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Radverkehr

Wirklich alles spitze? Was der lokale ADFC zu Ettlingens Top-Platzierung im Radklima-Test sagt

Das Fahrradfahren in Ettlingen ist in den vergangenen Jahren attraktiver geworden, sagt der Vorsitzende der lokalen ADFC-Gruppe. In einigen Bereichen sieht er aber noch Nachbesserungsbedarf.

Unterwegs auf zwei Rädern: Ettlingen hat im Fahrradklima-Test des ADFC gut abgeschnitten.
Unterwegs auf zwei Rädern: Ettlingen hat im Fahrradklima-Test des ADFC gut abgeschnitten. Foto: Johanna Dörbecker

Das war eine deutliche Verbesserung: Im Ranking der fahrradfreundlichsten Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern hat sich Ettlingen in den vergangenen zwei Jahren von Platz 16 auf Platz fünf (von 447) nach oben gearbeitet – im bundesweiten Vergleich. In Baden-Württemberg belegt die Stadt an der Alb in ihrer Größenklasse sogar den ersten Platz (wir berichteten an anderer Stelle).

Was wurde getan, um die Zufriedenheit der Radfahrer zu steigern? „Ziemlich viel“, sagt der Chef des Stadtplanungsamts, Wassili Meyer-Buck, und zählt auf: mehr Abstellmöglichkeiten für Zweiräder, mehr Fahrrad-Ausleihmöglichkeiten und ein Lückenschluss auf der wichtigen Nord-Süd-Achse mit der Einrichtung eines Schutzstreifens für Radfahrer in der Schillerstraße/Rastatter Straße.

Von Sommer 2019 bis Sommer 2021 wurde die Anzahl der Nextbike-Leihräder des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) von zwölf auf 80 erhöht, konkretisiert das Planungsamt. „Das ist viel für eine Stadt der Größe wie Ettlingen“, betont Meyer-Buck. Gab es 2019 noch im Schnitt 140 Ausleihen pro Monat, lag man 2021 schon bei rund 590 und im Jahr 2022 bei 1.060.

Leihräder von Nextbike können in der Ettlinger Kernstadt überall abgestellt werden

Attraktivität gewinne das Angebot durch die 2021 eingeführte ortsungebundene Rückgabemöglichkeit der Räder. „Floating Fleet“ oder „Flexzone“ nennt sich das Modell, wonach man ein Nextbike nicht an einer speziell dafür vorgesehenen Station zurückgeben muss, sondern es abstellen kann, wo man möchte.

Mitarbeiter von Nextbike, erklärt Meyer-Buck, sammeln die Räder dann wieder ein und bringen sie zurück an die Ausleihstationen – nach dem gleichen Prinzip funktioniert das E-Scooter-Geschäft.

Das Floating-Fleet-Modell gilt laut Meyer-Buck bislang in der Kernstadt. In den Ortsteilen müssen die Räder noch an Ausleihstationen zurückgegeben werden, „aber da sind die Wege ja auch kürzer“.

Nicht nur ausgebaut, sondern auch attraktiver gemacht wurden laut Meyer-Buck die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder: So wurden am Stadtbahnhof Ettlingen abschließbare Fahrradboxen und eine Reparaturstation mit Werkzeug sowie überdachte Fahrradständer.

ADFC sieht noch Luft nach oben – etwa bei Kontrollen von Gehwegparkern

Und was sagt der lokale ADFC zu der positiven Bewertung im Radklimatest? „Wir sind natürlich sehr zufrieden“, meint der Sprecher der Gruppe, Johannes Kloppenborg. Die Bewertung zeige, dass durch die Maßnahmen, die die Stadt ergriffen habe, „Fahrradfahren attraktiver geworden ist“.

Natürlich sei aber an einigen Stellen noch Luft nach oben. Etwa bei der Kontrolle von Falschparkern auf Geh- und Radwegen, beim Einhalten des Überholabstands von 1,50 bis zwei Metern und bei der „Entflechtung des Rad- und Fußverkehrs zur Vermeidung von Konflikten“.

Auch wünsche sich der ADFC für Radfahrer eine sichere Anbindung der Ettlinger Höhenstadtteile „durch eine mit der Natur verträgliche Beleuchtung des Radwegs“. Zuletzt war über eine „Komplett-Beleuchtung“ des Höhenradwegs von Ettlingen nach Spessart diskutiert worden.

Auf der Ost-West-Achse gibt es noch Lücken

Insgesamt, so Kloppenborg, brauche es noch mehr Fläche für den nicht motorisierten Verkehr. Ein wichtiges Anliegen sei dem ADFC die Schaffung einer „zügig zu befahrenden“, durchgängigen Ost-West/West-Ost-Verbindung für Radfahrer, also vom Albtal Richtung Rheinstetten und in die umkehrte Richtung.

Allerdings wisse er, dass „die Stadt an dem Thema dran ist“, so Kloppenborg. Wenn beispielsweise die Mühlenstraße an der Alb entlang, wie geplant, zur Fahrradstraße werde, dann sei die Innenstadt mit dem Rad noch besser erreichbar.

Bislang gibt es für Radfahrer im Abschnitt der Rheinstraße ab dem Wasen Richtung Zentrum keine ausgewiesene Fläche, etwa in Form eines Schutzstreifens.

Die Idee hat allerdings noch einen Haken, wie Planungsamtschef Meyer-Buck einräumt. „Die Einrichtung der Fahrradstraße in der Mühlenstraße an sich ist einfach, man müsste nur Schilder aufstellen.“ Notwendig sei für eine durchgängige Wegeführung darüber hinaus noch die Einrichtung einer Radfahrerampel an der Kreuzung Mühlenstraße/Schillerstraße. Auch das sei hinzubekommen.

Und ganz schwierig sei die Wegeführung am Knotenpunkt Wasen, wo Autofahrer, Radfahrer und Straßenbahn aufeinandertreffen. Hier sei man noch zu keiner planerischen Lösung gekommen.

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