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Gemischte Bilanz

Warum das Weihnachtsgeschäft in Pforzheim bislang verhalten läuft

Der Weihnachtsmarkt war am zweiten Adventssamstag trotz Regen gut besucht. Der vorweihnachtliche Kundenansturm in den Geschäften hielt sich aber in Grenzen.

Sie verbrachten den Adventssamstag in der Pforzheimer Innenstadt mit Weihnachtsshopping, Weihnachtsmarkt und Kinobesuch: Viktoria, Maik, Erik und Wladislaw Neumüller.
Sie verbrachten den Adventssamstag in der Pforzheimer Innenstadt mit Weihnachtsshopping, Weihnachtsmarkt und Kinobesuch: Viktoria, Maik, Erik und Wladislaw Neumüller. Foto: Birgit Metzbaur

Alle Weihnachtsgeschenke an einem Tag gekauft! Am zweiten Adventssamstag in der Pforzheimer Innenstadt. Das hat Familie Neumüller, Viktoria, Wladislaw, Maik und Erik, geschafft. „Zum ersten Mal“ freut sich Viktoria Neumüller. Sie haben mehr als 200 Euro in Bücher, Puzzle und Spiele investiert und am Nachmittag eine große Tasche voll Geschenke dabei.

Nach dem Weihnachtsshoppen ging es auf den Weihnachtsmarkt, erzählte Vater Wladislaw. Und danach freuten sich alle vier auf einen Kinobesuch. Auf den Film „Wonka“, strahlt Erik.

Bei Galeria Kaufhof brummte das Geschäft. Zahlreiche Schnäppchenjäger waren unterwegs. Den ganzen Tag über sammelten sich lange Menschenschlangen vor den Kassen. „Wie auf einem Flohmarkt“, kommentierte ein junger Mann im Vorbeigehen das Ambiente.

Kunden schätzen persönliche Beratung in der Pforzheimer Innenstadt

Auch Altstadtrat Joachim Rösch gehörte zu denjenigen, die beim Ausverkauf vorbeischauten. Er sei „neugierig gewesen“, erklärt er auf Nachfrage. Aber was er suchte, sei schon weg gewesen. Ob er seine Weihnachtseinkäufe in der Stadt tätige? Da verweist er auf seine Frau, die regelmäßig in der Innenstadt unterwegs sei, „bei den traditionellen Läden, dort, wo es sich noch lohnt hinzugehen, weil es eine gute Beratung gibt“.

Bei Spielwaren Müller, wie bei vielen anderen, macht sich bemerkbar, dass das Weihnachtsgeschäft nicht mehr mit früher vergleichbar ist. Der Kundenandrang ist „durchwachsen“, ist gegen Mittag von Armin Müller an der Kasse zu hören.

Trotz einer kleinen Warteschlange, die es dann am Nachmittag an der Kasse gab, verspürte Huber noch keine Weihnachtsgeschäft-Stimmung. „Es geht“, sagt er, „könnte mehr sein“. Huber ist seit 30 Jahren bei Müller und kennt noch die Zeiten, als das Geschäft an den Adventssamstagen den ganzen Tag brummte.

Damals machte sich jeder, der Weihnachtseinkäufe tätigen wollte, auf in Geschäfte in der Innenstadt. An den Kassen bildeten sich an den Adventssamstagen lange Schlangen.

Dann kam Amazon nach Deutschland. Ab 1998 entwickelte sich das Unternehmen zum größten Online-Händler in Deutschland. Die Entwicklung des Online-Handels war rasant. Inzwischen haben auch die meisten stationären Händler eigene Online-Shops für all diejenigen, die das bequeme Einkaufen vom heimischen Sofa aus bevorzugen.

Schließung von Galeria Kaufhof wirft ihren Schatten voraus

Bernd Klapper gehört zu denjenigen, die lieber vor Ort als online einkaufen, sich Zeit für Weihnachtseinkäufe in der Stadt nehmen und dabei die Adventsstimmung in der Innenstadt mit allen Sinnen genießen. „Es macht mehr Spaß in dem weihnachtlichen Ambiente“, zeigt er auf die Buden des Weihnachtsmarktes, mit den festlich beleuchteten Straßen, Fassaden und Ständen.

Wo einem der Duft nach Bratwürsten, Waffeln und Glühwein in die Nase steigt. „Wir nutzen die Angebote der Stadt reichlich“, lobt Klapper die Beratung in den Geschäften: „Man fühlt sich wertgeschätzt“. Zwei Weihnachtsgeschenke hat er schon auf dem Weihnachtsmarkt gekauft.

Dabei achte er auf Anbieter aus Pforzheim, denn „die bezahlen auch ihre Steuern hier“. Sehr fehlen wird dem Rentner die Galeria Kaufhof. „Wenn man jetzt sieht, wie viele Leute dort sind! Wäre nur ein Teil vorher dort zum Einkaufen gewesen, müsste das Kaufhaus nicht zu machen“, bedauert Klapper.

Derweil in der Galeria Kaufhof die Schnäppchenjäger unterwegs sind, bildete sich vor dem Langos-Stand am zweiten Adventssamstag eine lange Schlange.
Derweil in der Galeria Kaufhof die Schnäppchenjäger unterwegs sind, bildete sich vor dem Langos-Stand am zweiten Adventssamstag eine lange Schlange. Foto: Birgit Metzbaur
Wenn es jetzt nicht brummt, wann dann?
Carmen Gottwald
Inhaberin Conceptstore Carmen Gottwald

Auch Carmen Gottwald blickt mit Sorge auf die Schließung von Galeria Kaufhof. Sie bedauert sehr, dass man nicht weiß, was aus dem Gebäude wird. In ihrem Conceptstore war am Samstag vom Weihnachtsgeschäft noch nicht viel zu spüren.

Buchhandel macht am Jahresende am meisten Umsatz

„Man merkt, dass die Leute sparen“, stellt Gottwald fest. Sie biete ihren Kunden mit Aktionen jede Woche etwas Besonderes, aber das Geschäft sei zäh. Und „wenn es jetzt nicht brummt, wann dann?“. Gottwald hofft auf die nächsten zwei Wochen und dass auch der Gutscheinkauf wieder anzieht, weil dadurch neue Kunden gewonnen werden können.

„Heute Morgen war es sehr ruhig“, berichtete Erika Föst, Thalia-Leiterin am Samstag. Nachmittags habe es dann richtig angezogen. Sie hat jedoch den Eindruck, dass unter der Woche mehr los war. Am Samstag kämen die Leute spät, schlendern durch die Regale.

Unter der Woche sei mehr Beratung gefragt. „Im Buchhandel sind die beiden letzten Wochen immer die umsatzstärksten“, hofft Föst auf kommende Samstage, an denen auch morgens schon der Laden voll ist. Und weil die Buchhandlung für alle Altersgruppen und für ganz unterschiedliche Interessen Geschenktipps parat hat, kann Föst zuversichtlich sein.

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