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Hartgesottene Wasserratten

Was motiviert die Winterschwimmer in der Ettlinger Alb?

Eine kleine Gruppe steigt täglich zum Bad in die Ettlinger Alb. Dies auch in den Wintermonaten. Den Reiz der plötzlichen Kälte empfinden sie als angenehm.

Menschen baden in einem Fluss
Sichtlich ein Vergnügen: Das Bad der Ettlinger Winterschwimmer in der äußerst kühlen Alb. Zehn Minuten läuft das frostige Baden jeden Tag um die Mittagszeit am Fluss. Foto: Werner Bentz

Ganz schön coole und hartgesottene Wasserratten sind das: die Winterschwimmer. Kaum zu glauben, was sich in diesen Tagen in der Ettlinger Alb abspielt. Es hat fünf Grad Minus und doch steht am Uferrand bei der Wasenbrücke eine kleine Schar Unentwegter, eingehüllt in Bademäntel, die sich nicht davon abbringen lassen wollen, ins kühle Nass zu steigen.

In der Alb fließt vergleichsweise viel Wasser wegen der Schnee- und Regenfälle zu Tal. Die fast schon lustvollen Jauchzer von den sechs, sieben Menschen beim langsamen Einsteigen in den Fluss lässt eine Autofahrerin in der Mühlenstraße anhalten und sich vergewissern, ob sie nicht einer Sinnestäuschung unterliegt.

Danach steigt sie wieder schnell in ihr Auto, stößt in amerikanischem Slang ihre Bewunderung für die Winterschwimmer aus: „That’s great.“ Und fährt weiter.

Seit Oktober geht es täglich hinunter zur Alb

Nicht ganz so ausgeprägt ist die Bewunderung eines Mannes, der mit zwei Hunden vorbeikommt. Auf die Frage, ob er jetzt auch Lust auf ein Bad in der Alb hätte, antwortet er trocken „Danke“ und geht schnell weiter. Für Fee Bachmann, ehedem einmal bei der Stadtverwaltung Ettlingen beschäftigt, ist Winterbaden nicht nur ein hoher Spaßfaktor, sondern auch gut für die Gesundheit.

Die begeisterte Kanusportlerin war in den Sommermonaten schon immer mal wieder in die Alb gestiegen, um sich etwas abzukühlen. Im Oktober kam sie auf die Idee, weiterhin dies zu tun. Nach und nach gesellten sich Schwimmfreundinnen dazu, die die tägliche kurze Abkühlung in der Alb als gelungene Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag ansahen. Ehemann Malte Wilhelm-Bachmann war ohnehin von vorneherein beim Baden in der kühleren Jahreszeit dabei und spätestens als noch eine Nachbarin und Swetlana Davina aus Rüppurr dazu kam, war die Winterschwimmgruppe ins Leben gerufen.

Noch im Bademantel bekennt Davina: „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich in Deutschland einmal im Dezember oder Januar in einen Fluss steige.“ Mittlerweile ist sie auch an Epplesee und Fermasee in Rheinstetten unterwegs, um sich dem Reiz der plötzlich eintretenden Kälte auszusetzen.

Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl über die Straße zu gehen und in der Alb zu baden.
Malte Wilhelm-Bachmann Winterbade-Gruppe Ettlingen

Malte Wilhelm-Bachmann, sonst als Informatiker im Homeoffice tätig, freut sich täglich auf den Gang von seiner Wohnung über die Straße runter zur beschaulich vorbeifließenden Alb: „Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl.“ Fünf Minuten in den Wintermonaten dort zu schwimmen, sei ein Adrenalinstoß für den ganzen Tag. Und schön sei, dass jetzt das Wasser der Alb dank der Niederschläge der vergangenen Tage an der Wasenbrücke so hoch sei, dass man an verschiedenen Stellen bis zur Brust im Wasser stehen könne. „Da können wir jetzt ganz gut drin schwimmen“, sagen die Winterschwimmer freudestrahlend.

Um die Worte zu unterstreichen, fangen alle an kräftig gegen die Alb zu schwimmen. Sie kennen die Örtlichkeit so gut, dass kaum Gefahr besteht, dass sie etwa mit ihren Knien gegen einen unter Wasser verborgenen Stein stoßen könnten.

Nach zehn Minuten geht es unter die heiße Dusche

Eine ältere Dame, die sich ebenfalls dazu gesellt hat, ist vom regelmäßiges Winterbaden überzeugt: „Das stärkt das Immunsystem und schützt vor Infekten.“ Nach zehn Minuten Bad in der kalten Alb, das Wasser hat frostige sechs Grad plus, ist die Stimmung bestens. „Jetzt schnell unter die heiße Dusche!“, sagt der Jüngste der Gruppe, der sich wie die anderen nach dem kurzen Schwimmen in der Alb schnell wieder Bademantel und Mütze angezogen hat.

Während Fee Bachmann noch bekundet, dass selbst, wenn es noch kälter werden sollte, sie nicht auf den täglichen Gang zur Alb verzichten würde. Schließlich sei sie jetzt schon seit 25. Oktober täglich unterwegs zur Alb. Es sei eine ´Freude zu sehen, dass die Zahl der Teilnehmer so nach und nach wachse. Derweil erzählt Swetlana Davina, dass draußen an den beiden Rheinstettener Seen ebenfalls immer mehr Menschen zu sehen seien, die auch in den Wintermonaten dort ins eisige Wasser steigen.

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