Silbrige Boxen in den Tiefgaragen unterm Rathaus und unterm Stadttheater laden zum Stromtanken ein. Weiße Symbole auf dem Boden lassen ebenfalls keinen Zweifel: E-Mobilität ist willkommen in Pforzheims autogerechtem Untergeschoss.
Die Stecker zum Stromzapfen bleiben trotzdem leer. Die ganz im Stile der Goldstadt edelmetallisch glänzenden Geräte sind tot geschaltet – zumindest bis auf weiteres.
Pforzheimer Stromprobleme also auch hier? Nein, die dieser Tage arg gebeutelten Stadtwerke sind nicht Schuld an dem rot geschriebenen „außer Betrieb“, das da sehr ordentlich laminiert auf der Höhe der Steckerbuchsen klebt.
Weder Strommangel noch die im November beklagten Lieferengpässe für wichtige Bauteile machen die Wallboxen zu Attrappen. Im Untergrund der von Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) immer mal wieder erwähnten IT-Stadt Pforzheim fehlt die digitale Infrastruktur für die gehypte E-Mobilität.
Stromtankstellen können nicht gebucht werden
„Die haben überraschenderweise festgestellt, dass Ladesäulen einen Internetzugang brauchen zum Bezahlen“, witzelt jemand in der Pforzheimer Stadtverwaltung.
Denn die kann ihre Hände nach eigener Einschätzung zur Abwechslung in Unschuld waschen. Weder baulich noch haustechnisch ist sie gefragt.
Jeder Smartphone-Besitzende mit Tiefgaragenerfahrung in Pforzheims Zentrum weiß, dass er oder sie unterm Rathaus und Stadttheater weder ins Internet kommt noch telefonieren kann.
Entsprechend können auch die neuen Stromtankstellen nicht gebucht werden, folgern Unkundige in Sachen Parkhaus-Ausstattung.
Die Leitung kann zusätzliche Datenlast nicht sauber verarbeiten.Anke Meisenbacher, Park Service Hüfner
Es gibt eine Leitung der Telekom, ist dagegen bei Anke Meisenbacher zu erfahren, die beim Betreiber Park Service Hüfner die E-Mobil-Baustelle verantwortet. Entsprechend hat das Unternehmen bei der Planung der von der Stadt beauftragten Sonderparkplätze „auf das bestehende Netzwerk“ vertraut.
Doch es hält nicht, was es verspricht. „Die Telekom-Leitung ist derartig langsam, dass sie die zusätzliche Datenlast nicht sauber verarbeiten kann“, erläutert Meisenbacher.
Stadtverwaltung prüft unter anderem Kosten für neue Leitungen
Plan B ist gefragt, damit „es flutscht“ mit dem Buchen und Bezahlen der Ladepunkte für Autobatterien. Bei Hüfner werde deshalb jetzt „in alle Richtungen geprüft, auch im Hinblick darauf, dass die Installationskosten vertretbar sind“.
Banal gesprochen heißt das, dass Meisenbacher und ihre Kollegen darüber verhandeln, wer welche Kabel verlegt und wer die Kosten dafür trägt. Dabei gehe es – unter anderem bei Gesprächen mit den Pforzheimer Stadtwerken – um „rund 10.000 Euro allein für die Leitungen“.
Hinzu kommen noch die sogenannten Access Points, also die Geräte, an denen die Daten tatsächlich mit dem Internet verknüpft werden.
Bis wann die Kommunikation zu den neue E-Mobil-Parkbuchten zur Verfügung steht, ist dieser Tage auch für Anke Meisenbach schwer zu sagen. Ursprünglich wollte sie die Wallboxen zum 1. November in Betrieb nehmen.
Frauen und Menschen mit Behinderung, für die an anderen Stellen in der Tiefgarage neue Plätze ausgewiesen werden, könnten sich die alten Sonderräume also bis auf Weiteres wieder zurückerobern.