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Überblick über Spendenmöglichkeiten

Auftakt der Sammelaktion: Ettlinger zeigen große Hilfsbereitschaft für Menschen in der Ukraine

Stromaggregate, Hygieneartikel, Lebensmittel, Decken und Kuscheltiere stapelten sich am Donnerstag am Ettlinger Bauhof, dem ersten Sammeltag für Menschen in der Ukraine. Wo man jetzt noch spenden kann und was benötigt wird.

Sabine Bingenheimer und Stephan Pritzl hocke auf der Ladefläche des Lkw, der am Sonntag mit Hilfsgütern für die Ukraine beladen werden soll.
Sabine Bingenheimer und Stephan Pritzl sammeln in Ettlingen Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. 66 beladene Euro-Paletten passen in den Lkw mit Kühlfunktion, 23 Tonnen kann er transportieren. Foto: Julia Trauden

Marie-Claire Grethler packt Baby- und Ladyspakete mit Hygieneartikeln, während Sven Blackwell und Harald Waldenmaier die Paletten mit Hubwagen durch die Halle bewegen. „Zur Sicherheit kleb’ ich die Kartons noch mit Packklebeband zu“, so Blackwell.

Dann wuchtet der freiwillige Helfer den Karton an eine passende Stelle auf der Palette. „Können Sie meine Pakete bitte auch zukleben?“, bittet Mirella Kefalas, eine gebürtige Polin, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt und ihre Pakete abstellt. „Den Krieg brauchen wir nicht! Jetzt müssen wir zusammenhalten.“

Eine Szene, wie sie sich am Ettlinger Bauhof abspielt, wo die erste Sammelaktion für Menschen in der Ukraine angelaufen ist. Zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto kommen die Menschen aus Ettlingen und Umgebung in die Ottostraße. Die Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold (DHHN), die die Logistik koordiniert, hat Paketformate mit Packlisten vorgegeben, um einen reibungslosen Transport in die Ukraine zu ermöglichen.

„Zu 90 Prozent liefern die Menschen fertig gepackte Pakete. Das ist uns am liebsten, sonst ist unser Personalaufwand sehr hoch“, sagt Michael Benkeser, der mit Sabine Süß vom Krisenstab der Stadt Ettlingen die Aktion koordiniert. Kleider werden nicht angenommen. Darüber ist Andrea Eschbacher enttäuscht, die „warme Pullover, Jacken und gefütterte Schuhe – auch im Freundeskreis gesammelt“ im Auto gestapelt hat. Aber Ausnahmen werden nicht gemacht.

„Die Menschen sind froh, wenn wir beim Ausladen mit anpacken“, sagt Andreas Maisch im orangefarbenen Overall, der normalerweise als Landschaftsgärtner tätig ist und mit einem Kollegen bereitsteht, als Emilia Feiter und Johannes Frey aus Ispringen zwei Klappbetten, Isomatten, eine Matratze und Bettzeug aus ihrem Auto hieven.

Ein weiterer Spender lädt zusammen mit den Männern in Orange einen Generator im Wert von 1.400 Euro ab und meint: „Im Fernsehen habe ich gesehen, dass Notstromaggregate fehlen. Dann habe ich spontan dieses Profigerät besorgt.“

Derweil bringt Yasin Ates mit Frau und Bruder Windelpakete vorbei: „Wir haben selber kleine Kinder. Es berührt einen, wenn man im Fernsehen sieht, wie sich der Vater verabschieden und in den Krieg ziehen muss. Das Herz tut einem weh.“

Simone Link, die im Fahrradanhänger Sattmacher, eine Bettdecke und Kuscheltiere anliefert, sagt: „Mir tun die Kinder leid. Es ist unfassbar schlimm, dass ein einzelner Mensch in unserer Zeit so viel Zerstörung anrichten kann.“

Erster Lkw macht sich Freitagabend auf den Weg

Ein erster Sattelauflieger mit einer Ladekapazität von 33 Paletten sollte Ettlingen Richtung Sulz am Neckar, wo sich ein Zwischenlager befindet, noch am Freitagabend verlassen. „Kommende Woche wird ein weiterer Lkw direkt Richtung Ukraine fahren“, so Andreas Baam, Geschäftsführer und Inhaber der Spedition Baam in Ettlingen, der den Einsatz der Fahrzeuge und Fahrer spendet.

Ein weiterer Hilfstransport wird sich Anfang kommender Woche vom Runden Plom in Ettlingen auf den Weg Richtung Ukraine machen. Koordiniert wird die Hilfslieferung von Sabine Bingenheimer, Geschäftsführerin des Start-ups Regionique, zusammen mit ihrem Speditionspartner Stephan Pritzl und seiner Firma Bonilog sowie einer Bekannten, die aus der Ukraine stammt und seit 2014 in Heidelberg lebt.

Ein 40-Tonner steht auf dem Bonilog-Betriebsgelände Beim Runden Plom 11 bereit, am Sonntag werden zwischen 10 und 15 Uhr Spenden gesammelt.

Benötigt werden ausschließlich haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Mehl, Konserven, Haferflocken und Getränke, erklärt Bingenheimer, genauso wie Decken, Kissen, Verbandsmaterial, Windeln und Batterien. Die Ware sollte verpackt in Kartons abgegeben werden. Erste Spenden hat Bingenheimer bereits gesammelt, unter anderem von lokalen Unternehmen. SanLucar spendet Obst, Ettli Milchpulver.

„Eigentlich wollte ich nur Geld spenden“, erklärt die 39-Jährige, „aber dann habe ich gedacht, das ist eigentlich nicht genug. Letztlich geht es ja ums Überleben, darum, dass die Leute satt werden.“ Ihre Bekannte aus der Ukraine ist Ärztin und koordiniert auch die Lieferung von Medikamenten ins Kriegsgebiet. Sie habe Kontakte zu Menschen vor Ort und wisse, was benötigt wird.

Hilfsbereitschaft für Menschen in der Ukraine ist groß

Mindestens zwei Tage wird der beladene 40-Tonner von Ettlingen bis zum Ziel brauchen, sagt Bonilog-Geschäftsführer Stephan Pritzl. Er rechnet mit einer hohen Spendenbereitschaft und könnte zur Not auch noch weitere Lkw zur Verfügung stellen. Die Hilfsgüter werden an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und dort auf kleinere Transporter verteilt, die sie an verschiedene Stellen im Land bringen.

Von Spendenwilligen überrannt wurde die „am express GmbH“ Ettlingen, die diesen Samstag einen Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze schickt. „Die Hilfsbereitschaft war überwältigend“, sagt Angelo Palermo, der das Ganze mit koordiniert hat.

Weitere Spenden werden zunächst nicht angenommen. Die Hilfsgüter werden an den Grenzübergang im polnischen Medyka geliefert, den das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR betreut.

Service

Auch Edeka Piston in der Ettlinger Hertzstraße bietet eine Möglichkeit, den Menschen in der Ukraine zu helfen: Bis Montag, 14 Uhr kann man dort vorgepackte Hilfspakete im Wert zwischen 8,49 und 30,36 Euro erwerben.

Auf dem Gelände des städtischen Bauhofs können weitere Spenden an diesem Samstag von 9 bis 12 Uhr und am Montag von 14 bis 18 Uhr abgegeben werden.

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