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Räumfahrzeuge im Dauereinsatz

Winterdienst im Albtal: Mehr Angst vor Polarwirbel als vor der Schneeschmelze

Dauerschneefall beansprucht die Mitarbeiter der kommunalen Winterdienste in den Albtal-Gemeinden deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Am Montag räumten sie in drei Schichten Straßen, Wege und Plätze.

Lkw mit Schneepflug
Starker Schneefall im oberen Albtal: Wie hier in Bad Herrenalb waren am Montag die Fahrer der Lastwagen mit Schneepflug im Dauereinsatz. Foto: Werner Bentz

Starker Dauerschneefall hat am Montag in Bad Herrenalb die Arbeit des kommunalen Schneeräumdienstes erschwert. Bei Harald Flittner, Leiter des städtischen Bauhofs, stand in den Morgenstunden das Telefon nicht still. Es waren Bürger, die anriefen und forderten, dass doch die Räumfahrzeuge in ihre Straßen kommen oder kleinere Wege vom Schnee befreit werden sollten.

„Wir merken, dass die Menschen durch den ausgefallenen Winter im vergangenen Jahr etwas von ihm entwöhnt sind und jetzt manchmal recht gereizt reagieren.“ Dabei seien die Einsatzkräfte der Stadt Bad Herrenalb rund um die Uhr im Einsatz. Schon gegen 4 Uhr seien die ersten der sieben Fahrzeuge draußen gewesen, um die Straßen zu räumen.

Das gehe nach einem exakten Ablaufplan. In der vordersten Priorität stünden immer die Zufahrtsstraßen zum Feuerwehrhaus und DRK und zur SHR-Klinik auf der Falkenburg. Danach kämen die Steilstrecken auf Wurstberg und Mayenberg. Das Problem aktuell sei der hohe Wasseranteil im Schnee. Dadurch bestehe trotz Räumung der Strecken die Gefahr schneller Glättebildung, da das Thermometer permanent zwischen Minus- und Plustemperaturen wechsle.

Fahrzeuge seit 4 Uhr im Dauereinsatz

Auch Jürgen Steiner, Leiter des Karlsbader Bauhofs, spürt die Nervosität manchen Bürgers, dem die Einsatzfahrzeuge der Gemeinde nicht schnell genug kommen konnten. Dabei waren wie in Bad Herrenalb seit etwa 4 Uhr am Montag die Raumfährzeuge im Dauereinsatz. Besonders viel Arbeit gab es in den höher gelegenen Ortsteilen Ittersbach und Spielberg, während unten in Mutschelbach der nur wie ein Hauch gefallene Schnee wegen der ansteigenden Temperaturen sich bald erledigt hatte.

In Ettlingen hatte Norbert Rummel vom Baubetriebsdienst mit seinem Team zum einen in den Höhenstadtteilen gefallenen Neuschnee zu räumen, zum anderen in der Kernstadt ein Auge darauf zu richten, dass in den Morgenstunden in Kreiseln und an Zebrastreifen schnell etwas gegen die Eisglätte getan wird.

Einen Blick richtet der Baubetriebsdienst auch auf die Wetterprognosen der kommenden Tage, wenn für Donnerstag und Freitag deutlich mildere Temperaturen und starker Regen angesagt ist. Aktuell hält es der Deutsche Wetterdienst für möglich, dass das Wasser der Alb bei Ettlingen auf einen Pegelstand zwischen einen Meter und 1,50 Meter steigt.

Sobald 1,20 Meter erreicht sind, wird auf Anweisung des zuständigen Amts der Stadt Ettlingen auch hier das Team von Rummel tätig, um an verschiedenen Stellen entlang der Alb in der Ettlinger Innenstadt Spundwände oder Dammbalken einzuziehen. „Alles Routine“, sagt Rummel. Er erwartet in den nächsten Tagen keine gefährlichere Hochwasserlage.

Hochwassergefahr aktuell noch kein Thema

Das deckt sich auch mit der Erfahrung von Harald Flittner, der bereits seit 44 Jahren in Diensten der Stadt Bad Herrenalb steht: „Da müsste oben auf den Schwarzwaldhöhen noch deutlich mehr Schnee liegen, verbunden mit einer kräftigen Schneeschmelze und Dauerregen.“ Für ihn ist spannender, wenn nach dem kurzen wärmeren Intermezzo zwischen Wochenmitte und Wochenende Anfang der kommenden Woche der angekündigte „Polarwirbel“ wieder für kräftigere Minusgrade im oberen Albtal sorgen soll.

Beim aktuellen, noch mindestens bis Dienstagmorgen anhaltenden Schneefall und dem damit nötigen Winterdienst plagen Flittner kleine Sorgen. So beispielsweise Anwohner in Herrenalber Straßen, die ihre Autos in den Nachtstunden so geparkt haben, dass die Fahrzeuge des Winterdienstes nicht durchkommen. Folge: Diese müssen dann längere Strecken rückwärts fahren. Und es muss ein kleineres Fahrzeug, das normalerweise nur für die Räumung von Bürgersteigen und Fußwegen eingesetzt wird, geordert werden, um an dieser Stelle die Straße vom Schnee zu befreien.

Eingriffe in den Straßenverkehr

Und Flittner weist dann auch noch auf die Satzung der Stadt Bad Herrenalb für Winterdienst und die Schneeräumpflicht hin. Einige Bürger hätten die Unart, wenn der Lkw mit dem Schneepflug durch ist, die an den Straßenrand und teilweise auf den Bürgersteig geschobenen Schneemassen mit dem Schneeschieber oder Schaufel wieder auf die Straße zurück zu befördern.

Was viele nicht bedenken: Dies ist ein gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr. Und schließlich seien Grundstückbesitzer verpflichtet, dass die Äste von Bäumen nicht zu sehr in die Straßen hineinhängen. „Das Lichtraumprofil muss so groß sein, dass ein Lkw durchkommt“, sagt Flittner. Regelmäßig würden durch heraushängende Zweige Außenspiegel gebrochen oder der Lack zerkratzt.

Linienbus strandet in einer Schneewehe

In Dobel musste der örtliche Schneeräumdienst, so die Informationen von Bürgermeister Christoph Schaack, auch einen Linienbus herausziehen, der in einer Schneewehe gestrandet war. „Wir haben hier so einen sulzigen Schnee, der wegen der Windböen leicht anfriert, und dann die Fahrbahn gefährlich macht“, meint der Bürgermeister.

Er selbst hatte auch größte Schwierigkeiten, um in der Mittagspause mit seinem Fahrzeug nach Hause zu kommen, weil der Räumdienst noch nicht überall für gute Straßenverhältnisse sorgen konnte. Schaack: „Für den Winterdienst wie aktuell haben wir zu wenige kommunale Fahrzeuge. Dazu mussten wir auch noch dem Kreis helfen, um unsere Ortsdurchgangsstraße von Schnee und Glatteis zu befreien.“

Lenkzeiten werden eingehalten

In Karlsbad waren am Montag fünf Räumfahrzeuge im Einsatz. Jürgen Steiner achtet genau darauf, dass seine Mitarbeiter die Lenkzeiten und Arbeitsschutzvorschriften einhalten. Dazu gehört nach fünf Stunden Arbeit eine Pause von einer Stunde, bevor es dann zum zweiten Mal herangeht. Nacht acht Stunden Arbeit ist dann endgültig Schluss. Allerdings müssen seine Leute auf Rufbereitschaft bleiben. Am Abend drohte wegen der Wettervorhersagen der nächste Einsatz.

Für Harald Flittner ist dies schon jetzt für die Stadt Bad Herrenalb ein teurer Einsatz. Das habe weniger mit dem Materialeinsatz zu tun, sondern mit den vielen Arbeitsstunden, die die Mitarbeiter des Bauhofs im Vergleich zum vergangenen Winter „schreiben“ müssten.

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