Skip to main content

Stipendiat aus Rheinstetten

Vom KSC in den College-Olymp: Meister-Kapitän Singelmann hofft auf Audienz beim US-Präsidenten

Noah Singelmann, in einem Jahrgang mit Malik Batmaz und Dominik Kother, hat es beim Karlsruher SC nicht zum Profi geschafft. In den USA feierte er als Kapitän der Mannschaft von Syracuse jetzt die US-Collegemeisterschaft.

Konfetti nach dem Showdown: Noah Singelmann, einmal der Kapitän der U19 beim KSC, gewinnt die US-amerikanische College-Meisterschaften und reckt nach dem Elfmeterschießen gegen Indiana die Meistertrophäe.
Konfetti nach dem Showdown: Noah Singelmann, einmal der Kapitän der U19 beim KSC, gewinnt die US-amerikanische College-Meisterschaften und reckt nach dem Elfmeterschießen gegen Indiana die Meistertrophäe. Foto: Universität Syracuse

„Fame“ ist so ein amerikanisches Ding. Und den frischen Ruhm, den möchte Noah Singelmann noch ein bisschen genießen. Ende Februar wird die Gouverneurin Kathy Hochul die College-Kicker der Syracuse University mit ihrem deutschen Kapitän in der Bundeshauptstadt Albany empfangen. Die Fußballer hoffen derweil sogar noch auf ein Signal aus Washington.

Der aus Rheinstetten stammende Singelmann hat an seinem College zumindest von der Chance raunen hören, dass Joe Biden der Mannschaft eine Audienz im Weißen Haus einräumen könnte.

„Das wäre noch eine Stufe drüber, das wäre surreal“, schwärmt er bei dieser Aussicht, die sich mit alter Verbundenheit erklärt. Der US-amerikanische Präsident war in den 1960ern selbst an der Universität im US-Bundesstaat New York eingeschrieben und ist ein Syracuse Alumni. Sportlich kann es für den 22 Jahre alten Singelmann in dessen dritten Jahr als Stipendiat in den Staaten sowieso nicht besser kommen: Mit Syracuse gewann er kürzlich die NCAA National Championships.

Der „Singel-Män from Germany“, im Nachwuchszentrum des Karlsruher SC ausgebildet und anders als seine U19-Mitspieler Malik Batmaz und Dominik Kother nicht bei den Profis übernommen, lebt seinen amerikanischen Traum.

Gebürtiger Rheinstettener Noah Singelmann: Wirtschafts-Master statt Major League Soccer

Den Bachelor hat Singelmann mit einem Einser-Schnitt abgeschlossen. Statt sich für die Major League Soccer draften zu lassen, entschied er sich kürzlich dafür, in Syracuse den Master in Wirtschaftswissenschaften dranzuhängen. „Deshalb werde ich noch ein Jahr für Orange spielen“, verrät er.

Noah Singelmann hatte sechs Jahre lang in der Grenke-Akademie dafür gearbeitet, um beim KSC Profi zu werden. Als ihm der letzte Schritt nicht vergönnt war, wählte er vor dreieinhalb Jahren aus seiner Sicht nicht etwa einen Plan B, sondern „einen zweiten Plan A“.

Als „überragende Erfahrung“ bezeichnet Singelmann seine amerikanische Geschichte heute. Gelernt hat er, dass in den USA alles größer und bedeutender ist – der Sport sowieso. „Es ist verrückt, welches Prestige die nationale Meisterschaft hier hat“, schwärmt er.

Es ist verrückt, welches Prestige die nationale Meisterschaft hier hat
Noah Singelmann/US-Collegemeister Soccer

Die „Season“ war für die Fußballer des Syracuse Orange Teams ein einziger Trip. Singelmann sagt, es habe sich angefühlt, als sei man „auf einer Welle mitgeschwommen und hat es gar nicht richtig wahrgenommen, als alles passierte“.

Fußball-Karriere in den USA: Donnerstags Examen im Hotel, freitags Halbfinale

Zunächst gewann Orange Mitte November in Cary, North Carolina, das Finale der Atlantic Coast Conference (ACC), der regionalen Konferenz von 15 Universitäten in Division 1, gegen Clemson (2:0). Zum Final Four der nationalen Meisterschaften kehrten die College-Fußballer zweieinhalb Wochen später mit einem Charterflieger aus Syracuse nach Cary zurück. Mit an Bord waren „Academic Advisors“, akademische Berater. Sie kontrollierten, dass die Fußballer während ihrer Online-Examen die Regeln einhielten.

Schließlich schrieben sie am Donnerstag noch Prüfungen im Hotel. Freitags qualifizierten sie sich durch ein 3:2 gegen die Creighton Bluejays für das Endspiel gegen die Indiana Hoosiers. Darin musste am Montag nach dem 2:2 am Ende der regulären Spielzeit und Verlängerung das Elfmeterschießen über den US-Champion entschieden. Singelmann war der vierte Schütze und behielt die Nerven. Am Ende gab es kein Halten mehr beim Deutschen und seinen Mannschaftskameraden.

Trainer Ian McIntyre hatte Singelmann während der Saisonvorbereitung aus dem defensiven Mittelfeld auf die rechte Seite in der Fünferkette verschoben. Das erwies sich als Muster für die Runde. Syracuse profitierte dann von seiner schon sehr ordentlichen Basis. Die war im Herbst um ein Extra bereichert worden, das vom Lindsey Wilson College kam. Der Mittelstürmer Nathan Opoku erwies sich als Tormaschine. Der Ghanaer entschied sich zwischenzeitlich gegen eine Zukunft in der MLS und möchte sich in Europa durchsetzen. Singelmann dreht eine Ehrenrunde. Danach will er weitersehen. Sein Fußball-Traum lebt und sein amerikanischer ist noch nicht vorbei.

nach oben Zurück zum Seitenanfang