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Gemeinderat soll entscheiden

Nach Vorwürfen gegen Pfarrer aus Malsch: Gemeinde will Aufklärungskommission einsetzen

Der Fall Anton Böhe schlägt hohe Wellen: Der inzwischen verstorbene Ehrenbürger aus Malsch soll schwere körperliche Gewalt gegen Kinder angewandt haben. Eine historische Kommission soll die Vorwürfe nun aufarbeiten.

Geistliche in Ende 50er / Anfang 60er Jahre
In der Öffentlichkeit: Hier ist Anton Böhe (Zweiter von rechts) mit Kaplan Franz Alferi (rechts) zu sehen, der dem Pfarrer ab 1957 unterstellt war. Foto: Heimatfreunde Malsch

Ein Brief aus dem Ausland brachte den Stein im Oktober ins Rollen, ein Bürger verschaffte in der Gemeinderatssitzung dem Fall dann öffentliche Aufmerksamkeit: Die Vorwürfe gegen den 1998 gestorbenen Malscher Ehrenbürger Anton Böhe wiegen schwer.

Betroffene und Zeitzeugen berichten, dass er in seiner Zeit als Pfarrer von 1952 bis 1985 rohe Gewalt gegenüber Kindern ausgeübt haben soll. Im Ort wird diskutiert, ob ihm die Ehrenbürgerwürde aberkannt und die Anton-Böhe-Straße umbenannt werden soll.

Den Forderungen nach Aufarbeitung von mehreren Seiten will die Gemeinde nun mit der Einsetzung einer Historischen Kommission nachkommen. „Der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung stellen sich uneingeschränkt der Verantwortung bei der Aufklärung und Aufarbeitung gegen den Ehrenbürger Pfarrer Anton Böhe“, heißt es einer gemeinsamen Erklärung der Fraktionsvorsitzenden und des Bürgermeisters Elmar Himmel (SPD), die Himmel in der jüngsten Gemeinderatssitzung verlas.

Aufarbeitung im Fall Anton Böhe: Menschen sollen Erfahrungen einbringen

Schon in den vergangenen Monaten sei in Archiven zu der Sache recherchiert worden, allerdings zeigten die bisher vorliegenden Ergebnisse, „dass es für die Aufklärung zum einen einer intensiveren, ausgeweiteten Aktenrecherche bedarf und zum anderen es ermöglicht werden muss, dass die Menschen ihre Erlebnisse und Erfahrungen in diesen Prozess der Aufarbeitung einbringen können“.

Pfarrer am Schreibtisch
Anton Böhe am Schreibtisch: Die Vergangenheit scheint ihn posthum einzuholen. Hinter seine Ehrenbürgerschaft wird nun ein Fragezeichen gesetzt. Foto: Heimatfreunde Malsch

Die Leitung der Kommission soll der Malscher Historiker Clemens Rehm übernehmen, der im Landesarchiv Baden-Württemberg arbeitet und der, so heißt es in der Erklärung, „auch mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in anderen gesellschaftlichen Bereichen betraut“ war. Rehm leitete unter anderem die sechsjährige Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Kinder- und Jugendheimen in Baden, Württemberg und Hohenzollern.

Gemeinderatsbeschluss in Malsch am 29. Juni erforderlich

Die Ergebnisse der Aufklärungsarbeit der Kommission „sollen als Grundlage für weitere Entscheidungen des Gemeinderats herangezogen werden“.

Für die Einsetzung der Kommission sei ein Gemeinderatsbeschluss erforderlich. Dieser könne „aus formalen Gründen“ erst in der Gemeinderatssitzung am 29. Juni 2021 erfolgen.

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