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Ideenwettbewerb oder QR-Code

Umgang mit Bismarckdenkmal spaltet Pforzheimer Kulturausschuss

Wie sollte die Stadt Pforzheim mit dem Denkmal für den umstrittenen Reichskanzler Otto von Bismarck umgehen? Die Frage wird zu einer endlosen Geschichte.

Statue
Im Visier: Überlebensgroß steht Bismarck auf seinem Sockel im Stadtgarten. Der historische Umgang mit ihm ist auch in Pforzheim umstritten, Foto: Jürgen Peche

Nach der Bäderfrage scheint auch das Bismarckdenkmal im Pforzeimer Stadtgarten zu einem Dauerbrenner zu werden – wenngleich auf niedrigerem Niveau. Schon zum dritten Mal diskutierte nun der Kulturausschuss über die Frage, wie man am besten den umstrittenen Reichskanzler in heutige historische Bezüge stellt.

Die Spanne reichte vom ursprünglichen SPD-Antrag eines Gegendenkmals bis hin zur Anbringung eines schlichten QR-Codes, mit dem sich jeder online über Otto von Bismarck informieren kann.

Der einstige SPD-Antrag schrumpfte inzwischen zur Idee eines Ideenwettbewerbs mit Bürgerbeteiligung, in den man 50.000 Euro investieren möchte. Nach bald einstündiger kontroverser Diskussion schienen die Stadträte froh, über die Frage nicht abstimmen zu müssen: Die SPD-Fraktion, so Dorothea Luppold, werde überlegen, ob sie den Antrag ruhen lässt, bis ein als beispielhaft geltendes Verfahren des Umgangs mit Bismarck in Hamburg zu einem Ergebnis kommt. Diese Vorgehensweise hatte in der Sitzung der Kulturrat ins Spiel gebracht.

Andreas Sarow (CDU) brachte den Puls der Ausschussmitglieder anfangs in die Höhe, mit der Frage, wieso die Verwaltung den Antragstellern ihren Vorschlag nicht gleich ausgeredet habe. Schließlich sei derzeit die Ausgabe von 50.000 Euro für den Wettbewerb „nicht zu vermitteln“. Dafür habe es in der vorherigen Kulturausschusssitzung eine große Mehrheit gegeben. Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) rückte zurecht: „Lass es mal sein“ zu sagen, gehe bei einem regulären Antrag nicht.

Gegen den Wettbewerb und damit die sogenannte Kontextualisierung sprach sich auch Hans-Joachim Haegele (FW) aus, wegen „fataler Außenwirkung“. Das könne man laut Schüssler auch anders sehen. Axel Baumbusch (Grüne Liste) argumentierte genau in diese Richtung: „Unser Bewusstsein für Demokratie muss uns etwas wert sein.“

Ist der Umgang mit Bismarck Pforzheim 50.000 Euro wert?

Ob es 50.000 Euro sein müssen, ließ er offen, aber unkommentiert könne man Bismarck nicht stehen lassen. Dem folgte auch Luppold: „In der momentanen Zeitenwende ist es wichtig herauszufinden, wie wir mit einem Denkmal einer historischen Persönlichkeit umgehen wollen.“ Zur „Selbstherrlichkeit der CDU“ fehlten ihr die Worte.

Die Worte fand Christof Weisenbacher (WiP): Es sei klar, dass die Einordnung des Bismarck-Denkmals „nicht das allerwichtigste Projekt der Stadt“ sei, aber in der Außenwirkung sei es gerade wichtig, Bezüge zu Querdenkern und Reichsbürgern herzustellen, die gelegentlich durch Pforzheim zögen. „Das ist eine politische Frage.“

Das Denkmal darf nicht ohne Kontext stehen bleiben.
Raphael Mürle, Sprecher des Kulturrats

Auch im Kulturrat sorgte Bismarck am Vorabend für bewegte Diskussionen, wie dessen Sprecher Raphael Mürle berichtete. „Das Denkmal darf nicht ohne Kontext stehen bleiben“, sei die Botschaft der Künstler gewesen. Ein QR-Code werde demnach bevorzugt, auch weil ihnen das Angebot von 50.000 Euro für den Wettbewerb „viel zu gering“ erscheine.

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