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Zusammenschluss von BNN und BT

Badisches Tagblatt kommt ab jetzt in neuer Form aus Karlsruhe-Neureut

Es ist ein historischer Moment: In der Nacht von Freitag auf Samstag wird das Badische Tagblatt zum ersten Mal in Karlsruhe-Neureut gedruckt. Das BT erscheint künftig unter der Dachmarke der BNN.

30.06.2023 BNN / BT Fusion. Erster gemeinsamer Druck der Ausgaben BNN und Badisches Tagblatt
Historisches Foto: Eine der ersten Ausgaben des Badischen Tagblatts unter der Dachmarke der BNN ist aus dem Druckturm gelaufen. Foto: Rake Hora /BNN

In der Lehre der Farbdeutungen und der Farbsymbolik steht Blau unter anderem für Besonnenheit, Objektivität, Neutralität und Klarheit – Werte, die auch die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) und das Badische Tagblatt (BT) verkörpern. Es wäre wahrscheinlich etwas zu viel der phantastischen Deutung gewesen, wenn man deshalb der Tatsache, dass das aller erste gedruckt Exemplar der neuen Ausgabe des Badischen Tagblatts unter der Dachmarke der BNN einen fetten blauen Streifen auf der Seite hatte, eine tiefere Bedeutung zuerkannt hätte. Letztlich war es wohl nur ein Druckfehler, der nach der korrekten Einstellung der Maschine nur wenige Exemplare später schon verschwunden war.

Eine gemeinsame Tageszeitung: Es kommt zusammen, was zusammen gehört

Aber wer das neue BT in der Hand hielt, noch feucht, gerade frisch aus den Drucktürmen gelaufen, der hatte schon das Gefühl, etwas Besonderes zu erleben. Historisch war der Moment alle Mal. Zum ersten Mal seit dem Zusammenschluss der Verlage BNN und BT vor mehr als zwei Jahren erschienen nicht mehr zwei unterschiedliche Tageszeitungen, sondern ein gemeinsames Verlagsprodukt. Donnerstagnacht war zuvor das letzte althergebrachte BT im Badischen Druckhaus in Oos-West vom Band gelaufen. Und dann, einen Tag später, in der Nacht von Freitag auf Samstag kam zusammen, was längst zusammengehört.

Klaus Michael Baur (rechts) im Gespräch mit Drucktechniker Rainer Braun beim Druck des letzten Badischen Tagblattes
BNN-Verleger Klaus Michael Baur (rechts) im Gespräch mit Drucktechniker Rainer Braun beim Druck des letzten althergebrachten Badischen Tagblatts im Badischen Druckhaus in Baden-Baden. Foto: Frank Vetter

Und das aus gutem Grund: Denn speziell für kleinere Verlage ist es zunehmend schwierig bis unmöglich, unabhängigen, regionalen und lokalen Journalismus von gut ausgebildeten Redakteuren zu bieten. Zu teuer ist die Produktion, die Verteilung, der Druck. Oft übernehmen dann große Medienholdings die „Kleinen“, specken sie massiv ab oder stampfen sie ganz ein. Genau das wollten und wollen Badisches Tagblatt und Badische Neueste Nachrichten mit ihrem Zusammenschluss vermeiden.

Die Ausgabe des Badischen Tagblatts unter der Dachmarke der Badischen Neuesten Nachrichten ist „eine Bündelung der badischen Interessen in der zunehmend härter umkämpften Medienlandschaft“, betont BNN-Verleger Klaus Michael Baur. Zwei Profis seien jetzt gemeinsam als eine starke Hand am Werk; zwei Partner, die ihr Gebiet, ihr Geschäft und den Markt kennen.

Wir wollen den lokalen Journalismus sichern und weiter stärken
Klaus Michael Baur
BNN-Verleger zur Fusion von BNN und BT

Ein Weg, der von Kennern der Branche als gut, richtig und vorbildlich eingestuft wird. Ein Weg, der Stabilität für die Herausforderungen des sich stetig verändern Medienkonsums, für die Veränderungen durch den digitalen Wandel und für die Bewältigung der extrem gestiegenen Produktionskosten gibt.

Massive Kostensteigerungen

„Die Herausforderungen sind enorm, gerade bei der gedruckten Zeitung. Wir haben massive Kostensteigerungen bei Papier und Energie, also bei der Zeitungsproduktion, sowie bei der Zustellung. Vertrieb und Zustellung machen über 50 Prozent der Kosten aus. Das können die Verlage nicht einfach an die Leser weitergeben“, verdeutlicht etwa Holger Paesler, Geschäftsführer des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger. Nur eine bestimmte Betriebsgröße gebe daher die nötige Stabilität und Zeit, diese Veränderungen zu bewältigen. Größe sei dabei zwar nicht alles, aber „das Geschäft wird zu komplex unterhalb einer gewissen Unternehmensgröße“.

Die Tageszeitung wird dringend gebraucht
Bernhard Pörksen
Medienwissenschaftler

Vielfalt und Diversität geht dem Verbandsgeschäftsführer zufolge durch Zusammenschlüsse von Zeitungen nur dann verloren, wenn danach an der Redaktion gespart werde. Eine Möglichkeit, die BNN-Chef Baur keinesfalls in Betracht zieht. Vielmehr sei das Ziel der Ehe von BNN und BT mit Blick auf Mittelbaden gewesen, den lokalen Journalismus zu sichern, zu stärken und gegen das Einsteigen einer anonymen Medienholding zu verteidigen.

Erster gemeinsamer Druck der Ausgaben BNN und Badisches Tagblatt. Von Links: Stefan Hörig, Matthias Hofer, Florian Krekel, Simone Zink, Klaus Michael Baur.
Ehemalige Führungskräfte des Badischen Tagblatts, die heute Führungskräfte der BNN sind, präsentieren zusammen mit Verleger Klaus Michael Baur (rechts) das neue Badische Tagblatt. Foto: Rake Hora /BNN

Ein Kampf, den das Badische Tagblatt mit seinen zuletzt knapp 30.000 Abonnenten nicht mehr alleine hätte bestehen können. Zugleich aber ein Kampf, der für die Gesellschaft und für die Demokratie als sehr wichtig eingestuft wird. „In Zeiten einer laufenden Kommunikationsrevolution, der Fake News und des Boulevard-Spektakels wird die regionale Tageszeitung dringend gebraucht“, schreibt der renommierte Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in einem Essay mit dem Titel „Das Spagat-Medium“.

Das Problem dabei bringt die Stuttgarter Medienwissenschaftlerin Katarina Bader auf den Punkt. Es gelte zwar: Je mehr konkurrierende, seriöse Berichterstattung, desto besser für die Meinungsbildung. Aber „das ist kein Wunschkonzert. Auch Zeitungsverlage sind Wirtschaftsunternehmen und müssen sich finanzieren“.

Sina Arimont, Produktmanagerin für das ePaper, präsentiert im Verlagshaus in Karlsruhe die erste digitale Ausgabe des Badischen Tagblatts als Zeitungsmarke der Badischen Neuesten Nachrichten.
Historischer Moment: Sina Arimont, Produktmanagerin für das ePaper, präsentiert im Verlagshaus in Karlsruhe die erste digitale Ausgabe des Badischen Tagblatts als Zeitungsmarke der Badischen Neuesten Nachrichten. Foto: Rake Hora

Und das ist auch möglich. Davon sind Bader und Pörksen überzeugt. Zwar gebe es nicht „das Konzept“, aber einige wichtige Faktoren. „Das Lokale muss als Erfolgsfaktor definiert werden“, bekräftigt Bader die Linie des Hauses BNN. Sie macht darüber hinaus auch gleich die Stärke dieser Strategie klar: Seriöse Tageszeitungsverlage hätten gut ausgebildete Redakteure, die sich an „bestimmte Rechercheregeln halten und systematisch recherchieren“, sagt Bader. Eine Ausbildung, die Zeit und Geld erfordert. Zeit und Geld, die BT und BNN seit jeher in die Hand genommen hatten – und es auch weiterhin zukunftsgerichtet tun wollen, wie Verleger Baur betont. Als starke und verlässliche Institution am Zeitungsmarkt, mit dem BT als mittelbadischer Zeitungsmarke der BNN.

Die Wege sind dabei zweigeteilt. Die schnelle, verlässliche Information, kombiniert mit Hintergründen ist das Steckenpferd des Onlineauftrittes. Dort gibt es aber auch selbstverständlich alle Inhalte der gedruckten Zeitung.

Gedruckter Tageszeitung kommt neue Rolle zu

Letzterer wird hingegen zunehmend eine neue Rolle zukommen, die im Verlag BNN gestärkt und mit wachem Auge für regionale Themen umgesetzt werden soll. „Die Tageszeitung kann das Wettrennen um den Aktualitätspokal ohnehin nicht gewinnen“, urteilt Pörksen. Dafür könne sie mit ihrem Wissen um die Situation vor Ort Hintergründe liefern, die das schnelllebige Internet nicht habe. „Sie ist idealerweise ein Medium des zweiten Gedankens.“

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