Skip to main content

Ein Jahr Corona-Pandemie

Karlsruher Lehrer halten Schüler mit unterhaltsamen Videogrüßen bei Laune

In der Coronakrise müssen Schulen neue Wege gehen. Die Ernst-Reuter-Schule in der Karlsruher Waldstadt hat das gemacht und sendet Woche für Woche launige Videos mit Tipps gegen die Langeweile und mit selbst getexteten Liedern zur Pandemie. Nun gibt es auch ein „Best Of“ der bisherigen Videos.

ERS
Positiv denken: In ihren Videos an die Schulgemeinschaft sind sich Schulleiter Micha Pallesche und Konrektor Dominik König-Kurowski von der Ernst-Reuter-Schule für keinen Spaß zu schade. Foto: Screenshot ERS

„Schulschließung?“– „Hätt’ ich nie gedacht“– „Was für ein verrücktes Jahr 2020“– „Ich bin froh, wenn es vorbei ist“. Mit diesem kurzen Videodialog verabschiedeten sich Schulleiter Micha Pallesche und Konrektor Dominik König-Kurowski kurz vor den Weihnachtsferien von Schülern, Lehrer und Eltern der Ernst-Reuter-Schule. Vorbei ist das alles bekanntlich aber noch immer nicht.

Mittlerweile haben die beiden Pädagogen der Ernst-Reuter-Schule bereits weitere Videos gedreht und den Schülern der Gemeinschaftsschule in der Waldstadt kurz vor Fasching unter anderem die Botschaft „Wenn das alles vorbei ist, lassen wir es richtig krachen. Dann werden wir eine richtig dicke fette Party machen“ mit auf den Weg gegeben.

Virtuelle Grüße an die Schulgemeinschaft

Seit dem Beginn der Corona-Krise im März 2020 wenden sich Pallesche und König-Kurowski donnerstags regelmäßig mit einem mehrminütigen Video an die Schulgemeinschaft. Die sogenannten „Grüße an die Schulgemeinschaft“ sind mal heiter und ironisch, mal ernst oder nachdenklich.

Pünktlich zum Jahrestag des ersten multimedialen Grußes wurde aus den bisherigen 16 Videos mit einer Gesamtspielzeit von fast drei Stunden nun auch ein zehnminütiger Zusammenschnitt mit den Höhepunkten der bisherigen Drehs online gestellt.

„In den Nachrichten kommen jeden Tag schlechte Nachrichten. Da muss man vor dem Wochenende auch mal etwas positive Stimmung verbreiten“, sagt König-Kurowski. Tipps gegen Langeweile wie Backen, Joggen oder Socken-Memory wurden bei den wöchentlichen Videos ebenso verbreitet wie kreative Impulse zur effizienten Gestaltung des Online-Unterrichts.

Launige Lieder zum Schulalltag

Dass nicht alles rund laufen kann, haben die Produzenten mit ironischen Cover-Versionen „Wo ist nur mein Passwort hin“ (Nach der Melodie des Antikriegslies „Where have all the flowers gone“ von Pete Seeger) und „Ich komm nicht rein“ (nach MC Hammers. „U can’t touch this“) thematisiert.

Und dass sich die beiden Schulleiter für keinen Schabernack zu schade sind, stellen sie mit ihrer wechselnden Kostümierung unter Beweis. Beim Karnevalssong hoppeln sie in Faschingskostümen über eine schneebedeckte Waldstadt-Wiese. Wiederkehrende Elemente und Running Gags sind die sprechenden Buchstaben „E“, „R“ und „S“ sowie „Super-Ernst“ und der „Hase der Hoffnung“.

Kein Ersatz für Präsenzunterricht

„Diese Videos sind mittlerweile eine echte Herzensangelegenheit geworden. Wir haben uns bereits zu Beginn der Krise überlegt, wie wir die Schüler während des Lockdowns erreichen können, und irgendwie hat sich das Ganze immer weiterentwickelt“, so König-Kurowski.

Komplett ersetzen lasse sich der schulische Alltag durch wöchentliche Videos sowie den derzeitigen Wechsel aus Präsenzunterricht und Distanzlernen allerdings nicht. „Wir freuen uns über jedes Kind und jeden Jugendlichen, der zu uns kommen darf“, sagt König-Kurowski. „Denn die Schule ist für viele junge Menschen ein wichtiger Begegnungsort.“

Diese Videos sind mittlerweile eine echte Herzensangelegenheit geworden.
Dominik König-Kurowski, Konrektor

Mittlerweile kann König-Kurowski der Krise jedoch selbst einige positive Seiten abgewinnen. Für die Digitalisierung der Schulen habe die Pandemie als Beschleuniger gewirkt, außerdem seien auf die Schnelle zahlreiche neue Konzepte entwickelt und in die Tat umgesetzt worden. In der Ernst-Reuter-Schule wurden sämtliche Kinder so schnell wie möglich und vor allem unbürokratisch mit Endgeräten für den Online-Unterricht versorgt.

Manche Schüler gehen verloren

Trotzdem könnten die positiven Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie die Nachteile nicht aufwiegen. „Die Schere ist noch weiter auseinandergegangen“, sagt König-Kurowski.

Die Ernst-Reuter-Schule sei als Gemeinschaftsschule in einem extrem heterogenen Stadtteil wie der Waldstadt zwar ein „Schmelztiegel aller sozialen Schichten“. Doch einige Kinder aus bildungsferneren Familien könnten nach einem Jahr Distanzunterricht von den Lehrern nur noch schwer erreicht und fürs selbstständige Lernen motiviert werden.

„Es gibt Kinder, die täglich ihre Lehrer brauchen, und deshalb sind unsere Lehrer sogar von Haustüre zu Haustüre gezogen“, so König-Kurowski. „Aber wir kriegen nicht alle und bei manchen Kindern kommen auch die Sozialen Dienste leider nicht weiter“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang