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Bundesweiter Reformprozess

Neuer Bühnenvereins-Kodex soll Theaterkrisen wie in Karlsruhe verhindern

Auch für die Besetzung von Intendantenposten gibt es künftig einen Verhaltenskodex. Damit finden Vorfälle wie die Karlsruher Theaterkrise beim Deutschen Bühnenverein ein nachhaltiges Echo.

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe.
Wieder beruhigt ist die Lage am Staatstheater Karlsruhe, das im Sommer 2020 von einer schweren Führungskrise erschüttert wurde. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Die Umwälzungen der Theaterlandschaft durch Führungskrisen wie jene am Badischen Staatstheater Karlsruhe haben beim Deutschen Bühnenverein zu einer neuen Selbstverpflichtung geführt. Der Bühnenverein hat als Zusammenschluss der Theaterträger auf seiner Jahreshauptversammlung in Hamburg einen erweiterten Wertebasierten Verhaltenskodex verabschiedet.

In der 2018 entwickelten ersten Fassung dieses Kodexes standen aufgrund der damals neuen MeToo-Debatte sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch im Fokus. Der neue Kodex soll nun weitere Dimensionen von Diskriminierung adressieren und dabei Theaterleitungen sowie Rechtsträger stärker in die Pflicht nehmen.

„Es geht um Auswahlprozesse, um Schlüsselkompetenzen, um Zielvereinbarungen, um innerbetriebliche Vereinbarungen, um die konkrete Vertragsgestaltung und um Schulungsangebote“, erklärte Carsten Brosda (SPD), Präsident des Bühnenvereins und Hamburger Kultursenator, laut Mitteilung des Bühnenvereins.

Verhaltenskodex: Auch Theaterträger werden in die Pflicht genommen

Mit dem ersten Wertebasierten Verhaltenskodex, der Gründung der Vertrauensstelle Themis und dem Beschluss zu geschlechterparitätischer Gremienbesetzung habe man 2018 „einen Prozess der Veränderung im Bühnenverein und in den Häusern in Gang gesetzt“, sagte der Direktor des Bühnenvereins, Marc Grandmontagne.

Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass echte Veränderungen nur gemeinsam mit den Trägern zu erreichen sind. „Mit den in Hamburg beschlossenen Vorhaben gehen wir diesen Weg konsequent weiter“, so Grandmontagne.

Führungskrise am Badischen Staatstheater Karlsruhe machte Probleme offensichtlich

Probleme bei der Auswahl von Führungspersonal und der entsprechenden Verantwortung der Theaterträger waren bei der lang anhaltenden Führungskrise am Staatstheater Karlsruhe offensichtlich geworden.

Dort war im Sommer 2020 herausgekommen, dass es intern bereits seit langem starke Kritik an der Amtsführung des damaligen Generalintendanten Peter Spuhler gegeben hatte, dessen Vertrag aber trotz mehrfacher Hinweise an die Politik vom Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Kunstministerin Theresia Bauer um fünf Jahre verlängert worden war.

Auch nachdem die interne Kritik durch den immensen Leidensdruck am Haus öffentlich wurde, sollte Spuhler zunächst im Amt gehalten werden. Erst nach einer mehrmonatigen Debatte war eine vorzeitige Trennung von ihm anvisiert worden, die dann im Juli 2021 überraschend durch eine fristlose Kündigung vollzogen wurde.

Viel Aufsehen für Debatte an Berliner Häusern

Nach der öffentlichen Debatte in Karlsruhe war auch an anderen Bühnen interne Kritik an Theaterleitungen nach außen getragen worden. Besonders viel Aufmerksamkeit fanden im März 2021 die MeToo-Vorwürfe gegen Klaus Dörr, der als Intendant der Berliner Volksbühne wenige Tage nach einem entsprechenden Pressebericht zurücktrat, sowie Vorwürfe gegen Shermin Langhoff am Maxim-Gorki-Theater Berlin wegen eines toxischen Arbeitsklimas.

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