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Theater im Klassenzimmer

„Theater mobile Spiele“ spielt Büchners „Woyzeck“ für Schüler aus Ettlingen

Schauspieler Julian Koenig spielt den Woyzeck in der Wilhelm-Röpke-Schule in Ettlingen. Er agiert dabei mit Puppen, die die anderen Figuren aus dem Stück darstellen.

Schauspieler Julian Koenig spielt den Woyzeck. Er agiert dabei mit Puppen, die die anderen Figuren aus dem Stück darstellen.
Schauspieler Julian Koenig spielt den Woyzeck. Er agiert dabei mit Puppen, die die anderen Figuren aus dem Stück darstellen. Foto: Martina Erhard

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Franz Woyzeck, dem einfachen Soldaten, der zum Mörder seiner Freundin wird. Generationen von Schülern haben sich mit dem Drama von Georg Büchner beschäftigt.

Wir haben uns dazu entschlossen, die Geschichte komplett aus Woyzecks Sicht zu erzählen.
Julian Koenig
Schauspieler 

Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Röpke-Schule in Ettlingen hatten nun die Gelegenheit, den Woyzeck in einer etwas anderen Form kennenzulernen. Das „Theater mobile Spiele“ aus Karlsruhe verwandelte ein Klassenzimmer in einen Theaterraum.

Schauspieler Julian Koenig steht in der Rolle des Woyzeck zunächst allein auf der Bühne. Alles ist grau in grau: der Hintergrund, die Kleidung, die auf dem Boden verstreut ist, der Schauspieler, der sich kaum vom Bühnenbild abhebt.

Alle Figuren werden von Puppen dargestellt

„Wir haben uns dazu entschlossen, die Geschichte komplett aus Woyzecks Sicht zu erzählen“, erklärt Koenig dem Publikum vor dem Auftritt. „Uns war es wichtig, die Interpretation in den Vordergrund zu stellen, weshalb wir etliche Szenen und Figuren gestrichen haben.“

Nicht fehlen darf natürlich Marie, Woyzecks Freundin, die ihn mit dem Tambourmajor betrügt, der Hauptmann, der Woyzeck erniedrigt, und der Arzt, der mit der Hauptfigur medizinische Versuche macht.

All diese Figuren – gebaut wurden sie vom Künstler Marcus Stiefel-Dürr – werden von Puppen dargestellt, die zu Beginn des Stücks noch unter den verstreuten Kleidungsstücken liegen. Die Überraschung ist groß, als Koenig die erste Puppe, Marie, die ihr Baby im Arm hält, hochklappt, um einen Dialog mit ihr zu beginnen.

Am Ende stellt Koenig fest, dass der „Woyzeck“ ein Stück sei, das nicht immer schön anzuschauen sei. „Ist Woyzeck psychisch krank?“, will eine Schülerin wissen. „Niemand kommt als Mörder zur Welt“, antwortet Koenig. „Die Konstellation führt zur Tat“, sagt er und spricht von Demütigung, von Mobbing und von Betrug.

„Theater mobile Spiele“ tritt in Schulen in ganz Baden-Württemberg auf

Trotz des schwierigen Themas kommt das Stück gut an, wie der Applaus verrät. „Ich freue mich aufs Lesen“, meint Lena. Sie findet es interessant, das Buch mit dem Theaterstück zu vergleichen. „Ich bin schon gespannt, welche Interpretationsmöglichkeiten mir auffallen“, sagt sie.

Wir wollen den Schülern mit diesem Angebot einen Zugang zum Theater ermöglichen
Bernhard Spörl
Stellvertretender Schulleiter

„Wir wollen den Schülern mit diesem Angebot einen Zugang zum Theater ermöglichen“, so Bernhard Spörl, stellvertretender Schulleiter. Wenn so ein Theaterstück live gespielt werde, sei das ein anderes Erlebnis als die Lektüre des Buchs, ist er überzeugt.

So sieht das auch Deutschlehrerin Michaela Stahl-Kraft, die die Gastspiele der Theatergruppe an der Schule organisiert. „Es kommen immer Stücke zur Aufführung, die im Unterricht behandelt werden und die Gegenstand des Abiturs sind“, meint sie. Finanziert wird der Auftritt über Mittel aus dem Landesprogramm „Lernen mit Rückenwind“.

Thorsten Kreilos, Gründer des Karlsruher Theaters, weist darauf hin, dass „Theater mobile Spiele“ in Schulen in ganz Baden-Württemberg auftrete und man etwa acht Vorstellungen pro Woche spiele.

Service

Informationen zum Programm gibt es unter www.buehnenspiele.de.

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