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Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Offenburg

Viele Betrugsopfer fragen sich: Wie kann man nur so naiv sein?

Noch immer fallen Menschen auf bekannte Betrugsmaschen rein. Die Täter erbeuten damit stolze Summen. Mit einigen Verhaltenstipps, so eine Polizeiexpertin, kann das Risiko, Opfer zu werden, minimiert werden.

Ein Senior holt Scheine aus seinem Geldbeutel und übergibt sie an eine weitere Person.
Auf das schnelle Geld aus: Das ist die Masche von Telefonbetrügern. Sie wickeln bevorzugt ältere Menschen um den Finger und bringen sie um ihre Ersparnisse. Allein in Baden-Württemberg lag der jährliche Schaden zuletzt bei einem zweistelligen Milllionenbetrag. Foto: imago stock&people

Wie kann man nur so naiv sein? Diese Frage stellen sich Betrugsopfer vielfach im Nachhinein, wenn sie clever agierenden und rhetorisch geschickt argumentierenden Betrügern auf den Leim gegangen sind. Das kommt nur selten vor? Mitnichten!

Kriminalhauptkommissarin Sonja Hoffmann vom auch für Baden-Baden zuständigen Polizeipräsidium Offenburg kennt solche Erfahrungen zu genüge: „Vielfach sagen die Leute hinterher, dass sie von der Masche gehört hatten, aber nicht gedacht hätten, dass es ihnen passiert.“

Wie heißt es so schön: Hinterher ist man immer klüger.

Aktion „5 Themen an 5 Tagen“

Soweit muss es nicht kommen. Um potenzielle Opfer frühzeitig für einen möglichen Betrug zu sensibilisieren, dafür gibt es zum Beispiel die Kriminalprävention.

„Auch und vielleicht insbesondere in der aktuellen Zeit ist es sehr wichtig, über Gefahren und Risiken im Alltag sowie etwaigen Vorgehensweisen von Straftätern informiert zu sein“, heißt es wohl aus gutem Grund in einer Erklärung des Polizeipräsidiums zu der Aktion „5 Themen – 5 Tage – 5 Wochen“.

Noch bis einschließlich 5. März können sich Interessierte Bürger jeweils von Montag bis Freitag täglich zu einem Schwerpunktthema von einer Expertin oder einem Experten des Polizeipräsidiums beraten lassen. Das Ziel ist klar umrissen: Bürger sollen dadurch eine Hilfe bekommen, kriminelle Machenschaften zu erkennen, um so möglichst vor Schaden bewahrt werden.

Schaden geht in die Millionen

Häufig sind die Ermittler mit Fällen von Telefonbetrug beschäftigt. Mit dem Enkeltrick, Gewinnversprechen oder als falsche Polizeibeamte erbeuteten Betrüger zuletzt jährlich allein in Baden-Württemberg insgesamt eine zweistellige Millionensumme.

Im Jahr 2019 waren das fast 18 Millionen Euro, informiert das Polizeipräsidium. Das macht im Schnitt eine tägliche Beute von sage und schreibe 50.000 Euro. Bevorzugte Opfer sind Senioren, die um ihr Erspartes gebracht werden. Aber es trifft nicht nur Senioren, betont Hoffmann.

Jemand hält ein Telefon in der Hand.
In zehn bekannten Fällen haben Enkeltrickbetrüger im Kreis Karlsruhe am Donnerstag ihr Glück versucht. Foto: Christin Klose picture alliance/dpa

Beim Enkeltrick geben sich die Kriminellen als Angehöriger des Angerufenen aus, der in eine Notlage geraten sei und fordern als schnelle Hilfe Bargeld.

Telefonbetrüger sind rhetorisch geschult und üben Druck aus.
Sonja Hoffmann, Polizeihauptkommissarin

„Die Täter sind rhetorisch geschult und üben Druck auf den Angerufenen aus“, kennt die Polizeibeamtin die Tricks. Viele Betroffene haben zwar schon von diesen Betrügereien gehört, aber wenn es darauf ankommt, sind die Informationen bisweilen nicht im Bewusstsein.

„Ein Großteil der Bevölkerung weiß darüber Bescheid, manche erkennen aber dann, wenn es darauf ankommt, den Fall als solchen nicht“, bestätigt die Kriminalhauptkommissarin.

Aufmerksame Bankangestellte ernten bisweilen geharnischte Reaktionen

Die Statistik untermauert die Bedeutung der Kriminalprävention. Nach Angaben von Hoffmann bleiben immerhin gut 96 Prozent solcher geplanter Betrügereien im Versuchsstadium stecken, weil Betroffene hellhörig geworden sind. Die vier Prozent, die darauf hereinfallen, erleiden dafür zum Teil erheblichen finanziellen Schaden.

Sollten nicht auch Bankmitarbeiter hellhörig werden, wenn Senioren größere Beträge abheben? Hoffmann weist darauf hin, dass Bankangestellte dafür sensibilisiert seien und in vielen Fällen Betroffene auf einen möglichen Betrugsversuch durchaus ansprechen. Bisweilen ernteten sie aber geharnischte Reaktionen: „Manche Kunden reagieren eher renitent und fühlen sich bevormundet.“

Expertin rät: Bei „schlechtem Bauchgefühl“ den Hörer auflegen

Die Kriminalhauptkommissarin ist überzeugt: „Mit entsprechenden Verhaltenstipps kann man sein Risiko, Opfer zu werden, minimieren.“ Wer etwa bei einem Anruf ein „schlechtes Bauchgefühl“ habe, sollte gleich auflegen. Wenn es um angebliche Angehörige gehe, sei es zudem immer gut, sich bei den tatsächlichen Verwandten rückzuversichern.

Für Senioren hat Hoffmann noch einen konkreten Hinweis: „Die Erreichbarkeit reduzieren.“ Damit meint die Kriminalhauptkommissarin den Eintrag im Telefonverzeichnis.

Dort sollte der Vorname auf den Anfangsbuchstaben reduziert werden. Bei Rudolf etwa R. Warum das? Betrüger durchforsten bisweilen Telefonverzeichnisse ganz bewusst nach Vornamen, die sie der älteren Generation zuordnen, ihren bevorzugten Opfern.

Es geht auch um Einbruchschutz, Drogen und Cybermobbing

Über „Straftaten im Zusammenhang mit älteren Menschen wie Telefonbetrug oder Gewinnversprechen“ klärt Kriminalhauptkommissarin Hoffmann an den nächsten beiden Montagen unter Telefon (0 72 22) 76 14 00 auf.

Weitere Themen sind dienstags „Einbruchschutz – Nachrüstung von Fenster und Türen/Bauplanung /Förderungsmöglichkeiten“. Ansprechpartner ist Polizeioberkommissar Ralf Kaufmann, Telefon (07 81) 21 45 15.

Mittwochs geht es um „Gewalt – häusliche Gewalt/ sexualisierte Gewalt/Stalking“. Polizeihauptkommissar Tilo Meißner ist dann unter Telefon (07 81) 21 45 31 erreichbar.

Donnerstags geht es um „Drogen – Früherkennung/strafrechtliche Konsequenzen/führerscheinrechtliche Konsequenzen“. Expertin ist Polizeikommissarin Tamara Mild, Telefon (07 81) 21 45 12. Um „Medien – Mediensicherheit – Cybermobbing“ geht es freitags. Auskunft gibt Polizeiobermeisterin Tanja Schmidt, Telefon (0 72 22) 76 14 02.

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