchen dagegen an. Eine Auswahl: „Es gibt in Deutschland noch eine Mauer, die steht. Das bin ich.“ Oder: „Ich habe die beste Form, die ich je hatte.“ „Ich will zeigen, dass man mit 60 fitter sein kann als mancher 30-Jährige.“ Und natürlich: „Das wird mein Bewerbungskampf für Tyson und Holyfield.“

Abseits solcher Mätzchen aber gibt es da noch den ernsten Uwe Hück, der mit seinem Kampf ja ein konkretes Ziel verfolgt. In diesem Fall sind 100.000 Euro als Umsatz geplant. Davon würden 30.000 abgezogen werden, unter anderem als Gage für Botha. Die restlichen 70.000 – sofern das Konzept denn aufgeht – sollen dann über Hücks Verein „Blaue Flecke für Soziale Zwecke“ an seine Lernstiftung gehen.

Im Training mit 60: Uwe Hück (links) bereitet sich auf einen Charitykampf gegen den ehemaligen Profiboxer Francois Botha vor.
Im Training mit 60: Uwe Hück (links) bereitet sich auf einen Charitykampf gegen den ehemaligen Profiboxer Francois Botha vor. Foto: Bernd Weißbrod picture alliance/dpa

Die habe in der Corona-Krise besonders stark leiden müssen. „Wir haben null Hilfen bekommen“, klagt Hück. Nun stehe der Umzug in Hücks Sportzentrum nach Birkenfeld an. Räume, Personal, „das muss ich ja alles finanzieren“, erklärt er. Überhaupt habe sich das finanzielle Engagement im Sozialbereich stark reduziert in Pforzheim. „Es sind immer weniger Leute bereit, Geld in den sozialen Bereich zu stecken“, sagt Hück, der einst für die SPD in den Pforzheimer Gemeinderat gewählt worden war, dort aber nach inneren Parteikämpfen ausschied und nun der selbst gegründeten „Bürgerbewegung“ angehört.

Uwe Hück duellierte sich bereits 2019 mit Firat Arslan in Pforzheim

Also hält er mal wieder den Kopf hin, wie bereits 2019, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, als er sich mit Firat Arslan duellierte – und verlor. Hück hatte damals einen Cut auf der Stirn davon getragen. Die Schmerzensschreie, als er in der Umkleide behandelt wurde, hallten damals durch die Bertha-Benz-Halle in Pforzheim.

Auch das gehört dazu, wenn Uwe Hück also am Samstag wieder einmal in den Ring steigt. Noch einmal Sparring am Freitagabend, „um mich abzulenken“, dann sei er vollkommen im Tunnel, allein mit sich selbst und seinen Gedanken. Und der Suche nach den versteckten Zeichen, ob es Gott wirklich noch will.

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