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Kriminalstatistik 2020

Kriminalität in und um Karlsruhe in der Corona-Pandemie: Weniger Diebstähle, mehr häusliche Gewalt

Die Pandemie hat auch auf die Kriminalität im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ihre Auswirkungen. So fallen Eigentums- und Straßenkriminalität auf ein Zehnjahres-Tief, während häusliche Gewalt und Cyberkriminalität steigen.

Im Prozess gegen Abu Walaa und drei weitere Männer ist das Urteil gefallen.
Pandemie in der Kriminalität als zweischneidiges Schwert: Während die Straßenkriminalität auf ein Rekordtief sinkt, steigen häusliche Gewalt oder Exhibitionismus.  Foto: Ole Spata/dpa

Auch auf die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres hat die Corona-Pandemie ihren Einfluss. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe gingen mit den Einschränkungen im öffentlichen Leben auch die beim Polizeipräsidium Karlsruhe verzeichneten Straftaten um 1,5 Prozent zurück. So teilte es das Polizeipräsidium Karlsruhe mit.

Unsere Kriminalstatistik scheint im vergangenen Jahr ganz im Zeichen der Corona-Pandemie zu stehen.
Caren Denner, Polizeipräsidentin Karlsruhe

Dabei konnte die Aufklärungsquote von 59,6 Prozent auf 63,8 Prozent gesteigert werden. Außerdem sei die Anzahl von Delikten mit 5.781 Straftaten pro 100.000 Einwohner zurückgegangen - das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren.

Rekordwerte im Zehn-Jahres-Spiegel

Hierzu trage ein Rückgang der Eigentumskriminalität als wesentlicher Teil der Massendelikte bei. Einfacher und schwerer Diebstahl haben mit 12.580 Fällen den größten Anteil an der Gesamtkriminalität. Diese gingen im Jahr 2020 zum fünften Mal in Folge zurück. So sank die Anzahl der Fälle von 1.596 auf 12.580 - ein Minus von 11,3 Prozent und ebenfalls der tiefste Stand seit 10 Jahren.

Beim Wohnungseinbruch war diesmal nur ein leichter Rückgang von elf Fällen auf nunmehr 450 Einbruchsdiebstähle mit einem erneuten Tiefststand zu verzeichnen. Bereinigt, um die nicht dauerhaft bewohnten Objekte, waren es 390 Taten, wobei sich die Vorzeichen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe vertauscht haben.

Es ist zu vermuten, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Maßnahmen hier wesentlich dazu beigetragen haben.
Caren Denner, Polizeipräsidentin Karlsruhe

Während im Landkreis ein Rückgang von 33,2 Prozent festzustellen ist, stieg der Wert im Stadtbezirk von Karlsruhe um 34,1 Prozent an. Dieser Quote liegt unter anderem an einer ungeklärten Einbruchsserie, die gleich zu Jahresbeginn im Karlsruher Westen verübt wurde. Darüber hinaus waren im September und Oktober vermehrt Wohnungseinbrüche im südlichen Teil von Karlsruhe zu verzeichnen.

Auch die Straßenkriminalität ist rückläufig und bewegt sich auf einem Zehnjahrestief. Dazu zählen alle Straftaten auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Insbesondere die „sonstigen Raubüberfälle auf Straße“, die für die Bevölkerung eine hohes gefühltes Unsicherheitspotential in sich bergen, sind auf einen der niedrigsten Werte der letzten zehn Jahre gesunken.

Aber auch unsere Beamtinnen und Beamten mussten sich ständig neuen Aufgaben und in rascher Abfolge neuen rechtlichen Gegebenheiten stellen. Dazu zählten auch die im öffentlichen Raum zur Einhaltung der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen durchgeführten Überwachungsmaßnahmen, die ihre Wirkung nicht verfehlt und die Sicherheit im öffentlichen Raum aber zusätzlich auch verstärkt haben.
Caren Denner, Polizeipräsidentin Karlsruhe

Auch die Jugendkriminalität ist in allen Altersgruppen unter 21 Jahren noch unter den niedrigsten Wert der letzten Dekade.

Dem Trend entgegen: Anstieg von Körperverletzungen

Leider gab es aber einen Anstieg von Körperverletzungen, die entgegen einem sinkenden Landestrend (-3,6 Prozent) in der Region Karlsruhe um 5,8 Prozent beziehungsweise um 197 auf nunmehr 3.575 Fälle angestiegen sind. Dazu zählen auch die Körperverletzungsdelikte, die unter „Häusliche Gewalt“ fallen, also jene unter Ehe- oder Lebenspartnern. Diese sind bei einem Anstieg von 79 Fällen auf 445 beziehungsweise um 21,6 Prozent gestiegen.

Insgesamt gab es bei den Delikten, die unter die häusliche Gewalt fallen, beispielsweise Sexualstraftaten, Nötigungen und Bedrohungen, einen Anstieg von 72 Fällen auf 514, respektive um 16,3 Prozent.

Cyberkriminalität hat sich fast verdoppelt

Ein erheblicher Anstieg der Fallzahlen ist auch bei der „Cyberkriminalität“ festzustellen. Im vergangen „Corona-Jahr“ liegt der Anstieg insbesondere bei der „Cyberkriminalität mit Tatmittel Internet“ bei einem Plus von 84,7 Prozent begründet. Somit haben sich die Fälle fast verdoppelt. Einen wesentlichen Anteil an der Steigerung der Fallzahlen hatten die darin enthaltenen Warenbetrügereien mittels Internet (+127,2 Prozent, von 320 auf 727).

Hier vermutet die Polizei, dass mit zunehmenden Internetnutzern auch das kriminelle Milieu in Zeiten von Ausgangs- und Kontaktsperren für sich eine Geldquelle mit geringem Entdeckungsrisiko erschlossen hat. Die Schadenshöhe liegt bei knapp einer Million Euro.

Zehnjahres-Hoch bei Exhibitionismus und pornographischer Schriften

Bei den Tatbeständen „Exhibitionistische Handlungen“ und „Verbreitung pornographischer Schriften“ ist gar mit 240 Fällen nach einem Anstieg um 78 Fälle ein Zehnjahres-Höchstwert zu verzeichnen.

In der Gesamtschau der Kriminalitätsentwicklung sind darüber hinaus auch deutliche Anstiege beim „Hausfriedensbruch“ (+47,6 Prozent, von 403 auf 595 Fälle) sowie beim „Besonders schweren Fall des Diebstahls aus Kraftfahrzeugen“ (+9,6 Prozent, von 520 auf 570 Fälle) zu erkennen.

„Enkeltrick“ und „Falsche Polizeibeamte“

Trotz intensivster Bemühungen in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gelingt es den zumeist aus dem Ausland agierenden Betrügern immer wieder, ältere Menschen um ihre Ersparnisse oder Altersrücklagen zu bringen. Präventionsaktionen durch Vorträge in Zielgruppen, mit Warnhinweisen auf Bäckertüten, Sensibilisierung von Taxifahrern, Bankbediensteten und Angehörigen sowie Berichterstattung mit Verhaltenstipps über die Print-, Online- und TV-Medien konnten nicht verhindern, dass die Täter große Beute machten.

Bei diesen Delikten wird nicht zuletzt aufgrund großer Scham mutmaßlicher Opfer mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.

In zehn vollendeten Fällen der Betrugsvariante „Angeblicher Polizeibeamter“ lag der Gesamtschaden im Polizeipräsidium Karlsruhe bei 90.337 Euro.

Neun davon gelten als geklärt. Beim Betrugsphänomen „Enkeltrick“ waren es auch zehn vollendete Fälle mit einem ausgewiesenen Schaden von 270.000 Euro, wovon ein Fall geklärt ist.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Auch hier hat vermutlich die Corona-Krise zu einem Rückgang der Fallzahlen von 360 Fällen auf nunmehr 295 und damit wieder auf das Niveau von 2018 geführt. Eine geringere Zahl der Einsätze, Ausfälle von Fußballspielen und nur wenige Demonstrationen dürften hierzu beigetragen haben.

Insgesamt 606 Polizeibeamte des Karlsruher Polizeipräsidiums waren Geschädigte einer Straftat. Oft spielt in solchen Fällen Alkohol- und/oder Drogeneinfluss oder falsch verstandenes Heldentum innerhalb von Gruppen eine gewichtige Rolle.

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