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Rekord-Amtszeit als Theaterleiter

Ehemaliger Karlsruher Generalintendant Günter Könemann wird 90

Mit einer Amtszeit von 20 Jahren als Generalintendant des Badischen Staatstheaters hält Günter Könemann einen einsamen Rekord. Nun wird der Gründer der Händel-Festspiele 90 Jahre alt.

Günter Könemann, von 1977 bis 1997 Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
Günter Könemann war von 1977 bis 1997 Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und gründete dort die Händel-Festspiele. Foto: Privat

Niemand hat das Badische Staatstheater so lange geleitet wie Günter Könemann. 20 Jahre lang, von 1977 bis 1997, führte er als Generalintendant die Karlsruher Bühne, die auf das 1787 gegründete Markgräflich-Badische Hoftheater zurückgeht. Der 1931 geborene Theatermann, der an diesem Montag 90 Jahre alt wird, hat die Geschicke des Hauses nachhaltig geprägt, unter anderem mit der Gründung der bis heute erfolgreichen Händel-Festspiele.

Sein Faible für Händel hatte Könemann als Student der Musik- und Theaterwissenschaft in Halle und Göttingen entdeckt, wo es bereits seit den 1920er Jahren Händel-Festspiele gibt. Auf die Frage, warum man Händel nun auch noch in Karlsruhe ehren müsse, habe er zuweilen mit einem Scherz geantwortet.

„Ich habe dann gerne gesagt: Weil Händel einmal hier übernachtet hat“, berichtet Könemann im Gespräch mit dieser Zeitung. „Dabei gab es Karlsruhe zu seinen Lebzeiten ja noch gar nicht.“

Viel Überzeugungsarbeit für Barockmusik

Der wahre Impuls war freilich Könemanns Begeisterung für Händels Musik. Doch dessen Werke aufs Programm zu setzen, erforderte seinerzeit viel Überzeugungsarbeit: „Alle waren damals der Meinung, man könne das nicht mehr spielen – diese Werke mit Arien, in denen inhaltlich nichts geschieht“, erinnert sich Könemann. Aber hierbei habe man die Musik zu wenig beachtet. „Und vor allem, wie diese Musik zu Händels Zeiten gespielt wurde.“

Die Wirkung dieser Musik sei erst durch die historische Aufführungspraxis wieder deutlich geworden. „Der Unterschied zu modernen Instrumenten ist gewaltig. Eine Geige mit Darmsaiten, die ohne Vibrato gespielt wird, hat einen ganz eigenen wunderbaren Klang.“

Auch die Kunst der mittlerweile wieder sehr gefragten Countertenöre sei in den frühen Jahren der Festspiele (die von 1977 bis 1985 noch „Festtage“ hießen) kaum bekannt gewesen. „Als wir erstmals einen Countertenor zu Gast hatten, war ich durchaus in Sorge, wie das Publikum dies aufnehmen würde“, räumt er ein.

Es hat sehr viel Freude gemacht, all diese Edelsteine zu heben.
Günter Könemann, Generalintendant von 1977 bis 1997

Umso mehr freue er sich, dass sich die Festspiele beim Publikum so gut etabliert hätten. „Man muss bedenken: Da werden viele Werke gespielt, die vor der Premiere kaum jemand kennt, und trotzdem sind die Karten lange im Voraus ausverkauft“. Es habe „sehr viel Freude gemacht, all diese Edelsteine zu heben, die mittlerweile wieder an vielen Bühnen zu sehen sind.“

Akzente auf vielen Feldern

Freilich setzte Könemann, der vor Karlsruhe bereits Intendant in Kaiserslautern und Gelsenkirchen gewesen war, auch auf etlichen anderen Feldern nachhaltige Akzente. So gehört er zu den Gründern der Europäischen Kulturtage, die Karlsruhe während seiner Amtszeit hochkarätige Gastspiele großer Häuser bescherten, belebte seinerseits die Gastspieltätigkeit des Staatstheaters und pflegte internationale Kooperationen, am umfassendsten über zehn Jahre hinweg mit der Opera du Rhin in Straßburg.

In seiner Ära entstanden die viele Jahre im Repertoire gehaltenen Operninszenierungen von Giancarlo del Monaco, er setzte Uraufführungen wie Rainer Kunads Oper „Meister und Margarita“ auf den Spielplan und steuerte eigene Inszenierungen bei, deren Spektrum von Bernsteins „West Side Story“ über Beethovens „Fidelio“ bis zu Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ reichte. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe, das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und der nationale Verdienstorden Frankreichs als „Chevalier dans l’ordre national du Mérite“.

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