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Sechsstelliger Euro-Betrag erbeutet

Festnahmen in Karlsruhe und Ubstadt-Weiher: Betrügerische Dachdecker nehmen gezielt Senioren aus

Drei „Dachhaie“ gingen der Kriminalpolizei Karlsruhe ins Netz. Die Ermittler suchen weitere Opfer, die von den angeblichen Handwerkern um viel Geld betrogen wurden.

Ein Dachdecker arbeitet auf einem Einfamilienhaus am Leipziger Stadtrand.
Ist es ein seriöser Dachdecker – oder ein Betrüger im Blaumann? Für die Senioren in der Region, die Opfer sogenannter Dachhaie wurden, ist das schwer einzuschätzen, wenn sie an der Haustür überrumpelt werden. Foto: Jan Woitas/dpa

Sie gaukeln alten Menschen vor, dass deren Hausdach undicht sei – und danach nehmen sie die Senioren finanziell skrupellos aus: Betrügerische Handwerker haben bei einzelnen Opfern in der Region mehrere Zehntausend Euro erbeutet. Nun meldet die Kriminalpolizei Karlsruhe die Verhaftung von drei Tatverdächtigen. Die sogenannten Dachhaie sind junge Männer im Alter von 22 bis 33 Jahren. Alle drei sind deutsche Staatsbürger. „Sie wurden in Karlsruhe und Ubstadt-Weiher festgenommen“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums.

Opfer waren ältere Menschen, die oft auch viel Bargeld daheim haben.
Polizeisprecherin
des Präsidiums Karlsruhe

Der Zugriff gelang, weil die Betrüger im Blaumann bereits in den Fokus der Ermittler geraten waren. Die Opfer schöpfen zunächst oft keinen Verdacht, wenn die angeblichen Profi-Handwerker ihnen an der Haustür eine aufwändige Reparatur aufschwatzen. Auf den ersten Blick wirken solche Dachhaie auf ihre Opfer wie seriöse Anbieter. „Die Gruppe ist mit vermeintlichen Firmenfahrzeugen vorgefahren“, sagt die Polizeisprecherin.

Vier Betrugsfälle, die mit dem festgenommenen Trio in Verbindung gebracht werden, sind aktuell aktenkundig: aus Karlsruhe, Brühl, Gaggenau und Keltern. Einen Betrag jenseits der Hundertausend-Euro-Marke sollen die Dachhaie seit März erbeutet haben. „In diesen Fällen waren die Opfer alle ältere Menschen, die oft auch viel Bargeld daheim haben“, erläutert die Polizeisprecherin. Die betrügerischen angeblichen Dachdecker drängten in der Regel auf Barzahlung oder auch auf Blitzüberweisungen. „In zwei Fällen sollen sie die Senioren sogar zur Bank gefahren haben.“

Polizei vermutet noch weitere Opfer in der Region: Zeugen gesucht

Die Polizei geht davon aus, dass noch weit mehr Menschen von den Betrügern ausgenommen wurden. Sie bittet mögliche Opfer, sich bei den Ermittlern zu melden. Mancher Betroffene werde vielleicht erst jetzt Verdacht schöpfen – nach dem Motto: „Oh, ich habe auch erst kürzlich mein Dach machen lassen. Es war ganz schön teuer.“

Täter täuschen undichte Stellen am Dach vor – oder Marderschäden

Die Masche der Betrüger ist immer gleich: Sie klingeln bei den Hausbesitzern und behaupten, das Hausdach sei beschädigt oder undicht. Dann drängen sie den älteren Menschen ihre Handwerksleistungen auf. „Teilweise sollen die Tatverdächtigen die Dächer auch selbst nass gemacht haben, um vorzutäuschen, dass es undichte Stellen habe“, erklärt die Polizeisprecherin.

Dabei sollen sie auch eine Art Spritzpistole benutzt haben. Einzelnen Opfern sollen sie auch vorgetäuscht haben, dass Marder am Dach einen Schaden angerichtet hätten. Oder sie entdecken angebliche Feuchtigkeitsschäden im Keller.

Für die Betrogenen ist es natürlich schwierig, die Behauptungen der vermeintlich hilfsbereiten Handwerker zu überprüfen, besonders auf dem Dach. Wer nimmt als Laie die Leiter und klettert mal eben in die schwindelerregende Höhe, zumal wenn er schon betagt ist? Und die Betrüger suchen sich offensichtlich gezielt Senioren als Opfer aus.

Kaufen oder unterschreiben Sie niemals etwas an der Haustür.
Dringender Ratschlag der Polizei
an alle Hausbesitzer

Anfangs erwecken die Dachhaie auch den Eindruck, dass alles normal abläuft. „Teilweise fangen sie an, angebliche Arbeiten zu erledigen, nehmen Ziegel ab und machen Bohrungen“, berichtet die Polizeisprecherin. Abgeschlossen würden die Arbeiten aber in der Regel nicht – stattdessen machen sich die betrügerischen Handwerker mit der Beute auf und davon. Die Ermittler warnen eindringlich davor, sich an der Haustür irgendwelche Handwerkerleistungen aufschwatzen zu lassen.

Dacharbeiten und Pflaster- oder Asphaltarbeiten werden von Gaunern im Blaumann am häufigsten angeboten. Material und Arbeiten seien aber meist von geringem Wert oder gar wertlos. Die Polizei rät: „Kaufen oder unterschreiben Sie niemals etwas an der Haustür. Lassen Sie nur Handwerker in Ihre Wohnung, die Sie selbst beauftragt haben oder die von der Hausverwaltung angekündigt worden sind. Wehren Sie sich energisch gegen zudringliche Besucher.“

Kontakt für Zeugen

Wer selbst Opfer der Betrüger wurde oder Verdächtiges in der Nachbarschaft beobachtet hat, kann sich unter Telefon (0721) 6 66 55 55 beim Kriminaldauerdienst melden.

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