Ausgeschlafen kommen die Fünftklässler am Montagvormittag zum Schulbeginn in der dritten Unterrichtsstunde alleine oder zu zweit mit ihren Rädern auf dem Fahrradparkplatz hinter dem Max-Planck-Gymnasium in Rüppurr an.
Die Freude über das Wiedersehen mit den Klassenkameraden ist nach drei Monaten Distanzunterricht greifbar. Von einem normalen Präsenzunterricht ist man am Rüppurrer Gymnasium aber noch weit entfernt.
Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu minimieren, wurden die fünften und sechsten Klassen in jeweils zwei Gruppen aufgeteilt. Unterricht findet bei wechselndem Beginn vier Schulstunden pro Tag statt.
Warten auf die Schnelltests für Schüler
Auch in den anderen weiterführenden Schulen werden die Unterstufenschüler wieder unter Pandemie-Bedingungen unterrichtet. Im Goethe-Gymnasium wurden die Klassen ebenfalls halbiert. Für jede Gruppe steht nun ein Tag Präsenzunterricht an der Schule und danach ein Tag selbstständiges Bearbeiten der Aufgaben zu Hause auf dem Programm.
„So ist nie die ganze Klasse in der Schule und alle bekommen trotzdem denselben Stoff vermittelt“, erläutert Goethe-Direktor Albrecht Aichelin das Prinzip. Weil es in den vergangenen Tagen „sehr unterschiedliche Signale von der Landesregierung“ gegeben habe, hätte jede Schule ihren eigenen Weg durch die Krise suchen müssen, so Aicherlin weiter.
Für die Lehrer können wir die Tests selbst organisieren. Aber bei den Schülern müssen wir abwarten.Albrecht Aichelin, Direktor des Goethe-Gymnasiums
Nun wartet er neben weiteren Anweisungen aus dem Kultusministerium noch auf die versprochenen Schnelltests für Schüler. „Für die Lehrer können wir die Tests selbst organisieren. Aber bei den Schülern müssen wir abwarten“, sagt Aichelin. Zufriedenstellend sei die Situation nicht, weiß der Schulleiter, denn einmal mehr seien Schulen bei der Bewältigung der Krise weitgehend auf sich alleine gestellt.
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Eltern und Schüler in Karlsruhe zwischen Hoffen und Bangen
Gefreut auf ihren ersten Schultag seit Mitte Dezember hat sich Goethe-Fünftklässlerin Emelie Cole. Bei ihrer Mutter Birgit war die Gefühlslage dagegen eher gemischt. „Man hat doch auch ein bisschen Angst und fragt sich, wie lange das gut geht“, sagt die Mutter mit einem Blick auf die stetig steigenden Inzidenzwerte in Karlsruhe.
Eine „Notbremse“ für die Schulen gibt es laut den Vorgaben der Landesregierung nicht, und auch in den Grundschulen steht seit Montag Regelbetrieb für alle Schüler auf dem Programm. Allerdings gilt in Baden-Württemberg weiterhin keine Präsenzpflicht. Ihre Tochter nicht in die Schule zu lassen, war für Birgit Cole jedoch keine Option. „Da wäre sie doch sehr enttäuscht gewesen.“
Kritik am Termin für die Wiederöffnung der Schulen
Für Heike Willamowski ist die Wiederöffnung der Schulen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ein Fehler. „Man hätte damit zumindest warten sollen, bis es eine klare Teststrategie für die Schüler gibt“, sagt die Rektorin der Drais-Gemeinschaftsschule. Nun gebe es an den meisten Schulen „unausgegorene“ Pandemiekonzepte.
Viele fühlen sich mit der Situation komplett überfordert.Heike Willamowski, Rektorin der Drais-Gemeinschaftsschule
„Die Entscheidungen der Landesregierung in den vergangenen Tagen waren sehr irritierend. Da weiß man kaum noch, wie man das verantworten soll, und viele fühlen sich mit der Situation komplett überfordert“, sagt die geschäftsführende Leiterin der Gemeinschaftsschulen in Karlsruhe.
Auch personell sei die Organisation des Regelschulbetriebs mit geteilten Klassen schwer zu stemmen. „Eigentlich hat der Online-Unterricht sehr gut geklappt“, sagt Willamowski. „Und dieses System wurde nun ohne Not kaputt gemacht.“