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Comeback des Urgesteins

Der doppelte Feuerwehrmann: Brandmeister Borrmann hilft seinem TV Knielingen in der Not

Der TV Knielingen ist Benjamin Borrmanns große Familie. Mehr als 25 Jahre lang spielte er im Trikot der Karlsruher. Jetzt gibt er in der Badenliga als Helfer in der Not sein Comeback.

Benjamin Borrmann.

GES/ Handball/ TV Knielingen - Spielerportrait, 15.09.2020 --
Wurfstark: Benjamin Borrmann, Urgestein des TV Knielingen, kehrt zumindest für eine Übergangszeit auf das Badenliga-Feld zurück. Foto: Helge Prang/GES

Gegessen wird am Sonntag im Hause Borrmann um halb eins. Daran führt in diesem Fall kein Weg vorbei. Um 17.30 Uhr wird Benjamin Borrmann im Spiel gegen den HSV Hockenheim sein Comeback für TV Knielingen geben, „und bis fünf Stunden vor Spielbeginn muss ich gegessen haben“, sagt Borrmann. An Ritualen ist eben nicht zu rütteln und so wird der Vater zweier kleiner Töchter auch wieder zwei Paar Socken bereit legen und den linken Schuh zu erst anziehen.

Benjamin Borrmann.

GES/ Handball/ TV Knielingen - Spielerportrait, 15.09.2020 --
Der Handball hat ihn ihm Griff: Benjamin Borrmann, Urgestein des TV Knielingen, kehrt zumindest für einige Zeit zurück auf das Badenliga-Feld. Foto: Helge Prang/GES

Dass Benjamin Borrmann in der Not gerufen wird, daran ist der Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr gewöhnt. Der Löscheinsatz auf dem Handballfeld aber ist eine Herzensangelegenheit. Als das Knielinger Urgestein nach der Saison 18/19 seine lange TVK-Karriere beendete, da ging er mit dem Versprechen von der Platte, zu helfen, „wenn wirklich Not am Mann ist“, wie er sagt. Und jetzt ist Not am Mann beim Karlsruher Badenligisten.

Eine Kindheit in der Reinhold-Crocoll-Halle

Borrmann ist in der Knielinger Reinhold-Crocoll-Halle quasi aufgewachsen. Der Vater hat Handball gespielt, der Bruder auch, „ich bin da reingeboren“, sagt der Rückraumspieler. Mit vier Jahren fing er an, selbst zu spielen. Im Frühjahr 2019 verabschiedete er sich vom Feld, ununterbrochen spielte der heute 32-Jährige bis dahin für den TVK. Davon seit 2011 durchweg in der Badenliga, der höchsten Spielklasse des Badischen Handballverbands (BHV).

„Man war halt einfach immer dabei, alle Freunde haben Handball gespielt“, erinnert sich Borrmann und ergänzt: „Mancher ist gegangen, ich bin dabei geblieben.“ Dutzende Spieler hat er Kommen und Gehen sehen, viele Trainer ebenfalls. Für Borrmann war es stets ein Glück, „sein Hobby auf diesem Niveau spielen zu können“.

Einmal kratzte der TVK am Oberliga-Aufstieg

Noch als A-Jugendlicher schaffte es Borrmann in die erste Mannschaft des TVK, mit der er 2011 dann auch die Rückkehr in die Badenliga schaffte. Einmal kratzte er mit den Knielingern am Oberliga-Aufstieg, im letzten Saisonspiel aber verspielten die Karlsruher gegen Viernheim die mögliche Relegations-Teilnahme. Die heimische Halle war gestopft voll, „das war schon Gänsehaut“, erinnert sich Borrmann.

Dass es für ihn bei der Badenliga blieb, damit ist Borrmann auch im Nachhinein „vollends zufrieden“. Natürlich: Den Ansporn, noch höher zu spielen, hegt er auch. Aber, sagt Borrmann salopp, in der Hinsicht sei er eher „der faule Typ gewesen“. Man kann es aber auch positiver formulieren: Der Spaß und die Gemeinschaft beim TVK waren für ihn stets das Wichtigste.

Die Derbys waren immer ganz besondere Spiele
Benjamin Borrmann / Urgestein des TV Knielingen

Wäre der frühere BHV-Auswahlspieler in der Jugend nach Kronau oder Eutingen gegangen, „vielleicht wäre es dann anders geworden“, meint er. Gleichwohl genoss er es auch immer, die Sporttasche zu nehmen und zur Halle laufen zu können. Und: „Ich habe super viele Leute kennengelernt, es sind viele Freundschaften entstanden.“

Und so hat Benjamin Borrmann zwei Familien. Seine eigene, kleine. Und die große beim TVK, bei dem auch sein Frau spielte und die Kinder schon Mitglied sind. In der vergangenen Saison saß Borrmann bis zum Corona-Abbruch auf der Tribüne - und genoss die neue Freiheit und das Fachsimpeln mit alten Kameraden bei einem Bier oder einer Schorle. Seine Entscheidung, von der aktiven auf die passive Seite zu wechseln, hat er nicht bereut.

Am Ende war es ein Zeitfrage: Familie, Beruf und Handball

Am Ende ist es eben auch ein Zeitfrage: Borrmann wollte mehr Zeit für seine Familie, dazu kamen die Schichtdienste bei der Feuerwehr - da fiel die Entscheidung gegen das Hobby. „Und man merkt schon auch, dass man zu den Alten gehört, wenn man gegen 19-,20-Jährige spielt“, sagt er.

Weil beim TVK speziell auf seiner Positionen viele Spieler angeschlagen ausfallen, springt die Badenliga-Institution nun noch einmal in die Bresche. Eine dauerhafte Rückkehr aber soll es nicht geben, da legt er sich fest. Aber nicht nur die vier Jahre alte Tochter, die Ältere der beiden Töchter, freut sich, dass der Vater wieder spielt. Auch Borrmann spürt das gewohnte Kribbeln nach der Vorbereitung: „Man will jetzt schon, dass es losgeht.“

Auf das Derby muss Borrmann vorerst verzichten

Allein, dass wegen der Hygiene- und Abstandsregeln nur rund 70 Zuschauer in die Halle dürfen, das mindert den Spaß etwas. „Mal abwarten, wie das wird und wie sich das entwickelt“, sagt der Rückkehrer auf Zeit, der angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie noch einmal spezielle Badenliga-Momente erlebt. Und darauf hofft, dass das eigentlich für das kommende Wochenende angesetzte Derby bei der SG Stutensee-Weingarten noch während seiner Aushilfstätigkeit nachgeholt wird. „Die Derbys waren immer ganz besondere Spiele“, erinnert sich Borrmann an viele Höhepunkte. Früher gegen den TSV Rintheim oder die HSG LiHoLi, dann die TG Eggenstein und eben die SG Stutensee-Weingarten.

Jetzt will das reaktivierte TVK-Urgestein mithelfen, den Grundstein für eine möglichst erfolgreiche Runde zu legen. Bestenfalls mit einem Auftaktsieg gegen den HSV Hockenheim. „Das war immer ein unangenehmer Gegner, körperlich immer stark“, bemerkt Benjamin Borrmann, der als Letzter aufs Feld laufen wird. Eine Angewohnheit, die er selbst als langjähriger Mannschaftskapitän nie abgelegt hat. An den Ritualen wird ein erfolgreiches Comeback des Knielinger Feuerwehrmanns schon mal nicht scheitern.

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